Die Bürgerenergie-Genossenschaft Coburger Land hat ihr erstes Projekt umgesetzt. Auf dem Dach des Coburger Ernestinums wird jetzt Strom erzeugt.
Kurz vor den Sommerferien kann sich das Coburger Gymnasium Ernestinum über eine besondere Bescherung freuen: Am Mittwoch übergab die Bürger-Energiegenossenschaft Coburger Land eine brandneue Photovoltaik-Anlage an Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD), Baubürgermeisterin Birgit Weber (CSU) sowie an Schulleiter Bernd Jakob. Die 84 KW starke PV-Anlage, die auf dem Dach der Mensa und des angrenzenden Klassentrakts installiert wurde, stellt das erste Beteiligungsprojekt der noch jungen Genossenschaft dar. Umso mehr freuten sich die Vorstände Christian Gunsenheimer und Walter Flohrschütz sowie Wolfgang Weiß als Aufsichtsratsvorsitzender darüber, ihr neuartiges Kooperationsmodell nach Anlaufschwierigkeiten nun endlich in Betrieb nehmen zu können.
Ein Zeichen gesetzt
Als der Coburger Stadtrat 2010 die Umsetzung des integrierten Klimaschutzkonzeptes beschloss, habe man sich
"ambitionierte Ziele" gesetzt, blickte Tessmer zurück. Obwohl der Energiebedarf seither gesenkt werden konnte, weise die CO2 -Bilanz einen Anstieg auf, so dass der Anteil an klimaneutralen Energiequellen deutlich forciert werden müsse. "Doch in Zeiten der Haushaltskonsolidierung sind die Möglichkeiten der Stadt
Coburg beschränkt", machte das Stadtoberhaupt klar. Umso mehr begrüßte Tessmer aus Sicht des Sachaufwandsträgers die jetzt eingeweihte Bürgersolaranlage auf einer öffentlichen Dachfläche. Als ehemaliger Ernestiner freute es Gunsenheimer ganz besonders, gerade hier das erste Projekt der noch jungen Genossenschaft verwirklichen zu können. Grünen-Stadtrat Weiß bezeichnete das Leasing-Modell als "pfiffige Idee". "Das ist auch ein Zeichen nach außen", fuhr Weiß fort, in Zeiten, in denen die geplante Novellierung den Bestand der Kohlekraftwerke auf Jahre hinaus sichere.
Weiß: "Wir halten mit unseren 84 KW dagegen."
Kurze Wege
Da der Strom vor Ort erzeugt und verbraucht werde, gelte das Prinzip der kurzen Wege, das lange Leitungen unnötig mache. Auch Birgit Weber, in deren Zuständigkeit die Stabsstelle Umwelt- und Klimaschutz fällt, begrüßte das Projekt. Für die Photovoltaik-Anlage erwarten die künftigen Betreiber "ein ausgeglichenes Betriebsergebnis". Für Stefan Hinterleitner lohnen sich solche Anlagen nur, wenn der Strom selbst genutzt wird. Und der eigenverbrauchte Anteil wird im Falle des Ernestinums auf über 65 Prozent geschätzt. "Wie hoch er genau liegt, müssen wir in der Praxis jetzt herausfinden", sagte Micha Schemmel (Elektro Blitz Coburg), der die Anlage in drei Wochen installiert hat. 40 Mitglieder zählt die Genossenschaft aktuell. Ein mögliches neues Objekt haben die Verantwortlichen schon ins Auge gefasst: Auf dem Neubau der Realschule II sei ebenfalls eine Photovoltaikanlage geplant, das habe der Landkreis schon beschlossen, berichtete Hinterleitner.