Werke von Vaughan Williams, Mahler und Schostakowitsch erklangen beim 4. Sinfoniekonzert im Landestheater Coburg.
Selten zu hörende Werke - sieht man von den "Liedern eines fahrenden Gesellen" ab - standen auf dem Programm des 4. Sinfoniekonzerts des Landestheaters. Dennoch wiesen die Werke gewisse Gemeinsamkeiten auf, indem sie unter harmlosen Titeln so manche Doppeldeutigkeit verbargen.
Dies galt gleich zu Beginn für die 3. Sinfonie des englischen Komponisten Ralph Vaughan Williams mit dem Beinamen "A Pastoral Symphony". Denn der Titel trügt. Williams verarbeitet hier in vier langsamen, schwermütigen Sätzen tragische Erlebnisse aus dem 1. Weltkrieg, wo er als Sanitäter in blühenden Landschaften das Leid und Sterben von Verwundeten erlebte.
Die verhaltenen Farben der spätromantisch-impressionistischen Partitur wurden von Roland Kluttig mit großem Atem und organischen Steigerungen entfaltet, wobei ihm das Orchester in jeder Phase aufmerksam folgte.
Eindrucksvolle Vokalise
Besonderen Effekt machten die sauber geblasene Ferntrompete im 2. Satz und die ebenfalls vom Spiegelsaal aus von Joanna Stark eindrucksvoll gesungene Vokalise im 4. Satz. Weltschmerz und gebrochene Freude erlebt man bei den "Liedern eines fahrenden Gesellen" von Gustav Mahler, deren Texte er selbst schrieb.
Für die eindringliche Gestaltung dieser bewegenden Gesänge sorgte Martin Trepl, der die Lieder auswendig, mit deutlicher Aussprache und wandlungsfähiger Stimme von großem Tonumfang wiedergab. Er vermochte es, den Charakter der jeweiligen Lieder optimal zu erfassen und ihnen intensiven stimmlichen Ausdruck zu verleihen. Einfühlsam begleitete Roland Kluttig mit dem klangvoll spielenden Orchester den Sänger.
Höhepunkt des Konzerts war nach der Pause die 6. Sinfonie h-Moll op.54 von Dmitri Schostakowitsch. Sie sollte nach der versöhnlichen "Fünften" die geforderte "positive" Einstellung des Komponisten fortsetzen. Statt aber dem "Frühling" oder der "Jugend" zu huldigen, beginnt er mit einem ausgedehnten Klagegesang, der unisono in den Streichern beginnt und sich dann im ganzen Orchester ausdehnt. Dann folgt ein überaus virtuoses Allegro, das beinahe übertrieben Lustigkeit demonstriert, dessen grelle Klangfarben aber auch etwas Dämonisches haben.
Das abschließende Presto - ein vierter Satz fehlt - ist ein brillantes Orchester-Scherzo, das vor allem an Streicher und Holzbläser immense Anforderungen stellt. Witzig die raffiniert und geistreich verarbeiteten Rossini- und Mozartzitate. Das Ganze wurde vom Orchester unter dem anfeuerndem, sorgsam gestaltenden Dirigat von Roland Kluttig bewunderungswürdig bewältigt, weshalb nach begeistertem Beifall des Publikums eine Reihe von Solisten Sonderbeifall erhielten.
Bravo für einen am Ende doch noch versöhnlich endenden Konzertabend!