Oberbürgermeister Tessmer: Zwischen Coburger Bratwurst und Theater

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Konstituierende Stadtratssitzung am 5. Mai mit Zweiter Bürgermeisterin Birgit Weber und Drittem Bürgermeister Thomas Nowak.
Konstituierende Stadtratssitzung am 5. Mai mit Zweiter Bürgermeisterin Birgit Weber und Drittem Bürgermeister Thomas Nowak.
 
Demonstratives Bratwurstessen am 4. Juni.
Demonstratives Bratwurstessen am 4. Juni.
 
Beim Schützenauszug am 3. August. Foto: Barbara Herbst
Beim Schützenauszug am 3. August. Foto: Barbara Herbst
 

Norbert Tessmer (SPD) war 18 Jahre lang ehrenamtlicher und berufsmäßiger Bürgermeister, bevor er zum Oberbürgermeister gewählt wurde. Erste Bilanz: "Vorher war's viel, jetzt ist's mehra!"

Die Sache mit dem Landestheater hat er noch nicht so hingekriegt, wie er sich das vorgestellt hat. "Generalsanierung auf den Weg bringen", lautete der erste von sechs Punkten für die ersten 100 Tage im Amt. Doch vorerst muss sich Norbert Tessmer damit zufrieden geben, dass er nun immerhin seine Ansprechpartner in den jeweiligen Ministerien kennt: Zu reden ist mit dem Wissenschaftsministerium wegen dem Raumkonzept, mit der Obersten Baubehörde im Innenministerium wegen der Planung und mit dem Finanzminister übers Geld. "Man weiß, wer am Ende der Leitung sitzt, weil man sich im Rahmen von dienstlichen Begegnungen persönlich kennengelernt hat. Das erleichtert die ganze Sache", sagt der Oberbürgermeister.
Den Rest seines 100-Tage-Programms läuft dagegen aus seiner Sicht zufriedenstellend: Dialog mit Hausbesitzern wegen Leerständen in der Innenstadt, Zusammenkünfte mit Vertretern der Wirtschaft, Überarbeiten der
Verwaltungsstrukturen, Fachkräftemangel verhindern, demografischer Wandel als ständige Aufgabe.

Zwei neue Stabstellen

Letzteres geht Tessmer unter anderem dadurch an, dass eine Stabsstelle "Bündnis für Familien und Demografie" geschaffen wurde. "Das geht nicht nur die soziale Landschaft an, sondern das ist ein Thema für die gesamte Verwaltung", sagt der 61-Jährige. Womit er schon bei den Veränderungen in der Verwaltung ist, die er schon angestoßen hat oder die noch kommen werden. Auch die IT-Managerin ist zur Stabsstelle aufgewertet worden, und das Bürgerbüro wurde dem Einwohneramt zugeschlagen. Das sei, sagt Tessmer, vorher zwei Referaten unterstellt gewesen. In die Arbeitsgruppe zur Verwaltungsstruktur seien auch viele jüngere Mitarbeiter berufen worden, "die noch 20 und mehr Jahre Dienstzeit haben. Das sind ja die künftigen Verantwortungsträger in den Ämtern", betont Tessmer.
Beteiligung, gegenseitige Information, abgestimmte Vorgehensweise: Das ist ihm wichtig, wie er im Gespräch mehrfach betont. Nicht nur mit den beiden Bürgermeisterkollegen Birgit Weber (CSU) und Thomas Nowak (SPD), sondern auch mit der Verwaltung und vor allem mit den Stadtratsfraktionen.

Informationen, Informationen

Zwei Besprechungen mit Fraktionsvorsitzenden habe es schon gegeben, damit die Stadtratsmitglieder informiert werden über das, was ansteht. "Eine Entscheidungsfindung wird wesentlich erleichtert, wenn ich die Hintergründe kenne", sagt Tessmer aus eigener Erfahrung als Stadtratsmitglied. Es gehe ihm auch darum, die Fraktionen im Vorfeld auf dem Laufenden zu halten. Sie sollen "die Zwänge kennen, warum die Verwaltung gewisse Dinge so und so handhabt und was die Hintergründe und die Intentionen sind".
Und die Fraktionen wollen viel wissen. Zum Beispiel, wie das Büro des Oberbürgermeisters personell besetzt wird. Das hatte die Wählergemeinschaft Pro Coburg zum Gegenstand einer Anfrage im Stadtrat gemacht. Damals, im Mai, hieß es, die Dinge würden noch diskutiert. Inzwischen ist das Vorzimmer wieder mit zwei Mitarbeiterinnen besetzt, und Norbert Tessmer hat sich Holger Diez aus dem Ordnungsamt als persönlichen Referenten geholt. Tessmer wollte mit weniger Kräften im Vorzimmer auskommen, "aber es ging nicht". Denn was im Büro des Oberbürgermeisters anbrande, sei ein Vielfaches von dem, was der Zweite Bürgermeister bewältigen musste. "Im Bürglaßschlösschen war jede Woche was Neues, hier jeden Tag. Manchmal sogar stündlich!"

Parkplatz-Entscheidung

Mehr zu tun, aber nicht mehr Zeit als vorher. "Wir müssen unsere Abläufe straffen, wir müssen sehen, dass wir unsere Arbeit gut strukturieren", sagt Tessmer. Doch selbst die beste Planung hilft nichts, wenn krebserregende Stoffe in der Coburger Bratwurst Presse, Funk und Fernsehen aus ganz Deutschland in die Vestestadt ziehen oder wenn entschieden werden muss, wo Ersatzparkplätze geschaffen werden, wenn Parkhaus Mauer und Anger gleichzeitig dicht sind.
Erfassung der leer stehenden Objekte in der Innenstadt angeschoben, Gespräche mit den größten Unternehmen der Stadt - HUK Coburg, Brose, Kaeser - geführt oder im Terminkalender stehen, Einsatz für den ICE-Halt: Auch das verbucht Tessmer unter "erledigt" für die ersten 100 Tage. Und er hat sich in den Ausschuss für Wirtschaft und europäischen Binnenmarkt beim Deutschen Städtetag berufen lassen. Er wolle, sagt Tessmer, Coburg künftig auch als bedeutenden Wirtschaftsstandort ins Blickfeld rücken.

Norbert Tessmer über...

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