Notlage im Kindergarten in Eicha

2 Min
Was wird aus dem Waldorfkindergarten in Eicha? Wegen Personalmangels ist er zur Zeit geschlossen. Fotos: Christiane Lehmann
Was wird aus dem Waldorfkindergarten in Eicha? Wegen Personalmangels ist er zur Zeit geschlossen.  Fotos: Christiane Lehmann
Ein Zettel an der Tür bietet den Eltern Soforthilfe an.
Ein Zettel an der Tür bietet den Eltern Soforthilfe an.
 

Weil zu wenig Kinder angemeldet waren, passte der Personalschlüssel nicht mehr. Der Waldorfverein suchte nach flexiblen Lösungen mit den Erziehern. Statt dessen kamen Krankmeldungen und Kündigungen. Der Kindergarten musste geschlossen werden.

Der Vorstand fühlt sich unter Druck gesetzt. "Das Wort Erpressung könnte man in den Raum stellen", sagte Dietrich Pax vom Vorstand des Waldorfvereins Coburg. Es geht um den Waldorfkindergarten in Eicha. Ums Personal, um die Kinder, um die Zukunft der gesamten Einrichtung.

Nachdem am Freitag vergangener Woche weder die beiden Erzieher noch die Kinderpflegerin zum Dienst erschienen sind, musste der Kindergarten geschlossen werden. Die 20 Familien, die davon betroffen waren, standen vor einem großen Problem. Dietrich Pax, Katrin Gerboth, Dominik Leimeister und Adam Sauer vom neuen Vorstand (im Juli gewählt) suchten das Gespräch und boten den Eltern an, die Kinder in Callenberg, wo ebenfalls ein Waldorfkindergarten betrieben wird, aufzunehmen. 13 Kinder sind mittlerweile untergekommen, die Eltern der anderen haben sich noch nicht entschieden.


Was ist vorgefallen?

Der ursprünglich katholische Kindergarten liegt seit 2012 in den Händen des Waldorfvereins Ein Beschluss des damaligen Vorstandes sah vor, dass alle Kinder aus dem Landkreis, die einen Waldorfkindergarten besuchen sollen, nur noch in Eicha einen Platz bekommen. Der Standort Callenberg sollte den Städtern vorbehalten bleiben. "Ein mehr als unglücklicher Beschluss", wie Pax deutlich macht.

"Wer aus Meeder bringt sein Kind nach Eicha, wenn Callenberg vor der Tür liegt?", fragt der Vorstandssprecher und wundert sich deshalb nicht, dass zu Beginn des Kindergartenjahres kaum noch Anmeldungen aus dem östlichen Landkreis in Eicha eingingen. Der Beschluss wurde vom neuen Vorstand sofort aufgehoben. Dennoch waren lediglich 22 Kinder in Eicha angemeldet. Noch im vergangenen Jahr gab es eine Kindergarten- und eine Kinderkrippengruppe.

Der Personalschlüssel ging somit heuer nicht mehr auf: zuviel Kräfte für zu wenig Kinder. "Wir suchten das Gespräch und boten an, das Personal zu behalten, wenn ein Teil der Arbeitsstunden im Kindergarten Callenberg abgeleistet wird. Oder sie hätten ihr Stundenkontingent um 20 Prozent reduzieren müssen", erläutert Pax. Beides lehnten die betroffenen Fachkräfte ab.

Gespräch gescheitert

Selbst ein Gespräch zusammen mit den Eltern, das am vergangenen Donnerstag bis nach Mitternacht geführt wurde, brachte keine Einigung. Am Freitag erschienen die drei dann nicht zum Dienst, waren krank. Mittlerweile ist bei Dietrich Pax auch eine Kündigung eingegangen. "Wir sind enttäuscht, ja traurig, dass dieser Disput nicht gelöst werden konnte und auf dem Rücken der Kinder und Eltern ausgetragen wurde", sagt Pax. "Wir stehen vor einer schwierigen Entscheidung."

Wie geht es weiter?

Immerhin gibt es ein Sanierungskonzept, für das sich auch die Gemeinde Ahorn stark macht. Ein Beschluss aller Landkreiskommunen sichert eine Beteiligung der Kosten zu. Doch der Eigenanteil von 170 000 Euro plus eine Vorfinanzierung von 190 000 Euro, die der vorangegangenen Vorstand zugesichert hatte, ist noch nicht aufgebracht.

Eine weitere Schwierigkeit: Der Pachtvertrag mit der katholischen Kirche läuft über 50 Jahre. Das Gebäude als viergruppiger Kindergarten großräumig angelegt, kann nicht beliebig genutzt werden. Denn feststeht: Vier zusätzliche Gruppen wird ein Waldorfkindergarten nicht füllen können. "Die Betriebskosten sind jedoch enorm. Allein der Öltank fasst 21000 Liter", erläutert Pax stirnrunzelnd. Aber: "Bürgermeister Martin Finzel, der sich für das Konzept und die Beteiligung der Landkreisgemeinden einsetzt, empfiehlt uns, das Gebäude in Ruhe zu sanieren und in zwei Jahren neu zu starten."

Der Waldorfkindergarten in Eicha bleibt in jedem Fall eine Herausforderung. "Bringen wir genug Geld und Mut auf, diesen Schritt zu gehen?", fragt Pax, der aber auch das naturnahe, weitläufige Gelände mit all seinen Möglichkeiten als tolle Chance für neugierige Waldorfkinder sieht.