Neustadt bei Coburg: Kaum einer weiß es - die Barbie stammt eigentlich aus Franken
Autor: Strahinja Bućan
Neustadt bei Coburg, Dienstag, 16. Januar 2024
Von den USA aus hat die Barbie-Puppe die ganze Welt erobert. Nun ist sie durch einen eigenen Film in aller Munde. Ein Geheimnis der schlanken Plastik-Blondine ist aber: Eigentlich ist sie gar keine Amerikanerin, sondern stammt aus Neustadt bei Coburg.
Zumindest jeder kennt sie und sie fehlt in fast keinem Mädchenzimmer - die Barbie-Puppe. Mittlerweile gibt es sie in allen Formen und Farben, wobei sie als schlanke Blondine von den Mattel-Werkstätten in den USA aus die ganze Welt erobert hat. Und manche Ausgaben der Puppe erreichen im Sammler-Geschäft schwindelerregende Preise. Doch kaum einer weiß: Die Barbie kommt ursprünglich gar nicht aus der Sonne Kaliforniens, sondern aus Oberfranken.
Derzeit erlebt die Barbie wieder einen Boom, nicht zuletzt wegen des aktuellen Kinofilms. Sogar eine eigene Schokolade hat sie in den vergangenen Wochen bekommen, darum kümmerte sich Ritter Sport. Einen solchen Erfolg hat sich Lilli wohl kaum träumen lassen. So heißt nämlich die Ur-Barbie, die in den 1950er Jahren bei O. & M. Hausser in Neustadt bei Coburg das Licht der Welt erblickte.
Von Franken in die Welt - Siegeszug der Barbie begann in Neustadt bei Coburg
Eigentlich ist die Lilli eine Erfindung der Bild-Zeitung. Der Karikaturist Reinhard Beuthien erfand die Figur als Comic, um leere Seiten in der Tageszeitung zu füllen. Dabei sollte sie genau in die Zeit passen - sie arbeitete als Sekretärin, war kess, aber zugleich sittsam und immer auf der Suche nach einem reichen Mann, für den sie den Haushalt schmeißen könnte. Von 1952 bis 1961 erschienen die Lilli-Zeichnungen in der Bild.
1955 kam Max Weißbrodt von O. & M. Hausser auf die Idee, aus der Comic-Figur eine Puppe zu machen. Die schlanke Plastik-Dame brachte unzählige Kleider zum Umziehen mit und war die erste Puppe, die ihre Beine sittsam zusammenhielt. Alles andere wäre für eine erwachsene Puppe äußerst obszön gewesen. Tatsächlich wurde sie bis in die 1960er-Jahre produziert - der Erfolg hielt sich jedoch in Grenzen. Denn gedacht war sie als Präsent für Erwachsene.
Die Lilli war nämlich schlicht zu teuer für die Zeit. Sie konnte bis zu 12 Mark kosten, bei einem durchschnittlichen Verdienst von 300 Mark zu jener Zeit. Doch die Lilli hatte Glück, dass Mattel Ruth Handler eine der Lillis in einem Schaufenster in Luzern entdeckte. Sie verliebte sich in die Plastik-Fränkin, entwarf zurück in den USA eine eigene Version der Puppe und taufte sie nach ihrer Tochter "Barbie". 1964 kaufte Mattel schließlich die Rechte an der Puppe und die Produktion in Oberfranken wurde eingestellt.
Damit begann der Siegeszug der amerikanischen Barbie. Dabei unterschied sie sich vom Charakter zunächst nicht viel von ihrem fränkischen Vorbild (auch wenn sie etwas eleganter war, da sie ihre Beine übereinanderschlagen konnte). Mittlerweile ist aber auch die Barbie emanzipierter. Es gibt sie schon lange nicht mehr nur in blond und weiß, und sie hat im Laufe der Zeit schon zahlreiche Berufe gelernt.