Wie die Kirchengemeinde Fechheim mit einem musikalischen Abendgottesdienst ein Zeichen setzt für die Rückkehr in die sanierungsbedürftige Michaelskirche.
Dieser musikalische Abendgottesdienst wird zum Zeichen der Hoffnung für die Kirchengemeinde Fechheim. "Michaelskirche im Dornröschenschlaf" verkündet ein Zettel am verschlossenen Haupteingang. Seit der Erzengel Michael im September 2013 von der mit Fresken verzierten Decke der historischen Kirche fiel, kann das Gotteshaus nicht mehr genutzt werden - fast vier Jahre schon.
Großer Andrang
Doch durch einen unscheinbaren Seiteneingang ist jetzt kirchliches Leben in die verwaiste Kirche zurückgekehrt. Erstmals lädt die Gemeinde zum musikalischen Abendgottesdienst im Chorraum ein. Und der große Andrang liefert die Mut machende Antwort auf eine Frage, die Pfarrerin Ulrike Schmidt-Rothmund in ihrer Predigt sich stellt: "Wieviele werden kommen?" Selbst im Vorraum müssen eilig noch Stühle platziert werden, um alle Gottesdienstbesucher teilnehmen zu lassen.
"Gemeinsam können wir unserer Michaelskirche wieder Leben einhauchen", sagt Pfarrerin Schmidt-Rothmund und greift damit jenes Motto auf, das auch den aktuellen Gemeindebrief schmückt. "Der Termin für den Beginn der Sanierung ist leider noch immer völlig offen", erklärt sie dem "Tageblatt" auf Nachfrage.
Kosten rund 1,5 Millionen Euro
Denn noch immer sei ungeklärt, ob auch aus dem Entschädigungsfonds zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler Gelder zur Sanierung fließen werden. Immerhin, so Schmidt-Rothmund, gebe es inzwischen ja ein bereits beschlossenes Sanierungskonzept. Auch die voraussichtlichen Kosten stehen fest: rund 1,5 Millionen Euro. Wobei sich dieser Betrag durch laufende Kosten noch erhöhen könne - Kosten beispielsweise für die Sicherungsgerüste, die seit Jahren im Kirchenschiff stehen.
Kraft der Gemeinschaft
Weitere Gottesdienste im Chorraum sind in den nächsten Monaten geplant (siehe Info-Kasten). Auch sie sollen helfen, das Thema Sanierung verstärkt ins Blickfeld zu rücken und zugleich der Kirchengemeinde den Weg zurück ins angestammte Gotteshaus zu ebnen. Beim ersten musikalischen Abendgottesdienst setzt der Kirchenchor unter Leitung von Gary O'Connell ebenso Akzente wie die junge Harfenistin Cindy Zwosta (13) mit einfühlsamen instrumentalen Klängen.
In ihrer Predigt schlägt Ulrike Schmidt-Rothmund die Brücke von der Speisung der Fünftausend zur Mammutaufgabe der Kirchensanierung. Das Wunder gelinge durch die Kraft der Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit: "So können den Menschen Flügel wachsen."
Rund um die Michaelskirche
Gottesdienste im Chorraumder Michaelskirche Fechheim: 13. August, 10. September (mit Abendmahl), 17. September, 24. September (Abendgottesdienst, 19.30 Uhr), 8., 15. Oktober, 29. Oktober (Abendgottesdienst, 19 Uhr) - jeweils Sonntag, 9.30 Uhr (außer Abendgottesdiensten)
Spendenaktion Die Kirchengemeinde Fechheim bittet um Spenden für die Sanierung der Michaelskirche. Infos dazu gibt es online auf der Homepage der Kirchengemeinde (www.fechheim-evangelisch.de). Unter dem Stichwort "Michaelskirche" gibt es dort einen Spendenbutton.
Michaelskirche Fechheim Der spätgotische Chorraum der Michaelskirche in Fechheim entstand gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Das baufällige Kreuzgewölbe über dem Chorraum wurde 1874 durch eine flache Holzdecke ersetzt. Wandmalereien, ein Kreuzigungsbild aus der Spätgotik um 1500 und ein Auferstehungsbild aus der Frühzeit der Renaissance (1576) schmücken den Chorraum.
Kirchenschiff Das 1702 bis 1704 nach Plänen des Coburger Ratszimmermeisters Hans Friedrich Weinlein errichtete Kirchenschiff ist ein rechteckiger Saalbau mit dreigeschossigen Emporen.
Bemalung 86 bemalte Brüstungsfelder der Emporen stellen Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament dar. Das Fresko an der hölzernen Flachdecke mit Szenen aus der Offenbarung und Bildern der vier Evangelisten schuf der Coburger Hofmaler Johann Schuster. Der Anbau der Sakristei und des Treppenturms erfolgten 1704.
Umbenennung Nach Abschluss der Bauarbeiten wurde am 29. September 1704 das Gotteshaus, das bis dahin St.-Kilians-Kirche hieß, in St.-Michaels-Kirche umbenannt.
Sanierung Größere Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten wurden in den Jahren 1872 mit der Sanierung des Chorraumes, 1911 mit lokalen Fundamentverstärkungen, 1947 bis 1953 mit einer Renovierung des Innenraums, 1977 bis 1979 mit einer Stabilisierung des Kirchengebäudes und in den 1990er Jahren mit einer Sanierung der Grundmauern des Kirchenschiffes durchgeführt. Nachdem Teile des Deckenputzes heruntergefallen waren, wurde im September 2013 die Michaelskirche gesperrt. Ein genauer Termin für den Beginn der Sanierung steht noch immer nicht fest. Voraussichtliche Kosten: rund 1,5 Millionen Euro.