"Leise am Markt" steht nun an einem der ältesten Gebäude Coburgs. Die Herrngasse 2 war die Keimzelle des deutschlandweit erfolgreichen Großhandelsunternehmens Leise. Nun wurde das Erdgeschoss in einen vielseitig nutzbaren Veranstaltungssaal umgewandelt. Am Donnerstag war Eröffnung.
Von Mäzenatentum möchte Andreas Engel nicht sprechen: Zumindest seine Grundkosten soll "Leise am Markt" schon erwirtschaften. Das Gebäude Herrngasse 2 ist das Stammhaus des Unternehmens, das deutschlandweit Handwerker und Unternehmer mit Ersatzteilen und technischen Geräten versorgt.
Die Firma selbst befindet sich schon seit 1972 am Hinteren Floßanger. Das 600 Jahre alte Gebäude in der Herrngasse stand leer, und lange geschah nichts. "Ein Laden verbietet sich für mich. Wollen wir noch ein Café, noch einen Club?", fragt Engel eher rhetorisch. "Wir haben uns gefragt: Was bringt Leben in die Stadt?"
Arbeit, Bildung, Feiern, Kultur: Das führte zu der Idee von einem Saal, in dem Seminare und kleinere Tagungen genauso stattfinden können wie Empfänge und Feiern oder Konzerte und Kleinkunstveranstaltungen. Ein Raum, der das alles möglich macht, braucht auch die entsprechende Technik. Auch da hat Andreas Engel alles ausklügeln lassen: Die Lichtanlage kann über ein Tablet geregelt werden, verschiedene Lichtstimmungen wie Konzertbeleuchtung oder stimmungsvolles Partylicht gibt's auf Knopfdruck. Ähnlich lässt sich die Tonanlage steuern. Der elektronische Flügel genügt laut Engel höchsten Ansprüchen ("so einen spielt auch Elton John"), aber wer eine Wand braucht, um eine Präsentation per Beamer zu zeigen, muss nur den Vorhang an der Bühnenrückwand zur Seite ziehen. Hinter dieser Wand befindet sich das Stuhllager, unter der Bühne die Schubkästen für die klappbaren Tische. Vier Buchungen für Seminare habe er schon, erzählt Engel.
Gestern stellte er mit seinem Bruder Thomas das neugestaltete Erdgeschoss vor allem denjenigen vor, die als Nutzer in Frage kommen. Das Landestheater wird am Samstag ab 22 Uhr eine "Late Lounge" dort anbieten, im Anschluss ans Theaterfest. Der nächste Künstlerstammtisch des Kulturbüros wird in der Herrngasse 2 stattfinden, und Engel hofft natürlich auf weitere Kunden. Wobei er selbst weiß, dass der Aufwand, den die Firma Leise da betrieben hat, sich nie im betriebswirtschaftlichen Sinn rentieren wird. In den drei Obergeschossen werden Wohnungen geschaffen. Die im Erdgeschoss werden dem Veranstaltungssaal zugeschlagen, die anderen vermietet. Doch noch ist das alles Baustelle.
Volles Haus zur Eröffnung Von der Baustelle war bei der Eröffnung am Donnerstagabend nichts mehr zu spüren. Und lange Worte sollte es zur Eröffnung auch nicht geben. Andreas Engel führte lieber vor, wie die Technik rund um die Bühne funktioniert. Dass auch der Saal funktioniert, bestätigte unter anderem der in Coburg lebende Tenor und Professor am Salzburger Mozarteum, Christoph Strehl. Er könne sich vorstellen, hier Meisterkurse abzuhalten, sagte er. Auch für Jazz und Kammermusik sei der Raum gut geeignet. Die Akustik konnten die rund 40 Eröffnungsgäste bei seinem Solo erleben - Strehl sang "Zueignung" von Richard Strauß, begleitet von Antoinetta Bafas am Flügel.
Für das stimmige Gesamtbild des Saales zeichnet Michael Heinrich verantwortlich, Professor an der Hochschule Coburg und Bühnenbildner. Zahlreiche Vertreter der Hochschule waren zur Eröffnung gekommen, aber auch Oberbürgermeister Norbert Tessmer, Landrat Michael Busch, Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber,IHK-Präsident Friedrich Herdan und der Intendant des Coburger Landestheaters, Bodo Busse.
Das werde ich mir am Samstag ansehen!