Neue Heimat Coburg: Endlich wieder auf der Bühne stehen

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Galina Benevich als Fiordiligi: In der Mozart-Oper "Cosi fan tutte" gab die Sopranistin ihr erfolgreiches Debüt am Landestheater Coburg.Foto privat
Galina Benevich als Fiordiligi: In der Mozart-Oper "Cosi fan tutte" gab die Sopranistin ihr erfolgreiches Debüt am Landestheater Coburg.Foto privat
Die Sopranistin Galina Benevich gehört seit September neu zum Ensemble des Landestheaters CoburgFoto: Annemone Taake
Die Sopranistin Galina Benevich gehört seit September neu zum Ensemble des Landestheaters CoburgFoto: Annemone Taake
 

Wie die junge Sopranistin Galina Benevich nach schwierigen Lockdown-Monaten ihre neue künstlerische Heimat am Landestheater Coburg gefunden hat.

Die Corona-Krise hat viele Künstler-Karrieren kräftig durcheinander gewirbelt. Statt Hamburg und Bremen, statt Glyndebourne Festival und Staatsoper München steht dann plötzlich Coburg mit seinem Landestheater im Terminkalender. "Ich bin glücklich hier", sagt die junge Sopranistin Galina Benevich, die am Sonntag in Mozarts "Cosi fan tutte" ihr umjubeltes Coburg-Debüt gefeiert hat. Glücklich darüber, endlich wieder bei einer Live-Aufführung auf einer Bühne stehen zu können, endlich wieder vor Publikum zu singen.

Drei spannende große Rollen in Coburg

Glücklich aber auch darüber, in Coburg ein festes Engagement gleich mit mehreren Rollen-Debüts antreten zu können. Fiordiligi in "Cosi fan tutte", Alcina in Händels gleichnamiger Oper, dazu Anne Trulove in Strawinskys "The Rake's Progress" - die neue Spielzeit bietet der Sopranistin mit koloraturgewandter Stimme gleich drei spannende große Rollen.

Als freischaffende Künstlerin unterwegs

Zuvor war die in Russland geborene Sopranistin als freischaffende Künstlerin unterwegs gewesen, hatte 2019 beim Glyndebourne Festival als Königin der Nacht in Mozarts "Zauberflöte" auf sich aufmerksam machen können und sogar schon einen Vertrag für die Wiederaufnahme der "Zauberflöte" 2021 in der Tasche. 17 Vorstellungen als Königin der Nacht sollte sie singen - doch nach ihrem Debüt an der Bayerischen Staatsoper in Rossinis "La Cenerentola" kam die Corona-Krise.

Täglich geübt in der Corona-Krise

"Niemand konnte sich damals vorstellen, wie lange diese Krise dauern würde", sagt sie rückblickend. Damals hatten viele Künstler noch die Hoffnung, dass die Krise bald wieder vorbei sei - vielleicht in einigen Wochen, schlimmstenfalls in einigen Monaten. Dass sogar ihr Glyndebourne-Engagement 2021 hinfällig werden würde - daran hatte sie damals keinen Moment gedacht.

Stimme fit halten in Corona-Zeiten - wie funktioniert das?

Wie aber hält man als Sängerin, die keine Auftritte hat, die eigene Stimme fit? "Ich habe täglich geübt, habe neue Rollen einstudiert", sagt sie - und lobt ihre geduldigen und verständnisvollen Nachbarn in Polen, wo sie zuletzt wohnte.

Verständnisvolle Nachbarn, die klaglos ausdauerndes Üben einer Sängerin ertragen, reichen auf Dauer dann aber doch nicht allein. Denn mit jedem weiteren Lockdown-Monat wuchsen die Sorgen, wie es denn weitergehen werde mit der Gesangskarriere. "Ich habe mich beschäftigt, um nicht vielleicht sogar in eine Depression zu fallen", erinnert sie sich - beschäftigt mit der Organisation kleiner Konzerte, die später jedoch in den meisten Fällen wieder abgesagt werden mussten. Immerhin lenkte dieses Organisieren ab, garantierte Beschäftigung.

Warmherziges Coburger Publikum

In ganz trüben Stunden kam sogar die Frage hoch: "Muss ich vielleicht einen ganz neuen Beruf suchen?" Doch Galina Benevich war ganz schnell klar: "In einem Büro sitzen, das kann ich nicht." Muss sie auch nicht. Im Mai hatte sie sich bei einem Vorsingen am Landestheater vorgestellt, seit September zählt sie als Elternzeit-Vertretung für eine Kollegin zum Ensemble des Landestheaters.

Vieles zu entdecken

Den Premieren-Jubel nach Mozarts "Cosi fan tutte" hat sie noch im Ohr, schwärmt vom warmherzigen Publikum und der schönen Stadt, die zwar klein sei, in der man aber dennoch vieles entdecken könne. Nach den Erfahrungen der Corona-Krise weiß sie jedenfalls, dass sie nicht wieder als freischaffende Sängerin arbeiten, sondern ein festes Engagement suchen will.

Die schwierigen Erfahrungen der Corona-Krise mit haufenweise abgesagten Vorstellungen und Konzerten haben den Blick geschärft für jene Dinge, die wirklich wichtig sind. "Ich schätze jede Gelegenheit, singen zu können", sagt Galina Benevich und lobt nach ihren ersten Erfahrungen mit Mozarts "Cosi fan tutte" die gute Akustik des Landestheaters. "Leute kommen von weit her, um in Coburg ins Theater zu gehen", hat sie bereits registriert. Beim Start in Coburg habe sie am Theater von vielen Seiten Unterstützung erhalten. Der Neustart am Landestheater, sagt sie, "ist ein großer Schritt vorwärts für mich."

Neu am Landestheater Coburg

Galina Benevich, geboren 1991 in Russland, war von 2015 bis 2017 Mitglied des Opernstudios der Israeli Opera und dort beispielsweise als Königin der Nacht/Papagena (Die Zauberflöte), Sandmännchen/Taumännchen (Hänsel und Gretel) und Suor Genovieffa (Suor Angelica) zu erleben. Bis 2019 war sie an der Oper Breslau engagiert. 2018 debütierte sie als Königin der Nacht auf den Staufer-Festspielen in Deutschland und 2019 auf dem Glyndebourne Festival in Großbritannien. In der Saison 2019/20 trat sie in dieser Rolle auch

am Theater Bremen auf. Desweiteren debütierte sie an der Bayerischen Staatsoper und der Staatsoper Hamburg als Clorinda in "La Cenerentola".

In der letzten Saison wurde Galina Benevich für die Wiederaufführung der "Zauberflöte" auf dem Glyndebourne Hauptfestival engagiert. Dieser Auftritt wurde coronabedingt abgesagt. Galina Benevich ist Preisträgerin mehrerer internationaler Wettbewerbe.

Nächste Aufführung mit Galina Benevich als Fiordiligi: Mozart "Cosi fan tutte", 19. Oktober, 19.30 Uhrred