Eine neue Projektgruppe soll den Strukturwandel in der Innenstadt von Coburg aktiv gestalten.
Der offizielle Name ist etwas sperrig: "Projektgruppe für integriertes Innenstadtmanagement". Deshalb hat sich das neu gebildete Team um Anette Vogel (Wohnbau- und Stadtentwicklungsgesellschaft Coburg) und Citymanagerin Andrea Kerby auch noch ganz schnell eine andere, eine griffige Bezeichnung verpasst: die "Stadtmacher"! Und das Büro im Steinweg 37, das künftig (voraussichtlich nach Ostern) als Anlaufstelle für Bürger, Händler und grundsätzlich alle Ideengeber und kreativen "Mit-Entwickler" fungieren soll, heißt: Stadtmacherei.
Zum Hintergrund: Bereits vor Corona hat in den Innenstädten - und zwar nicht nur in Coburg! - ein grundlegender Wandel eingesetzt. Weil viele Menschen auch schon vor der Pandemie immer mehr im Internet einkauften, stieg die Zahl der Leerstände. Eine zentrale Frage lautet deshalb: Welche Funktion können und sollen Innenstädte künftig haben? Und: Wie gelingt das Zusammenspiel von Leben, Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Erleben, damit die Innenstädte auch morgen noch "lebendig" sind? Zur Bewältigung dieses Strukturwandels, um den es letztlich geht, werden in Coburg jetzt die Kräfte gebündelt. So arbeiten in der neuen Projektgruppe die Vertreter von drei Institutionen zusammen: Citymanagement, Wirtschaftsförderungsgesellschaft sowie Wohnbau- und Stadtentwicklungsgesellschaft (WSCO).
Die "Stadtmacher" haben sehr viele Ziele und Visionen - und mit der Zusammenarbeit wird auch darauf reagiert, dass in einer Innenstadt nun einmal vieles (wenn nicht gar alles) miteinander zusammenhängt. Wenn die WSCO zum Beispiel den Lohgraben zwischen Post-Areal und Steinweg demnächst aufhübscht, so ist das ein wichtiger Beitrag, um die sogenannte "Aufenthaltsqualität" zu erhöhen, von der dann auch wiederum Handel und Wirtschaft profitieren. Die Ketschenvorstadt am anderen Ende der Coburger City ist das beste Beispiel dafür, welch positive Entwicklung ein ganzes Quartier haben kann, sobald sich Menschen dort gerne aufhalten. Im Bereich Steinweg ist der Ansatz freilich etwas anders - hier wird vor allem die Chance für "studentisches Leben" oder auch "junges Wohnen" gesehen. Auch Existenzgründer beziehungsweise junge Unternehmer (Start-ups) würden gut dorthin passen. Das alles soll aber nicht von oben herab am Reißbrett geplant werden, sondern im Idealfall gemeinsam mit vielen kreativen Köpfen der Stadt - die Türen der Stadtmacherei stehen jedem offen.
Der Start für die Stadtmacher fällt freilich in eine denkbare schwierige Zeit. Citymanagerin Andrea Kerby tüftelt zum Beispiel seit Wochen an einer großen Kampagne zur Wiedereröffnung des Einzelhandels - und muss ständig wieder umplanen. Statt einer großen Kampagne wird es deshalb in den nächsten Wochen verschiedene Aktionen "häppchenweise" geben. Unter anderem sollen auf Paletten mehrere "Kommunikationsinseln" in der Innenstadt geschaffen werden; selbstverständlich können pro Palette immer nur zwei Personen Platz nehmen, damit die Corona-Vorgaben eingehalten werden.
Zur optischen Aufwertung ist geplant, weitere Girlanden aufzuhängen. Nachdem über dem Steinweg bereits Vögel schweben, sollen in anderen Gassen bald Blumen und Schmetterlinge Einzug halten. Besonders am Herzen liegt Andrea Kerby das Projekt "Kunst im Leerstand": Heimische Künstler (etwa Gerd Kanz und Benno Noll) präsentieren ihre Werke in derzeit nicht genutzten Geschäften. So wird etwa auch das Gebäude Spitalgasse 12-14 (zuletzt C&A und s.Oliver) vorübergehend zur Galerie.