Die Ketschendorfer haben Glück: Das Awo-Mehrgenerationenhaus organisiert ihnen eine gegenseitige Nachbarschaftshilfe. Ganz zum Nulltarif.
Das Fahrrad vom Sohn des Nachbarn reparieren und dafür von ihm das Internet erklärt bekommen; Einkaufen gehen für Frau Müller und dafür einen Kuchen zum Geburtstag gebacken bekommen; mit Herrn Meier eine Runde spazieren gehen, dafür nimmt er mein Päckchen von der Post entgegen. Kleine Dienste und Hilfsangebote mit großer Wirkung. Das verspricht das Nachbarschaftsnetz in Ketschendorf.
Gegenseitig helfen
Im Rahmen des Quartiersmanagements hat Panagiota Mavropulou, Studentin der Sozialen Arbeit, das Konzept erstellt. Die Wohngemeinschaft in der
Pettenkofer Straße, die vom
Awo-Mehrgenerationenhausbetreut wird, diente dabei als Treff- und Angelpunkt. "Wir wollten etwas nur für die Ketschendorfer anbieten. Das Prinzip der Gegenseitigkeit war uns wichtig", sagt die 23-jährige Awo-Projektleiterin. Anders als bei der Tauschbörse müssten beim Nachbarschaftsnetz keine Punkte gesammelt werden. "Wer Lust hat und mitmachen möchte, meldet sich einfach beim Awo-Mehrgenerationenhaus und sagt, für was er sich engagieren, was er gerne einbringen möchte. Natürlich sagt er auch, was er gerne in Anspruch nehmen möchte", erklärt die junge Frau. Dann wird er in eine Kartei aufgenommen. Je nach Bedarf und Anfragen kontaktiert Panagiota Mavropulou die "Nachbarn". Jeder kann selbst entscheiden, ob er das Angebot annimmt oder leisten kann.
Raimund Hofmann hatte Glück. Sein neuer Rechner musste dringend installiert werden und allein kam er nicht zurecht. Seine Ansprechpartnerin war Panagiota Mavropulou. Sie wusste sofort Rat. Rainer Koch hatte sich bereits angeboten, in solchen Fällen gerne weiter zu helfen. Für Raimund Hofmann war er die Lösung seiner Probleme. "Ich habe seine Handynummer bekommen und ich kann ihn immer anrufen, wenn es Probleme gibt", sagt Hofmann.
Individuelle Lösungen
Aber auch ohne Probleme gibt es Anknüpfungspunkte. Bei monatlichen Treffen lernt man sich kennen und tauscht sich aus. "In erster Linie geht es um die Hilfe. Wir suchen individuelle Lösungen und alle sind frei in ihren Entscheidungen", fasst die Projektleiterin zusammen,.
Um das Netzwerk noch engmaschiger zu knüpfen hat sie jetzt einen Flyer mit all den Möglichkeiten erstellt. Zusammen mit einem Studienkollegen steckt sie die Info-Broschüre in die Briefkästen rings rum um die Pettenkofer Straße. Erst einmal. Angesprochen und eingeladen mitzumachen, sind alle, die in Ketschendorf leben.
Wo gibt's Hilfe?
Nachbarschaftsnetz - gegenseitige Hilfe und Unterstützung
Ansprechpartner Panagiota Mavropulou, Awo-Mehrgenerationenhaus, Oberer Bürglaß 3, Telefon 09561/94415, Email: awo.treff.coburg@awo-ofr-mfr.de
Angemerktvon Christiane Lehmann Anti-Aging!Wer nur an sich denkt, vereinsamt irgendwann und altert schneller. Soziales Engagement ist bewiesenermaßen ein Anti-Aging-Mittel zum Nulltarif. Doch es lässt sich weder spritzen noch einreiben. Unser Körper produziert es selbst, wenn unser Herz dazu bereit ist, sich zu öffnen. So einfach ist das. Und es wirkt sofort. Das Gefühl der Dankbarkeit, ausgedrückt mit Worten oder stillen Gesten, einem Lächeln, bringt uns in einen (selbst)zufriedenen Zustand. Wir sind ein bisschen stolz, auf das was wir können, auf die Hilfe, die wir gegeben haben und glücklich darüber, dass wir erkannt haben, wie die Welt tatsächlich funktioniert: Nur im Miteinander! Und das hält jung - Körper, Geist und Seele. Früher war das alles übrigens selbstverständlich. Das Gefühl: Jetzt hab ich aber mal was Gutes getan! war nicht so präsent und löste deshalb auch nicht so viele positive Hormonschübe aus. Dafür waren die Leut' vielleicht grundzufriedener und damit weniger anfällig für die Anti-Aging-Resilienz-Burn-out-Debatte.