Beim Einzug auf dem Coburger Marktplatz eröffnete die Landsmannschaft Gottinga am Freitag den 149. Pfingstkongress.
Blau-Gold-Rot, das sind die Farben der in diesem Jahr präsidierenden Landsmannschaft Gottinga. Mit dem traditionellen Einzug auf dem Coburger Marktplatz eröffnete die Göttinger Verbindung am Freitagnachmittag den 149. Pfingstkongress. Diesen hat die Gottinga unter das Motto "Mehr Toleranz und Zivilcourage" gestellt.
Die Verbindung wolle mit ihrem Motto sowohl den Mitgliedern im CC wie auch der übrigen Bevölkerung einen Denkanstoß geben. Werte wie Toleranz und Zivilcourage seien alles andere als "antiquierte Phrasen", betonte der Sprecher der Präsidierenden, Christian Fumfél, zum Auftakt des CC. "Sie sind und bleiben aktuell. Uns beschleicht aber das Gefühl, dass solche Werte immer mehr hinten runter fallen - sei es aus Desinteresse oder Bequemlichkeit." Fumféls Wunsch, nicht nur für den Pfingstkongress: "Sich nicht nur um sich selbst zu kümmern, sondern auch um andere."
Geschenke im Gepäck
Analog zu ihrem Motto wollen die Göttinger als Präsidierende auch den Geist der "Göttinger Sieben" wieder beleben. Die "Göttinger Sieben" waren sieben Hochschulprofessoren (darunter die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm), die sich 1837 im Königreich Hannover offen gegen die Aushebelung der liberalen Landesverfassung gestellt und den König dafür getadelt hatten. Mit drastischen Folgen: Die Professoren wurden allesamt entlassen, drei von ihnen sogar des Landes verwiesen. Die Bevölkerung solidarisierte sich mit ihnen und unterstützte sie materiell.
Die Gebrüder Grimm und ihre berühmten Märchen spielen auch bei den diesjährigen Spenden der Präsidierenden eine wichtige Rolle: Elf Coburger Grundschulen erhalten Überraschungskisten zur Unterrichtsgestaltung. Das Thema lautet selbstverständlich "Märchen" (siehe Meldung rechts, unten).
Der wohl am weitesten gereiste Gast des 149. Pfingstkongresses ist gleichzeitig einer der Festredner und Mitglied der präsidierenden Gottinga: David Mirhady, Professor für klassische Philologie an der Universität von Vancouver. Der gebürtige Kanadier hatte einst in Göttingen studiert und danach in seiner Heimat einen Lehrauftrag angenommen. Da "seine" Gottinga die Präsidierende ist, sei es für ihn keine Frage gewesen, den Elf-Stunden-Flug auf sich zu nehmen und nach
Coburg zu reisen. "Ich werde über mein Fach reden, über die erste Demokratie - Athen", berichtete David Mirhady.
Derzeit sind im Coburger Convent 93 pflichtschlagende und farbentragende Studentenverbindungen (Landsmannschaften und Turnerschaften) an 46 Hochschulorten in Deutschland und Österreich mit rund 12 000 Mitgliedern zusammengeschlossen. Die Zahl der Aktiven habe sich stabil bei rund 1630 eingependelt, berichtete Andreas Bootz, der im kommenden Jahr voraussichtlich den Vorsitz des Alt-Herren-Verbandes im CC von Ali Ottmar Mahdi übernehmen wird.
"Vor zehn Jahren waren wir schonmal bei 1200 Aktiven", so Mahdi. "Umso mehr freut es uns, dass wir wieder attraktiver geworden sind", sagte CC-Pressesprecher Frank Klauss. Die Unterstützung und Motivation der Bünde für ihre Studenten zahle sich offenbar aus und zeige sich, Klauss zufolge, auch in einer niedrigen Abbrecher-Quote von drei bis fünfeinhalb Prozent.