"Musikfreunde" Coburg starten doppelt beflügelt in die Saison

3 Min
Gleich mit zwei Nachbauten historischer Flügel wird Viviana Sofronitsky zu ihrem Konzert am Montag nach Coburg reisen. Foto: PR
Gleich mit zwei Nachbauten historischer Flügel wird Viviana Sofronitsky zu ihrem Konzert am Montag nach Coburg reisen. Foto: PR
Josef Schaschek, Vorsitzender der "Gesellschaft der Musikfreunde" Coburg: "Schüler und Studenten haben bei uns freien Eintritt."
Josef Schaschek, Vorsitzender der "Gesellschaft der Musikfreunde" Coburg: "Schüler und Studenten haben bei uns freien Eintritt."
 

Mit einem außergewöhnlichen Konzert startet die Coburger "Gesellschaft der Musikfreunde" am Montag (29. September) in ihre neue Saison. Für ihren Soloabend bringt die Pianistin Viviana Sofronitsky zwei Nachbauten historischer Instrumente mit.

Die neue Konzertsaison der "Gesellschaft der Musikfreunde" verspricht spannende Vielfalt. Neben international erfolgreichen Solisten und interessanten Coburg-Debüts gastieren auch junge Künstler aus der Region, die auf dem Weg sind, die nächste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen. Welche Überlegungen hinter dieser Auswahl stehen, verrät Vorsitzender Josef Schaschek.

Im Einführungstext zum neuen Programmheft schreiben Sie, dass der Mitgliederrückgang gestoppt wurde, im Gegenteil sogar neue Mitglieder gewonnen wurden. Wie lautet Ihr Rezept?
Josef Schaschek: Ganz einfach: Die Qualität der Konzerte gerade in den letzten Jahren hat sich herum gesprochen. Spürbar ist außerdem, dass sich die Zahl der Mitglieder und die Zahl der Besucher immer mehr angleicht. Passive Mitgliedschaften werden immer weniger.
Heute ist niemand nur einfach so Mitglied bei den "Musikfreunden". Die bloße bürgerliche Gewohnheit, Mitglied zu sein, die früher bei vielen Vereinen eine große Rolle gespielt hat, gehört der Vergangenheit an.

Sie sind seit mehr als drei Jahrzehnten Vorsitzender der Coburger "Musikfreunde". Was treibt Sie noch immer an, Konzerte mit anspruchsvoller Musik zu veranstalten?
Immer noch die Liebe zur Musik und die Verpflichtung, das, was man einstmals lernen durfte, weiter zu geben. Beim Thema Musik habe ich einfach einen missionarischen Wahn.

Was hat sich aus Ihrer Sicht in diesen gut drei Jahrzehnten verändert?
Es macht sich schon bemerkbar, dass die musikalische Grundausbildung nicht mehr richtig stattfindet in der Schule. Spürbar ist in diesem Zusammenhang auch, dass das persönliche Mäzenatentum, das früher eine wichtige Rolle gespielt hat, deutlich zurückgegangen ist.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, diesem Trend zu begegnen?
Wir werben in unserem Spielzeitheft erstmals für Projektpatenschaften. Darauf hoffen wir ein bisschen, weil der Anteil der Nebenkosten bei unseren Konzerten in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Inzwischen machen Nebenkosten wie Saalmiete, Werbung, Plakate, Gema, Versicherungen rund 48 Prozent der Gesamtkosten aus. Auch bei dem Projekt "Podium junger Künstler" in Zusammenarbeit mit der Stadt Coburg müssen wir sparen. Deshalb finden diese Konzerte künftig im Großen Saal des Pfarrzentrums St. Augustin statt - das ist deutlich günstiger als im Kongresshaus.

In dieser Saison finden sich im Programm bemerkenswert viele junge Künstler mit Bezug zur Region. Wie wichtig ist Ihnen dieser Aspekt bei den Planungen für die Zukunft?
Das ist uns sehr wichtig. Wir wollen dem regionalen Nachwuchs ein Podium bieten. Ich freue mich zum Beispiel, dass wir in dieser Saison auch dem in Coburg aufgewachsenen jungen Pianisten Leonhard Dering sein Debüt bei den "Musikfreunden" anbieten können. Wir präsentieren in dieser Saison eine Mixtur aus Künstlern, die wir schon kennen, und neuen Namen, auf die wir uns freuen. Dazu zählt gleich zum Anfang das Konzert mit Viviana Sofronitsky. Sie ist mit einem berühmten Klavierbauer verheiratet, der schon rund 300 historische Flgel nachgebaut hat. Für ihr Coburg-Debüt wird sie zwei Nachbauten historischer Flügel von Walther und Graf mitbringen. Da bin ich schon sehr gespannt.

Gibt es Werke in dieser Konzert-Saison, auf die Sie sich ganz besonders freuen?
Da gibt es sogar sehr viele. Ganz besonders aber freue ich mich auf das "Dissonanzen-Quartett" von Mozart, das im Rahmen unseres Mozart-Projekts erklingen wird. Auf dieses Projekt haben wir übrigens sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Spielen wird das "Dissonanzen-Quartett" das junge Novus String Quartet aus Südkorea. Die könnten die neuen Shooting-Stars der Quartett-Szene werden.

Glauben Sie, dass Coburg irgendwann doch noch einen echten Konzertsaal erhält? Und was müsste getan werden, damit es dazu bekommt?
In meiner Zeit als Vorsitzender werde ich das wohl nicht mehr erleben. Bei der jetzigen Haushaltslage der Stadt kann ich mir nicht vorstellen, dass ein solcher Saal in absehbarer Zeit mit öffentlichen Mitteln errichtet wird. Ein Wunschtraum ist ein solcher Saal immer noch. Und gebraucht würde er auf jeden Fall. Ich freue mich deshalb über jede private Initiative, die kulturelle Aktivitäten in Cobur ermöglicht wie jetzt bei den Brüdern Engel mit "Leise am Markt". Für einen Konzertsaal in Coburg muss man immer wieder bei jeder Gelegenheit die Stimme erheben und weiter geduldig dicke Bretter bohren.

Das Gespräch führte
Jochen Berger.





Das planen die "Musikfreunde Coburg" in der Konzert-Saison 2014/2015


Montag, 29. September, 20 Uhr Viviana Sofronitsky (Hammerflügel) - Werke von Mozart, Beethoven und Schubert

Montag, 20. Oktober, 20 Uhr Aramis-Trio - Werke von Moor, Ravel und Beethoven

Donnerstag, 13. November, 20 Uhr Novus-String Quartet - Werke von Mozart, Berg und Mendelssohn (Großer Saal von St. Augustin, "Podium junger Künstler")

Montag, 8. Dezember, 20 Uhr Liederabend Ute Döring (Mezzosopran), Antonio Grimaldi (Klavier) - Schumann, Fauré

Sonntag, 21. Dezember, 17 Uhr Weihnachtskonzert Collegium musicum Coburg (St. Marien)

Montag, 26. Januar 2015, 20 Uhr Philharmonische Solisten Coburg - Mozart (Großer Saal Pfarrzentrum St. Augustin)

Montag, 2. März, 20 Uhr
Sinfoniekonzert "Schumann-Szenen" - Philharmonisches Orchester, Tomoko Takahashi (Klavier), Dirigent: Roland Kluttig

Montag, 16. März, 20 Uhr Danjulo Ishizaka (Violoncello), Shai Wosner (Klavier) - Beethoven, Schumann, Kodály, Grieg

Sonntag, 22. März, 17 Uhr "Rückert'scher Salon" - Benefinzkonzert mit Frank Dupree (Klavier) - Haus Contakt

Montag, 27. April, 20 Uhr
Attila Gergely (Violine), Nina Scheidmantel (Klavier) - Beethoven, Debussy, Franck (HUK-Foyer Bertelsdorfer Höhe)

Montag, 18. Mai, 20 Uhr "Piano spezial" - Leonhard Dering - Beethoven (HUK-Foyer Bertelsdorfer Höhe)

Sonntag, 26. Juli, 19 Uhr
Serenade Collegium musicum Coburg (Veste Coburg)

Veranstaltungsort Wenn nicht anders vermerkt, finden die Konzerte im Kongresshaus Rosengarten statt.