Museumsnacht: Leuchtende Coburger Nacht zum Träumen

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Von der Veste bis in die Coburger Innenstadt: Farbschwelgereien und herausragende musikalische Darbietungen an 17 Schauplätzen. Fotos: Carolin Herrmann/Jan Eichhorn
Von der Veste bis in die Coburger Innenstadt: Farbschwelgereien und herausragende musikalische Darbietungen an 17 Schauplätzen.  Fotos: Carolin Herrmann/Jan Eichhorn
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Stimmungsvolle Arrangements von der Coburger Innenstadt bis zur Veste hoch und erstaunliche musikalische Präsentationen zogen über 10 000 Besucher an.

Motto muss sein, auch zur 11. Nacht der Kontraste. Diesmal waren es die starken Frauen, die Coburg an 17 Schauplätzen zum Leuchten und Glühen bringen und die Massen vom Rathaus in der Innenstadt durch die Ehrenburg und das Landestheater, den Hofgarten hinauf bis zur Veste ziehen sollten, historische, als Leuchtobjekt umrandete, die den Weg wiesen, oder moderne musizierende.

Tatsächlich folgten über 10 000 Besucher in der Museumsnacht am Samstag dem schon zum Standard gewordenen Versprechen auf attraktiv beleuchtete Architektur und Natur, auf lauschige Stimmung und gute Musik, nochmals mehr als in den vergangenen Jahren, wie Organisator Martin Rohm feststellte. Keineswegs nur geschätzt, sondern faktisch gezählt wurden auf der Veste über 6400 Besucher, in der Ehrenburg über 5000, in der Hofkirche über 3000. Da Moritzkirche und St.
Augustin renovierungsbedingt nicht zur Verfügung standen, "sind wir bei den Musikveranstaltungen an unsere Kapazitätsgrenzen gelangt", so Rohm in seinem Resümee.


Püppchen in der Bastei

Das Wetter war wieder wie bestellt. Die Beleuchtungseffekte im Hofgarten - an vielen Stellen schön, wenn auch in früheren Jahren schon spektakulärer erlebt. Auf der Veste gab es eindrucksvolle Projektionen und durch Licht so verfremdete Türme, Aufgänge und Ecken, dass man meinte, an anderem Ort und in anderer Zeit zu sein.
Irgendwie popelig allerdings wirkte die "Venus von Offenburg", die von der ambitionierten Galerie Späth präsentierte Installation aus roten Kunststoffpüppchen des Konzeptkünstlers Ottmar Hörl. Die verschränkten doch recht verloren die Arme auf dem Rasen in der Hohen Bastei.
Doch auch diese Coburger "Nacht der Kontraste" war insgesamt eine intensive Nacht der Kunst, von den zahlreichen im Rathaussaal aufgereihten Bildern von Coburger Künstlerinnen über die noch extra herausgeputzten Sammlungen in den Museen bis zu diversen Auftritten und Präsentationen.


Musik zum Entdecken

Viele kommen zur "Nacht der Kontraste" aber vor allem wegen der Musik. Wieder brachten sich die lokalen Akteure wirkungsvoll ins Bewusstsein, Coolangatta etwa, die acht stimmungsvollen Jazzer um Sängerin Alina Friedrich im Naturkundemuseum oder Greyhound auf der Veste. Und auch heuer waren hochkarätige Ensembles zu entdecken, die sofort den Wunsch, ja die Forderung erweckten: Die wollen und müssen wir wieder hören.
Im Riesensaal der Ehrenburg sprengten der belgische Akkordeonist Didier Laloy und die Cellistin Kathy Adam, zwischen reizvoll verfremdeter Klassik, Jazz, Tango und freien Klangmalereien die herkömmlichen musikalischen Grenzen. Gleich nebenan, im Adromedasaal der Ehrenburg, versetzte das ungewöhnliche Duo Catch-Pop String-Strong, eine serbische Violinistin und eine albanische Cellistin, ebenfalls zwischen die Länder.


Sag Liebster...

Im Casimirianum, wohin sich leider nicht gar so viele bewegen mochten, führten die Pfarrerstochter Christiane Hebold und der Komponist und Multiinstrumentalist Sebastian Herzfeld mit eigenwillig vertonten Gedichten der Romantiker in tiefschwere Träume: "Sag Liebster, bist du tot?" Mit Goethe fragten sie "Woher sind wir geboren? Aus Lieb, aus Lieb..." Die süße, aber voll ausgebildete Kleinmädchenstimme von "Bobo" und das insistierende präparierte Klavier von Herzfeld brachten die zeitlose Leidenschaft hinter der Dichter Worte zum Klingen.
Die aus Coburg stammende Pianistin Delia Schneider bei Benno Noll im Ostpavillon, die nachdenklichen Liedermacher Anke Filbrich und Andy Houscheid in der Hofkirche und, und, und - eigentlich zu viel für eine Nacht. Musikschwer und -satt gingen wir nach Mitternacht nach Hause.