Mord in Coburg: Spur führt ins Rotlichtmilieu

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Auch den gesamten Freitag über wurde das Wohnhaus von Wolfgang R. in Beiersdorf von der Spurensicherung unter die Lupe genommen. Derweil wurde die Leiche des 66-Jährigen weiter in der Rechtsmedizin in Erlangen obduziert. Fotos: Oliver Schmidt / Polizei
Auch den gesamten Freitag über wurde das Wohnhaus von Wolfgang R. in Beiersdorf von der Spurensicherung unter die Lupe genommen. Derweil wurde die Leiche des 66-Jährigen weiter in der Rechtsmedizin in Erlangen obduziert. Fotos: Oliver Schmidt / Polizei
In diesem Haus im Eichenweg im Coburger Stadtteil Beiersdorf wurde der 66-Jährige getötet.
In diesem Haus im Eichenweg im Coburger Stadtteil Beiersdorf wurde der 66-Jährige getötet.
 
 
 
 

Wolfgang R. fiel einem Kapitalverbrechen zum Opfer. Nach dem rätselhaften Leichenfund in Beiersdorf ermittelt die Polizei jetzt auch im geschäftlichen Umfeld des 66-Jährigen, der in Coburg ein Etablissement betrieb. Die Obduktion des Leichnams gestaltete sich schwierig. Zur Tatwaffe möchte die Polizei noch keine Angaben machen.

Wolfgang R., dessen Leiche am Donnerstag in Beiersdorf gefunden wurde, ist einem Kapitalverbrechen zum Opfer gefallen. Das hat die Polizei am Freitag mitgeteilt. Mit "Kapitalverbrechen" werden gemeinhin Mord und Totschlag bezeichnet. Außerdem heißt es in der polizeilichen Erklärung, dass der 66-Jährige durch eine "stumpfe Gewalteinwirkung" starb. Das wiederum bedeutet: Es gibt kaum äußere Verletzungen - das Opfer kann getreten oder gestoßen oder auch mit einem stumpfen Gegenstand geschlagen worden sein. Die kaum sichtbaren Verletzungen könnten somit auch der Grund sein, warum sich die Obduktion des Leichnams so schwierig gestaltete. Erst am Freitagnachmittag waren die in der Rechtsmedizin in Erlangen vorgenommenen Untersuchungen beendet.

Was war die Tatwaffe?

Dass es sich um keinen natürlichen Tod handeln kann, war allerdings auch sehr schnell klar. So sagte ein Polizeisprecher dem Tageblatt: "Bereits die Auffindsituation der Leiche und die weiteren Umstände im Haus haben erahnen lassen, dass wir es mit einem Kapitalverbrechen zu tun haben." Aus ermittlungstaktischen Gründen wolle man hierzu jedoch zum jetzigen Zeitpunkt keine näheren Angaben machen. Auch halte man sich ganz bewusst zurück mit Aussagen zur möglichen Tatwaffe.

In der gemeinsamen Presseerklärung des Polizeipräsidiums Oberfranken und der Staatsanwaltschaft Coburg, die am frühen Freitagabend veröffentlicht wurde, steht auch nichts zu einer möglichen Spur ins Coburger Rotlichtmilieu. Doch nach Tageblatt-Informationen gibt es eine solche. Denn der 66-Jährige, der lange Zeit als Kammervirtuose am Landestheater tätig war, betrieb zuletzt einen bordellähnlichen Betrieb im Stadtgebiet von Coburg. Nicht auszuschließen, dass es dort zu Streitigkeiten gekommen ist, die dann letztlich eskaliert sind.

Auf Tageblatt-Nachfrage, welche Rolle das Rotlichtmilieu im "Fall Wolfgang R." spielt, hielt sich Polizeisprecher Jürgen Stadter zwar bedeckt. Aber er sagte: "Ja, wir ermitteln auch in diesem Umfeld." Interessant in diesem Zusammenhang: Im besagten Etablissement gab es erst vor wenigen Wochen eine Änderung. Der Betrieb, der dort bislang beheimatet war, ist an den Stadtrand von Coburg gezogen. Was Wolfgang R. blieb und inwieweit dies von Bedeutung für das Verbrechen sein könnte, ist aber noch völlig unklar.

Suchhunde im Einsatz

In der gemeinsamen Presseerklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft ist die Rede davon, dass die Ermittlungen "auf Hochtouren" laufen. Außer zahlreichen Vernehmungen von Personen aus dem Umfeld von Wolfgang R. fanden demnach auch diverse Suchmaßnahmen statt, bei denen neben einer Vielzahl von Coburger Polizisten auch Polizeisuchhunde im Einsatz waren.

Auch will die Polizei nichts unversucht lassen, was Hinweise aus der Bevölkerung betrifft. So wurde den Medien am Freitag ein Foto von Wolfgang R. zur Verfügung gestellt - mit der Bitte um Veröffentlichung, damit sich mögliche Zeugen besser erinnern können. Zudem wurde ein Hinweis-Telefon geschaltet, das ab sofort rund um die Uhr kontaktiert werden kann. Es hat die Nummer 09561/645-645.