Meschenbach: Ein Berg an Munition in der Itz

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Unter der Eselsbrücke bei Meschenbach sind große Mengen an Munition aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Fotos: Michael Stelzner
Unter der Eselsbrücke bei Meschenbach sind große Mengen an Munition aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Fotos: Michael Stelzner
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ein Teil der Munition, die am Montag im Uferbreich der Itz in Meschenbach gefunden wurde. Foto: Gemeinde Untersiemau
Ein Teil der Munition, die am Montag im Uferbreich der Itz in Meschenbach gefunden wurde. Foto: Gemeinde Untersiemau
 

Immer größer wird der Berg an Munition aus dem Zweiten Weltkrieg, den Heinrich Bernhard Scho und sein Team der Kampfmittelräumung aus der Itz im Bereich von Meschenbach (Gemeinde Untersiemau, Landkreis Coburg) ziehen. "Wir haben sogar schon eine Panzermine gefunden", erklärte Scho am Freitagabend.

Sie könnte eine etwas langwierigere Angelegenheit werden, die Bergung alter Munitionsteile aus dem Zweiten Weltkrieg, die vergangene Woche bei Bauarbeiten an der "Eselsbrücke" über die Itz entdeckt wurden. "Es kann so, dass wir erst die Spitze des Eisberges gesehen haben", sagte Heinrich Bernhard Scho, der seit Freitagvormittag mit dem Team seiner Kampfmittelbeseitigungsfirma "HBS" nach der Munition im Fluss gräbt.

Suchen musste das fünfköpfige Team dabei nicht lange. Schon am Vormittag griff Scho in eine dicke Holz-Munitionskiste und zog heraus, was er gefunden hatte: ein Bazooka-Geschoss. Die eigentlich aus modernen Actionfilmen bekannte Waffe gibt es schon lange, wusste der Sprengmeister: "Bazookas waren schon weit vor dem Zweiten Weltkrieg im Einsatz." Und gefährlich sind sie - auch heute noch, warnte Scho: "Da sollte man besser nicht draufschlagen." Die Bazooka-Geschosse stecken schließlich voller Sprengstoff, der sich im Kriegseinsatz durch bis zu zwölf Zentimeter dicken Panzerstahl brennen konnte.

Während Bürgermeister Rolf Rosenbauer und Gemeinde-Geschäftsleiter Rolf Reisenweber bei derartigen Fundstücken große Augen machten, winkte Scho mit einem Augenzwinkern ab: "Alles Kleinzeug." Aber im gleichen Atemzug warnte er davor, auch nur das kleinste bisschen Respekt vor alter Kriegsmunition zu verlieren. Man wisse schließlich nie, wie sich das Zündpulver in den Patronen im Laufe der Zeit der veränderte.

Zum Beweis öffnete Scho fachkundig ("Keine Bange, ich habe fast fünf Jahre meines Lebens bei irgendwelchen Fortbildungen über Sprengmittel verbracht") eine kleine Patrone und ließ Bürgermeister Rolf Rosenbauer (CSU) das grau-schwarze Pulver mit einem Feuerzeug entzünden. Es brannte sofort lichterloh. "Wahnsinn - nach 70 Jahren n im Wasser", sagte das sichtlich beeindruckte Gemeindeoberhaupt.

Der Munitionsfund an der Eselsbrücke, die eigentlich seit Anfang der Woche hätte saniert werden sollen, hielt die Gemeindeverwaltung ganz schön auf Trab. "Wir haben mehrere Kampfmittelbeseitiger angerufen", berichtete der Bürgermeister. Aber die meisten Unternehmen waren wohl urlaubsbedingt eher schwach besetzt und hätten erst in 14 Tagen anrücken können. Nicht so Heinrich Bernhard Scho, der mit seinem vier Kollegen derzeit sowieso in Bayern unterwegs war. Nach dem Gespräch mit Rolf Rosenbauer war Scho schnell klar: "Da brennt wohl die Luft." Auch dem Bürgermeister war es deutlich wohler, dass die Baustelle mit der Munition mittendrin nicht noch zwei Wochen offen da liegen würde.

Zeitzeugen erinnern sich

Die Munition erinnert auf jeden Fall an Zeiten, in denen es im Itzgrund hoch her ging. Daran können sich Zeitzeugen auch noch gut erinnern. Das Untersiemauer "Urgestein" Fritz-Werner Finzel zum Beispiel. Der konnte sich auf Tageblatt-Nachfrage noch daran erinnern, dass eine Zeit lang von einem "Depot" der amerikanischen Soldaten bei Meschenbach die Rede war. "Ihren echten Stützpunkt hatten die Amis aber bei der Firma Wagner", berichtete Finzel. Dass die Meschenbacher Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg oft und gerne mit Munition in der Itz gespielt haben, wie ein Schaulustiger an der abgesperrten Baustelle erzählte, konnte Klaus Angermüller als Meschenbacher Zeitzeuge nicht bestätigen. "Davon habe ich nie was gehört", sagte das ehemalige Mitglied des Coburger Kreistages.

Nichtsdestotrotz: Am Freitagabend rechnete Heinrich Bernhard Scho damit, dass noch eine ganze Menge Munition in der Itz liegt. Mit Hilfe eines großen 32-Tonnen-Baggers zog sein Team unter anderem zahlreiche große, schwarze Brocken aus dem Wasser. Dass es sich dabei nicht um Steine handelte, erklärte HBS-Mitarbeiter Michael Spar: "Das ist verschmolzene Munition. Die Soldaten haben wohl das Zeug auf einen Haufen geschmissen, angezündet und danach ins Wasser geschmissen." Und die Gemeinde Untersiemau damit 70 Jahre später ganz schön in Aufregung versetzt. Tröstlich dabei: Die Kosten für die Bergung muss der Grundstückseigentümer bezahlen - es ist, wegen der Itz, der Freistaats Bayern.