Coburg braucht dringend zusätzliche Kindergartengruppen. Wer erhält den Zuschlag: Stadtbauernhof, Montessori-Kinderhaus oder "Ascolino"?
Das große Warten und Hoffen hat ein Ende. Der Jugendhilfesenathat entschieden. Coburg bekommt Nachwuchs in der Kindergartenlandschaft Nachdem die Einspruchsfrist abgelaufen ist, erfahren die fünf Träger, die sich beworben haben, am Freitag, wer den Zuschlag bekommt.
Das evangelische Pfarramt Scheuerfeld-Weidach legte gleich zwei Vorschläge vor, um den Kindergarten Kuckucksnest zu erweitern. Das evangelische Kirchenamt Coburg plant einen Stadtbauernhof in den ehemaligen Gemeinderäumen von St. Markus. Das Diakonische Werk Coburg warb um die Sanierung und Erweiterung des inklusiven Montessori-Kinderhauses Augustenstift. Der Verein Bergwichtel, der zur Zeit eine Montessori-Kinderkrippe betreibt, möchte einen Montessori-Kinderhaus in direkter Nachbarschaft neu bauen und die Asco-Schulengruppe einen bilingualen Kindergarten für Coburg anbieten.
Die Stadt Coburg hat über viele Jahre hinweg einen Spitzenplatz in der Versorgung mit
Kinderbetreuungsplätzen eingenommen und war konkret in Bayern jahrelang Spitzenreiter bei der Versorgung mit Krippenplätzen für die unter Dreijährigen.
Der Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2009 hat einen Ausbau insbesondere der Krippenplätze bis zur Bedarfsdeckung von 47 Prozent und - in Abhängigkeit von der demographischen Entwicklung sogar darüber hinaus - ermöglicht. Dennoch haben die Kindergarten- und Krippenplätze zuletzt nicht mehr ausgereicht.
50 Kinder mehr hat Folgen
Die Geburtenrate steigt aktuell in ganz Deutschland an, was im Jahr 2017 in Coburg bei rund 50 Kindern mehr gegenüber dem Vorjahr konkret bedeutet, dass alleine dadurch in den Folgejahren umgerechnet vier Krippen- oder zwei Kindergartengruppen mehr zur Verfügung stehen müssen, um den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz zu erfüllen.
Eine Bedarfsprognose liegt dem aktuellen Masterplan zugrunde. Es wurde mit Beschluss des Jugendhilfesenates im Dezember festgestellt, dass gegenüber dem Ist-Stand von 1548 Plätzen kurzfristig mindestens weitere 43 Plätze erforderlich sind. Um auch mittel- und langfristig den Bedarf zu decken, sind bis zum Jahr 2023 zusätzlich weitere 47 Plätze erforderlich, von denen 25 Plätze möglichst in der Innenstadt errichtet werden sollen.Die anderen 65 Plätze sollen spätestens ab 2021 zur Verfügung stehen und nach Möglichkeit in den Versorgungsregionen "West" und "Nord-West" entstehen." Und schließlich sollte auch - zumindest vorübergehend - mittelfristig der steigenden Nachfrage in der Versorgungsregion "Innenstadt" Rechnung getragen werden. Letzteres sollte durch zusätzliche 25 Betreuungsplätze realisiert werden, die zeitlich befristet für die Dauer von etwa fünf Jahren in der Innenstadt errichtet werden.
Ein neuer Kindergarten für Coburg wird zumindest diejenigen erfreuen, die Kinder im Kindergartenalter haben und noch keinen Platz bekommen haben, obwohl sie auf einer Warteliste stehen. Ich finde es gut, daß man sich um die Betreuung von Kindern offenbar viele Gedanken macht, würde mir aber wünschen, daß das auch für andere Bereiche - etwa die Schulen - gelten würde. Da sieht es aber leider völlig anders aus, denn obwohl jeder weiß, daß aus Kindergartenkindern irgendwann auch Schüler werden, sieht hat es mit der Betreuung an den Schulen mehr als düster aus und es hilft auch nicht, wenn ständig etwas ganz anderes aus der bayerischen Kultusbürokratie verlautet, denn Schlechtes wird nicht durch einsäuselndes Gerede in Gutes umgekehrt. Die Kindergärten bekommen also Zuwachs - 50 Kinder haben das bewirkt, so etwas würden man auch gerne im schulischen Bereich sehen, aber da herrscht oftmals Überfüllung und von adäquater "Förderung" kann angesichts solcher Zustände wohl kaum die Rede sein - und es soll nun sogar noch ein "bilingualer" - früher sagte man einfach zweisprachiger - Kindergarten dazukommen, weil man ja schließlich für Fachkräfte und Experten aus dem Ausland "attraktiv" sein müsse, wie der Präsident der IHK sagt. Bleibt die Frage: nur für diese ? Erweiterung des Kindergartenangebots als "Standortfaktor" ? Kann man es eigentlich noch unverfrorener umschreiben, wofür die Steuergelder ausgegeben werden sollen, nämlich für eine unter dem Signum "frühkindliche Förderung" ummäntelte und kaschierte "Standortpflege" ? Ich fände es sehr viel beeindruckender, wenn Herr Herdan seine Unternehmerkollegen einmal an die Weisheit erinnerte, wonach unternehmerische Akzeptanz auch entsprechendes Engagement voraussetzt und das es recht schön wäre, wenn die - keineswegs notleidende - Coburger Industrie selbst einmal in Sachen Kinderbetreuung aktiv würde, indem sie ihren Mitarbeitern eigene Kindergartenplätze anböte. Ist das eigentlich zu viel verlangt ?