Kurt Knoch ist besorgt, dass die sich "immer mehr zuspitzenden Diskussion" um eine Umwidmung der Von-Schultes-Straße in eine Max-Brose-Straße das politische Klima in der Vestestadt "wieder vergiften" könnte.
Kurt Knoch, Stadtrat der Jungen Coburger (JC) und als dieser Mitglied der neuen CSU/JC-Fraktion, verweist auf die "produktive gemeinsame Aufbruchsstimmung", die es seit der Wahl 2014 in der Stadt gegeben habe und die auch noch immer zu spüren sei. Knoch fordert deshalb einen "sachlichen Abschluss" der Debatte.
Seine persönliche Stellungnahme im Wortlaut:
"Als Stadtrat bewegt mich die Sorge, dass die anhaltende und sich immer mehr zuspitzende Diskussion um die Umwidmung der Von-Schultes-Straße in eine Max-Brose-Straße das politische Klima in unserer Stadt wieder vergiften könnte, nachdem dieses sich seit der Wahl im März 2014 deutlich aufhellte und eine produktive gemeinsame Aufbruchsstimmung zu verspüren war und immer noch ist.
"Keine alten Lagerkämpfe!" Coburg befindet sich angesichts der demographischen Entwicklung, des anstehenden umfassenden
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Hochschulausbaus, den zahlreichen anstehenden Millioneninvestitionen, der notwendigen strukturellen Haushaltssanierung und der Flüchtlingswelle in einer Situation, in der es von enormer Bedeutung ist, dass der Stadtrat gute Arbeit leistet. Damit die Diskussion nicht ausgerechnet in dieser für Coburg so wichtigen Phase völlig aus dem Ruder gerät und wir nicht in die alten lähmenden Lagerkämpfe zurückfallen, muss die Straßendebatte rasch und demokratisch - ohne Vorwürfe und Anfeindungen - abgeschlossen werden. Als Stadtrat bekommt man die hochemotional geführten Diskussionen hautnah mit. Ich kann daher nur an alle Richtungen appellieren, die jeweils andere Sichtweise in dieser Streitfrage zu respektieren.
"Muss nicht völlig unumstritten sein" Persönlich komme ich bei meiner Beurteilung der Sachlage zu dem Ergebnis, dass die Benennung nach dem Firmengründer von Brose angebracht wäre, nachdem auch die Gründerpersönlichkeiten der anderen besonders großen Coburger Unternehmen diese Würdigung erhielten (z.B. Willi Hussong-Straße - HUK, Carl-Kaeser-Straße). Straßennamen sollten aus meiner Sicht neben der vorrangigen praktischen Identifizierungs- und Orientierungsfunktion auch der Historie einer Stadt ein Gesicht geben. Dazu ist es nicht unbedingt notwendig, dass die Namensgeber in ihrer gesamten Person völlig unumstritten sind. Ein solches Kriterium würde die Benennung nach Personen gänzlich unmöglich machen.
Max Brose war aus meiner Sicht in erster Linie ein herausragender Unternehmer, der Coburg durch sein unternehmerisches Schaffen bis auf den heutigen Tag eindrucksvoll prägte. Daher wäre die Benennung einer Straße nach ihm aus meiner Sicht wünschenswert. Als Stadtrat werde ich in dieser Angelegenheit - anders als unsachliche Vorhaltungen dies darstellen - nicht unter Druck gesetzt. Es handelt sich schlicht und ergreifend um meine Überzeugung. Selbstverständlich würde es im gleichen Atemzug einer weiteren Neuwidmung bedürfen: Der bisher gewürdigte Johann Adolf von Schultes sollte an anderer Stelle weiter bedacht werden.
"Den wirklich zukunftsträchtigen Themen widmen!" Wenn diese Debatte hoffentlich im Mai ein Ende gefunden hat, muss der Stadtrat sich wieder mit voller Konzentration auf die Bearbeitung der wirklich zukunftsträchtigen Themen widmen.
Denn davon gibt es reichlich: "Innovationszentrum" am Güterbahnhof, Verbesserung der Anbindung der Hochschule, Innenstadtbelebung und -sanierung, Integration der vielen Flüchtlinge, usw. Ich hoffe, wir können diese Themen dann wieder mit der nötigen Sachlichkeit angehen - und mit dem Enthusiasmus für die gemeinsamen Sache, den es bedarf, um solch weitreichende und fordernde Herkulesaufgaben zu meistern. Es war der Wille, diese Herausforderungen zu bewältigen, der mich vor einem Jahr zur Stadtratskandidatur bewegte. Ich gehe davon aus, dass dies für alle Stadtratskollegen ebenso gilt. Darauf müssen wir uns gemeinsam besinnen."
Bei der möglichen Umwidmung spielt das Verhalten Broses von 1933 bis 1945 eine untergeordnete Rolle.
Zu betrachten ist vielmehr sein Verhalten von 1919 bis 1933. Dazu eine Auswahl von Fragen, die es m.E. unbedingt zu beantworten gilt:
Wie stand Brose zu Schwede und Konsorten?
Wie war seine Haltung als Kaufmann und Industrieller angesichts des aggressiven Coburger Antisemitismus?
Hat er sich während der Propagandaschlacht schützend vor seinen Kollegen Friedmann und andere Verfolgte gestellt?
Oder saß er bei Kundgebungen und Hetzreden Hitlers im Saal?
Wie hat er sich als IHK-Mitglied vor 1933 verhalten?
Befürwortete er die Sondersteuern auf jüdische Geschäfte?
Äußerte er sich zu den blutigen Überfällen auf Sozialdemokraten (z.B. Klingler) und andere Nazigegner, zu Straßen- und Saalschlachten der SA? Gab es Entlassungen von Sozialdemokraten durch Brose?
Nahm er zu den grausamen Folterungen im Rathaus Stellung?
Um es kurz zu machen:
War Brose zur Zeit des Coburger Nationalsozialismus von 1922 bis 1933 schon Mitläufer, dann kann es keine Max-Brose-Straße in Coburg geben!
Meint ihr wirklich, er wäre der einzige, der dies fordert?
Schluss jetzt endlich mit dem sinnlosen Diskussionen und Depatten.
Denn:
recht_isses
1.) Die "Von-Schultes-Str." ist und bleibt "Von-Schultes-Str."
2.) Der VLP in Wiesenfeld wird nicht gebaut
Dann wären wir schon einen Schritt weiter in die richtige Richtung.
Im Gegenzug wurde der Mitläufer-Opa ja rehabilitiert, was aber sehr Viele nicht
so prickelnd finden, ist aber so, dem aktuellen Stadtrat sei Dank.
Endlich ein JUNGER Stadtrat, der differenzieren und abwägen kann. Hochachtung!
Die aktuellen Aussagen einiger Akteure lassen eine Rückkehr in alte Verhaltensmuster erkennen, die nicht geeignet sind, das Spannungsfeld zu entkrampfen, sondern deutlich zu erhöhen. Offensichtliche "Brandbeschleuniger" sind gefährlich und sollten entschieden in die Schranken verwiesen werden.
Inzwischen dürfte großer Schaden für den Standort Coburg angerichtet worden sein, denn ansiedlungswillige Firmen werden bei der von manchen publizierten politischen Einstellung Coburg meiden.
Der Stadtrat soll es in vergangenen Jahrzehnten ja geschafft haben, einige Firmen „abblitzen“ zu lassen. Dann stellt sich der Haushalt nicht mehr so üppig dar! Eine Unterwerfung steht übrigens überhaupt nicht im Raum. Herr Stoschek hat keine Umwidmung gefordert, sondern zum Ausdruck gebracht, dass er sich aber mit seiner Familie gleichwohl darüber freuen würde. Das ist nichts Verwerfliches. Es ist eine gute Gepflogenheit, dass Straßen den Namen verdienter Persönlichkeiten erhalten. Max Brose hat die Firma im Jahr 1908 gegründet, sein Enkel hat sie im Alter von 23 Jahren übernommen und zu einem Weltunternehmen im Familienbesitz geführt, dessen Gewinne nicht von Aktionären abgeschöpft, sondern im Wesentlichen in Forschung, Weiterentwicklung und Sicherung reinvestiert werden, aber auch u.a. in soziale Einrichtungen fließen. Das ist neidlos anzuerkennen. Soziales Verhalten ist in diesem Unternehmen kein Fremdwort, sondern gelebte Praxis. Das scheinen viele Bürger zu vergessen.
Das der Stadt zur Verfügung stehende Geld muss erst verdient werden, bevor es zur Verteilung durch den Stadtrat kommen kann. Wenn die Quellen durch Eigenverschulden mangels Pflege weniger sprudeln oder gar versiegen, dann sieht die Zukunft für Coburg und sein Umland düster aus. Das sollte mit Umsicht verhindert werden. Mit vielen meiner Freunde und Bekannten wünsche ich mir einen Stadtrat, der bedachter und zukunftsorientierter handelt.
Vielleicht solltest du mal dem Papst den Vorschlag machen Stoschek und Max Brose heilig zu sprechen.