Markus Stockhausen in Bad Rodach: Leben mit berühmtem Namen

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Vielseitiger Trompeter und Komponist: Markus Stockhausen. Mit seiner Group gastiert er am Donnerstag in Bad Rodach.Foto Ninette Niemeyer
Vielseitiger Trompeter und Komponist: Markus Stockhausen. Mit seiner Group gastiert er am Donnerstag in Bad Rodach.Foto Ninette Niemeyer

Wie der Trompeter und Komponist Markus Stockhausen seinen eigenen Weg in der Welt der Musik gefunden hat - und warum er kurzfristig in Bad Rodach gastiert

Der Name Stockhausen ist einer der ganz großen Namen in der Welt der Musik. Karlheinz Stockhausen war einer der Fixsterne der Moderne, sein Sohn Markus brilliert als Trompeter gleich in mehreren musikalischen Sphären - im Bereich der Klassik und als berufener Interpret in vielen Werken seines Vaters, zugleich aber als Jazzmusiker, der schon viele Preise gesammelt hat. Mit seiner Group gastiert er am Donnerstag auf Einladung der Reihe "Leise am Markt" und in Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing Bad Rodach im "Haus des Gastes" (Beginn: 19 Uhr). Im Interview gibt er Einblick in das Leben eines vielseitig aktiven Musikers.

Sie haben als Trompeter eine klassische Ausbildung erhalten. Inwiefern wirkt sich das auf Ihr Spiel als Jazz-Musiker aus?

Markus Stockhausen: Ich bin froh, damals mehrgleisig gefahren zu sein. Eine solide Ausbildung als klassischer Trompeter war essentiell für alles, was ich später machte, auch für die umfangreiche und anspruchsvolle Zusammenarbeit mit meinem Vater, dem Komponisten Karlheinz Stockhausen. Im Jazz konnte ich dadurch auch einen ganz eigenen Stil entwickeln, der auf der klassischen Spieltechnik aufbaute.

Ihre Karriere ist untrennbar mit den Werken Ihres Vaters verbunden. Beflügelt das eine Karriere oder kann das auch zu allzu beengenden Erwartungshaltungen beim Publikum führen?

Ich bin dankbar für die vielen Lehrjahre bei meinem Vater. Er war ein Perfektionist und verlangte uns allen viel ab, aber immer mit Begeisterung. Ich durfte auf den größten Bühnen der Welt stehen, wie La Scala in Milano, wo ich in der Oper "Donnerstag aus Licht" als Trompeter eine Hauptrolle spielte. Aber ich wollte auch unabhängig von ihm als eigenständiger Musiker wahrgenommen werden und bestehen können. Daher gab ich mir doppelt Mühe, alles gut zu machen. Solch eine Namen zu tragen bedeutete für mich die innere Verpflichtung, all mein eigenes Wirken auf hohem Niveau anzustreben, und es war eine große Chance, eine breite Palette an Erfahrungen machen zu dürfen, wie sonst kaum ein Musiker. Was das Publikum denkt war und ist mir eigentlich immer egal. Die Kunst hat ihre eigenen Gesetze und Notwendigkeiten. Natürlich freut man sich, wenn die Musik ankommt.

Wie verteilt sich Ihr Leben als Musiker aktuell auf die unterschiedlichen Bereiche von Jazz bis Klassik/Moderne?

Ich spiele derzeit viele Konzerte mit meiner Group, die aber einen ganz eigenen, nicht unbedingt Jazz-typischen Stil hat. Dann aber gibt es auch Projekte, die deutlich den Jazz-Rahmen verlassen, die viel freierer Natur sind, wie zum Beispiel das Duo "Moving Sounds" mit Tara Bouman. Meine Tätigkeit als Interpret klassischer oder anderer zeitgenössischer Literatur habe ich inzwischen ganz eingestellt.

Auf Ihrem neuen Album "Tales" spielt Ihre Group als Quartett in der Besetzung mit Cello statt des im Jazz ja meist üblichen Kontrabass. Wie hat sich diese Besetzung ergeben?

Wir suchten damals eine Ergänzung zum bestehenden Trio mit Klavier und Schlagzeug, und da wurde mir Jörg Brinkmann empfohlen. Er ist so vielseitig, als Solist oder auch als Spieler der Bass-Funktion, dass ich mir keine bessere und flexiblere Besetzung wünschen kann.

"Tales" meint Märchen oder Erzählungen: Wovon erzählen Sie auf Ihrem neuen Album? Wo ordnen Sie "Tales" stilistisch ein?

Wie ein díckes Buch ist hier ein "dickes" Album mit drei CD entstanden. Eine Stunde Musik mit Kompositionen, und zwei Stunden mit freien Improvisationen, 25 Stücke insgesamt. Ich fand alles so schön, dass ich es wie Erzählungen in einem Buch veröffentlichen wollte. Es sind bei den Stücken konkrete Bilder, die gezeichnet werden, bei den Improvisationen mehr Stimmungen, klangliche Ausflüge, spontane Entdeckungen. Die stilistische Zuordnung überlasse ich gerne anderen, irgendwo zwischen Jazz und freier Musik ... für mich ist es kreative, offene, aktuelle Musik ... oder ganz einfach Musik, die den ganzen Menschen anspricht, jenseits von Stilistiken und Erwartungen. Mir ist es wichtig, dass echte und tiefe Gefühle ausgedrückt werden, die im Jetzt entstehen, keine Klischees.

Wie hat sich Ihr kurzfristiges Gastspiel in Bad Rodach ergeben?

Ein anderes Konzert fiel aus, und der Tag war frei in einer kleinen Tour. Da hab ich überlegt, wo wir spielen könnten kurzfristig, und fragte eine liebe Freundin aus Heldritt, die mir dann den Kontakt zur Pianistin Antoinetta Bafas aus Coburg gab. Sie setzte dann im Handumdrehen alle Hebel in Bewegung, sodass wir jetzt einen sehr schönen Saal mit gutem Flügel im Jagdschloss in Bad Rodach gefunden haben.

Zur Person

Markus Stockhausen, geboren 1957 in Köln, Trompeter und Komponist, bekannt als vielseitiger Grenzgänger. 25 Jahre lang konzertierte er mit seinem Vater, dem Komponisten Karlheinz Stockhausen, der viele Werke für ihn schrieb.

2005 wurde er mit dem WDR-Jazzpreis als bester Improvisator ausgezeichnet, 2017 mit der "Silbenen Stimmgabel" und dem JTI Jazz Award, 2018 bekam er den Echo Jazz Preis, 2021 wurde er als bester Blechbläser mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. Er wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, zuletzt erhielt er 2021 als bester Blechbläser den Deutschen Jazzpreis.

Tickets bei der Gästeinformation Bad Rodach, Tel. 09564/1550. Es gelten die 3-G-Regeln.red