1977 wurde die Schwimmhalle des Ernst-Alexandrinen-Volksbades, wo Generationen von Coburgern Schwimmen lernten, abgerissen.
"Alexandrinenbad muss sterben" - so titelte das Tageblatt am 29. Februar 1972. Die Überschrift mag etwas plakativ klingen, drückte aber genau aus, was viele Coburger damals dachten. Mit dem Abriss des einstmals so imposanten Gebäudes starb auch ein Stück ihrer eigenen Vergangenheit, denn Generationen von Coburgern hatten in dem 1906 errichteten Jugendstilbad ihre ersten Schwimmversuche unternommen. Noch heute denken viele ältere Coburger mit Wehmut an "ihr Bad" zurück.
Schenkung von Herzogin Alexandrine ermöglichte den Bau
Eine testamentarische Schenkung über 120 000 Goldmark von Herzogin Alexandrine und eine weitere Spende von Herzog Alfred über 10 000 Goldmark ermöglichen den Bau Anfang des 20.
Jahrhunderts.
"Fortschrittliche Errungenschaft"
Für Coburg sei "diese Badanlage mit ihrer herrlichen Schwimmhalle, den Wannenbädern aller Art für Frauen und Männer, dem römisch-irischen Bad sowie den Brausebädern" eine "außerordentlich segensreiche und für die damalige Zeit enorm fortschrittliche Errungenschaft", heißt es in der Baugeschichte.
Alexandrinebad modernisieren?
Ende der 60er Jahre ist es beschlossene Sache: Coburg soll ein neues, modernes Schwimmbad bekommen. Zunächst gibt es noch Überlegungen, das Alexandrinenbad zu modernisieren und für den Schulsport zu nutzen, doch diese Lösung wäre teuer und das sei laut dem damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Stammberger nicht vertretbar. Im Tageblatt-Bericht vom 29.
Februar 1972 heißt es: "Der Zuschussbedarf für beide Bäder würde weit über einer halben Million Mark liegen. Dieser Belastung fühlt sich die Stadt nicht gewachsen."
1973 schließt das Alexandrinenbad
Am 30. Mai 1973, mit der Eröffnung des heutigen Aquaria in der Rosenauer Straße schließt das Alexandrinenbad für immer seine Pforten und steht die nächsten Jahre, bis zum Abriss der Schwimmhalle, leer.
1975: Zustimmung zum Teilabriss
Das Landesamt für Denkmalpflege stimmt dem Teilabriss 1975 zu - unter der Bedingung, dass der Alexandrinenbrunnen an die Grundstücksgrenze zur Rückertschule versetzt und der Portikusbau erhalten wird. Von September bis November 1977 wird die Badehalle abgerissen.
Damit ist der Weg frei für die sogenannte Westtangente, die mit der Alexandrinenbrücke die Lossau- mit der Kreuzung Viktoria-/Löwenstraße verbindet.
Für rund 1,14 Millionen Mark wird der Portikusbau vom Spätherbst 1978 bis zum Frühjahr 1980 geschlossen und saniert. Wegen der langen Zeit, die seit dem Abriss vergangen ist, sind bereits Teile der Inneneinrichtung verschwunden und der Verfall ist fortgeschritten.
Das lange Hin und Her um das Schicksal des Portikusbaus habe aber auch eine interessante Tatsache zu Tage gefördert, wie es im Tageblatt vom Februar 1979 heißt: Der Abriss sei ohne Beschluss von Bausenat und Stadtrat "durchgeboxt" worden. Wer die Genehmigung stattdessen erteilt hatte, habe sich zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr feststellen lassen.