Der Coburger Keramiker Franz Denk malt seit Jahren in meditativer Erkundung des eigenen Inneren, das er für das Unendliche öffnen will. Jetzt stellt er seine großformatigen Bilder in der ehemaligen Goebel-Kantine in Rödental aus.
Wer zu früh nach der Bedeutung der Zeit fragt, landet unweigerlich im Universum. So ist es Franz Denk ergangen. Das mathematisch astrophysisch Relativitätstheoretische war ihm aber zu kompliziert. Der Unendlichkeit der Dimensionen entsprechend scheint allerdings sein Drang zu sein zu malen. Vor allem seit er vor zehn Jahren die keramische Manufaktur in Neershof an seinen Sohn Fabian übergeben hat, zieht ihn eine Kraft in "das Andere", dieses Unfassliche, in dem wir existieren, das wir aber so überhaupt nicht verstehen.
Mittlerweile ist sein durchaus großzügiges Atelier auf dem ehemaligen Goebel-Gelände in Rödental vollgestapelt mit großformatigen Bildern, zweistöckig über die kleine Galerie hinweg. Da bleibt ihm doch tatsächlich nichts anderes, als endlich wenigstens mal auszustellen. Was er ab Samstag jetzt auch tut, und zwar gleich überm Hof in einem ihm und seinen Bildern sehr entsprechenden, schönen Raum mit Ausblick in die Natur, der ehemaligen Goebel-Kantine.
Franz Denk hat an den Fachschulen in Selb und Landshut Keramik studiert und sich 1964 zurück in Coburg zusammen mit seiner Frau Maria selbständig gemacht. Nach dem Erwerb der leer stehenden Schule in Neershof Anfang der 70er Jahre entwickelte er unter anderem neuartige Verfahren, mit spezieller Porzellanmasse auf der Töpferscheibe zu arbeiten. Von Kunst am Bau über Baukeramik bis hin zum Porzellan hat er nahezu jeden keramischen Arbeitsbereich mit Entwürfen und Entwicklungen erweitert, heißt es in seiner Vita. Sein künstlerisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet.
Kein Thema, keine Abstraktion
Ans Experimentieren gewöhnt, begann er nun, mit sich selbst und seiner Seele zu experimentieren. Was würde, wenn er vor oder über seinen großen Malgründen gebeugt steht, kommen, wenn er sich selbst möglichst weit "leer" macht? Franz Denk hat, ungemein fleißig, geübt, sich dem Prozess zu überlassen. Kein Thema, auch keine Abstraktion, denn er nimmt keinen "Gegenstand", von dem aus es zu abstrahieren gälte.
Im Bewusstsein des unendlichen Kosmos außerhalb unserer selbst, im meditativen Prozess also, indem er mit der Ölfarbe immer neue Schichten legt, dabei fast paradoxer Weise statt in den Vordergrund in immer hintergründigere Tiefen kommt, entstanden lebendige, abwechslungsreiche Gemälde in spannungsvollen Farbkompositionen, Landschaften außerhalb von Raum und Zeit, zumindest unserem Raum und unserer Zeit, fließend, neblig, doch etwas sehr Präsentes scheint hindurch, dunkel und doch meist kraftvoll strahlend.
Ein Fenster öffnen
Manchmal deutete er eine Art Fenster an, das Bedürfnis, noch viel weiter "dahinter" zu blicken. Dann kam immer mehr Rhythmus, etwas Tänzerisches in die Gemälde. In den späteren Streifenbildern hat die Luftdruckpistole die Farbe vor sich her und beiseite getrieben. Die Verschiebungen ergeben eigene Farblebendigkeit. Dann wiede rum sind da diese - irgendwie doch in die Natur unserer Welt zurückkehrenden - Bilder, in denen sich feine Lanzettenblätter, Nadeln wie unter Magneteinfluss auszurichten scheinen, ohne ihre relative Freiheit aufzugeben.
Der Handwerker, der Techniker, der er ist, lässt ihn auch gerne mit dem Instrumentarium spielen, mit zurechtgeschnittenen Schaumgummis, mit Aufsätzen auf der Bohrmaschine, was wiederum ganz andere Musterungen erzeugt, ihn allerdings auch stärker im Hier und Jetzt hält.
Aber ja doch, selbstverständlich gibt es im Schaffen von Franz Denk Erinnerungen an die Klassische Moderne. Muss denn ständig neuer Stil erfunden werden? Kommt es nicht darauf an, wohin und wie weit der Künstler, der Mensch über ein Medium reicht und wirkt? Franz Denk jedenfalls sucht für sich, neugierig und voller Faszina tion, was ohne Zwang entstehen kann, wenn die Zeit fließt, wenn unser kleines Ich zurücktritt. Das ist spannend.
Die Ausstellung Franz Denk - Ölgemälde. Atelierausstellung in der ehemaligen Betriebskantine der Firma Goebel in Rödental, Coburger Straße (Parkplätze gegenüber). Eröffnung am Samstag, 7. November, um 16 Uhr. Geöffnet bis 29. November jeweils mittwochs sowie Freitag bis Sonntag von 17 bis 20 Uhr.
Franz Denk geboren 1942 in Marienbad im Sudetenland, aufgewachsen in Coburg, hat nach seiner technischen und künstlerischen Ausbildung die kunsthandwerkliche Keramikwerkstatt Denk in der alten Schule in Neersdorf aufgebaut. Seine keramische Arbeit wurde mehrfach international ausgezeichnet.