LPV Cobuger Land Von Kopfweide bis Wassermahd

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LPV-Geschäftsführer untersucht eine alte Kopfweide, die im Auftrag des Verbands geschnitten wurde. Im Vordergrund steht eine Weide, die im vergangenen Jahr gepflegt wurde. Rainer Lutz
LPV-Geschäftsführer untersucht eine alte Kopfweide, die im Auftrag des Verbands geschnitten wurde. Im Vordergrund steht eine Weide, die im vergangenen Jahr gepflegt wurde. Rainer Lutz
Bei Großheirath werden zurzeit Obstbäume im Auftrag des LPV gepflegt.
Bei Großheirath werden zurzeit Obstbäume im Auftrag des LPV gepflegt.
 
Bei Meschenbach wurde ein Kleingewässer angelegt. Ähnliche Arbeiten sind auch in diesem Jahr geplant.
Bei Meschenbach wurde ein Kleingewässer angelegt. Ähnliche Arbeiten sind auch in diesem Jahr geplant.
 

Der LPV Coburger Land setzt in diesem Jahr ein Rekordbudget ein, um die Artenvielfalt und das Bild der Kulturlandschaft zu erhalten.

Neue Biotope anlegen, vorhandene pflegen, alte Obstsorten retten und landschaftsprägende Kopfweiden oder Baumreihen erhalten - für den Landschaftspflegeverband (LPV) Coburger Land gibt es viel zu tun. Bei der Vorstandssitzung am Donnerstag wurde beschlossen, was alles in diesem Jahr auf die Arbeitsliste gesetzt werden soll.
"Das Maßnahmenpaket ist sicher das umfangreichste seit Bestehen des Verbands", sagte der fachliche Geschäftsführer Frank Reißenweber ehe er auf die lange Liste mit Vorhaben einging, die 2018 umgesetzt werden soll. In der Summe umfasst dieses Paket rund 735 000 Euro. Darin sind 150 000 Euro enthalten, die auf Pflegearbeiten zur Umsetzung des Naturschutzgroßprojektes "Das Grüne Band" ausgeführt werden.
Allein zwölf Anträge entfallen auf die Pflege von ökologisch wertvollen Biotopflächen. Der Verband betreut etwa 125 Hektar solcher Areale und wird in diesem Jahr rund 234 000 Euro für ihre Pflege aufwenden. Dazu gehört die Pflanzung neuer Bäume, wo alte Bäume in Streuobstwiesen ausfallen oder nach einer Pflanzung nicht angewachsen sind. Nachgepflanzt werden dabei, wie heuer unter anderem bei Heldritt mit 20 Bäumen geplant, alte Sorten. Weitere Pflanzungen sind bei Öttingshausen (zehn Bäume) oder Moggenbrunn (40) vorgesehen.


Besondere Rettung

Alte Sorten, die gerade in unserer Region früher einmal besonders vielfältig waren, werden erhalten, indem Reißer auf jüngere Bäume gepfropft werden. Dazu berichtete Frank Reißenweber von einer bemerkenswerten Aktion. Bei Heldritt stand ein Apfelbaum erkennbar in seinem letzten Lebensabschnitt. Ein Spezialist aus Bayreuth entnahm ein paar Reißer, um sie auf junge Bäume zu pfropfen. "Ein Jahr später stellten wir fest, dass der Baum abgestorben war. Er war der allerletzte dieser alten Apfelsorte", sagte Reißenweber.
"Mit dem Aufbau der Amphibienzäune wird aktuell bereits begonnen", informierte Reißenweber weiter. Allein der LPV gibt für diese Aufgabe fast 16 000 Euro aus. Mehr als 12 000 Euro sind es für Fledermausschutzmaßnahmen.


Neue Maschine

Vor allem flache Biotopteiche können künftig mit einer neu beschafften Maschine gepflegt werden, erklärte Frank Reißenweber. Mit ihr kann Schilf und Rohr auch unter Wasser gemäht werden. So dauert es viel länger, bis sie tatsächlich mit dem Bagger entlandet werden müssen. Wird nur gemäht, entfällt auch die aufwendige Entsorgung des Aushubs. Für diese mechanische Gewässerpflege stehen heuer knapp 30 000 Euro im Budget des LPV. Mehr als 88 000 Euro sollen für die Neuanlage von Landschaftsbestandteilen eingesetzt werden.


Kopfpflege bei Weiden

Zu den Kernaufgaben des LPV gehören die Entbuschung von Flächen, die Weidepflege und die Gehölzpflege. Im gesamten Kreisgebiet und teilweise auch auf Flächen im Gebiet der Stadt Coburg organisiert der Verband solche Arbeiten im Volumen von knapp 65 000 Euro. Dazu gehört beispielsweise die Pflege von Kopfweiden. Einst entstanden, weil die schnell wachsenden dünnen Triebe als Rohmaterial für Korbflechter dienten, würden diese die Landschaft prägenden Bäume verschwinden, wenn sie nicht gepflegt werden. Bei Großheirath beispielsweise laufen derzeit solche Arbeiten. "Wir schneiden immer nur einen Teil zurück" erklärt Frank Reißenweber. So entsteht ein Bild mit Weiden verschiedener Entwicklungsstufen. Würden die Kopfweiden nicht mehr abgeschnitten, würde die Last der Zweige irgendwann den alten Grundstamm in Stücke reißen.
Speziell die Pflege von Nasswiesen im Bereich des Naturschutzgebiets Glender Wiesen steht mit gut 3000 Euro im Plan. Für weitere knapp 77 000 Euro werden in diesem Gebiet Kleingewässer neu angelegt. Die Stadt Coburg ist zwar noch kein Mitglied im Landschaftspflegeverband, trägt aber den Eigenanteil der Kosten bei geförderten Maßnahmen.


Halbstämme nicht beliebt

BBV-Kreisobmann Martin Flohrschütz rechnete schon mit Bedenken auf Seiten des Naturschutzes. Trotzdem sprach er ein Thema an, das seiner Ansicht nach Gefahren birgt. Die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft warne ihre Klientel stets vor Hochstämmen. Bei der Obsternte mit Leitern komme es immer wieder zu schweren Unfällen durch Stürze. Er fragte, ob es für den Verband nicht eine Option wäre, niedrige Obstbäume zu pflanzen. Der LPV ist allerdings gehalten, Hochstämme einzusetzen, wie sie im gewachsenen Landschaftsbild vorkommen.
Frank Reißenweber ist zudem überzeugt, dass die vom Verband gepflanzten Bäume eher abgeschüttelt als mit Leitern beerntet werden. Entgegenkommen signalisierte er beim Wunsch des Kreisobmannes, Hecken nicht zu nah an Straßen und landwirtschaftliche Flächen zu pflanzen. "Irgendwann stehen uns vielleicht nicht mehr so viele Mittel zur Verfügung wie jetzt, dann werden die Hecken und Bäume nicht mehr gepflegt und wachsen in die Flächen", meint Martin Flohrschütz. Das wird auch künftig beachtet.