Gerda Bauersachs kennt sich mit den Bräuchen rund um Lichtmess aus.
In der Nacht auf den morgigen Sonntag, vom 1. zum 2. Februar, wird Lichtmess gefeiert. Im Bauernjahr ist dies ein wicthiges Datum und überdies ein Lostag, an dem nicht nur übers Wetter, sondern auch über Heirat und Tod orakelt wird.
"Wenn's zu Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit" , "Weiße Lichtmess - grüne Ostern" oder "Gibt's Lichtmess Sonnenschein, wird's ein spätes Frühjahr sein" - Gerda Bauersachs kennt jede Menge volkstümlicher Bräuche, Sprichwörter, Reime und Wetterregeln, die sich um Lichtmess ranken. Und sie sagt - aus jahrzehntelanger Erfahrung - auch, dass diese sich meist erfüllen. 82 Jahre ist die Ahlstadterin alt, war 25 Jahre lang Ortsbäuerin und hat selbst Landwirtschaft betrieben.
Schon als Kind kannte sie von den Großeltern die Wetterregeln rund um Lichtmess: Lichtmess hell und klar, deutet auf ein gutes Jahr. Das, sagt Gerda Bauersachs, habe sich oft bewahrheitet. Das Wetter beobachtet die Ahlstadterin seit Jahrzehnten selbst, und sie hat auch ihre eigene Art der Wetterprognose. Da sind zum Beispiel die Raunächte: Zwölf an der Zahl, beginnend am ersten Weihnachtsfeiertag. An diesen Tagen notiert sie das Wetter, das dann jeweils für das Wetter des jeweiligen Monats im neuen Jahr steht. "Sonnenschein, windig, regnerisch, wechselhaft" schreibt sie auf und freut sich dann, wenn ihre Vorhersage eingetroffen ist.
Die Wahrheit liegt im Salz Aber auch eine Zwiebel nimmt sie zum Wetterfrosch. "Kurz vor Jahresende", beschreibt sie den alten Brauch, "schneide ich eine große Zwiebel in zwölf Ecken und bestreue diese mit Salz. Jedes Eckchen steht für einen Monat, von Januar bis Dezember. Wenn das neue Jahr begonnen hat, zeigen die Zwiebelstücke das Wetter an: Sind sie nass, wird es ein verregnetes Jahr." Das hat immer einigermaßen hingehauen. "Naja, oder eben auch nicht", sagt Bauerssachs lachend und prophezeit gleich ein recht wechselhaftes Jahr 2014, mit sehr trockenen Phasen.
Die 82-Jährige erzählt auch davon, dass zu Lichtmess das Bauernjahr begonnen hat - mit den ersten Arbeiten für die Aussaat. Und auch das weiß sie noch: Wer Anfang Februar noch die Hälfte des Winterfuttervorrats für die Tiere in der Scheune hat, der hat gut gewirtschaftet. Von der Großmutter hat sie noch gehört, dass an Lichtmess einst das Knechtsjahr geendet hat. Mägde und Knechte wechselten an diesem Tag ihre Stellen - wenn es ihnen beim Bauern nicht behagte oder umgekehrt, der Bauer nicht mit ihnen auskam. Dann gab es die Lichtmess-Mark - und ab ging es zur neuen Dienststelle.
"Wenn's zur Lichtmess stürmt und tobt, der Bauer sich das Wetter lobt." Dass es heute stürmt und tobt, daran glaubt Gerda Bauersachs nicht. Auch nicht daran, dass sie Sonne heiß scheint, denn dann könnte nochmal viel Schnee und Eis kommen. Aber weiße Lichtmess - grüne Ostern, das könnte hinhauen, auch schon deshalb, weil Ostern erst im späten April ist.