Es ist eine echte Adventsgeschichte: Seit drei Wochen sitzen 17 Lkw-Fahrer auf dem Autobahnparkplatz Coburger Forst fest. Die Bevölkerung hilft ihnen.
Es war ein beachtlicher Frachtauftrag. Gleich 17 Kollegen brachen mit ihren Scania-Zügen und Schwertransportern in Russland auf, um in Coburg bei der Maschinenfabrik Waldrich Teile zu laden, die sie zu einem Kunden südöstlich von Moskau bringen sollen. Vor drei Wochen sammelten sie sich auf dem Parkplatz Coburger Forst an der A 73. Da stehen die meisten von ihnen noch immer.
Es liegt wohl daran, dass die Frachtpapiere noch nicht in der Form vorliegen, wie sie vorliegen müssen, wie Hubert Becker, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Waldrich erklärt. Das erste Ziel der Fracht ist Moskau. Dort müssen alle Fahrzeuge gemeinsam auffahren zur Blockabfertigung durch den Zoll, wie Becker erklärt. Sie müssen nicht gemeinsam fahren, aber für die Überprüfung durch die Einfuhrbehörde eben alle da sein.
"Das Risiko von Standzeiten war von Anfang an klar und entsprechende Standgelder werden dafür einkalkuliert", erklärt Hubert Becker. Ursprünglich sollte am 21. November beladen werden. Das habe sich verzögert, weil noch nicht alle Papiere vorhanden waren. Seit Montag wird nun beladen, fünf Fahrzeuge sind laut Becker schon unterwegs in Richtung Moskau. Zuerst wurden die Schwertransporter auf die Reise geschickt. In den nächsten Tagen folgen dann die Sattelzüge. Dass bei solchen Touren Standzeiten auftreten ist laut Hubert Becker normal. Die Fahrer seien darauf eingestellt.
Wenig Komfort
Daran, dass es keine besonders komfortable Situation ist, sich über einen so langen Zeitraum mit den Annehmlichkeiten eines Autobahnparkplatzes wie dem am Coburger Forst zu begnügen, ändert das für die Fahrer nicht viel. Sie können nicht wirklich weg. Selbst das Nötigste einzukaufen, ist für sie ein Problem. Denn mit einem Sattelschlepper ist so etwas schwierig. Trotzdem, man arrangiert sich. Doch das Warten wollte diesmal irgendwie kein Ende nehmen.
Dass dort so viele gleich aussehende Laster parken, und so lange parken, das fiel Mitgliedern eines Automobilclubs auf. "Die Opelfreunde sind auf die Feuerwehr Grub zugekommen, haben erklärt, was da los ist, und gefragt, ob man was machen kann", schildert Ilona Bauer aus Grub am Forst. Ihr Mann ist bei der Feuerwehr und sie war auch gleich mit dabei, als die Hilfsaktion anlief. Dass die Opelfreunde auf die Feuerwehr zugingen, hat einen guten Grund. Seit sie der Wehr den Maibaum geklaut, und dann bei der Auslöseaktion gemeinsam gefeiert haben, sind sich beide Vereine freundschaftlich verbunden. "Wir haben gleich geschaut, was wir auf die Beine stellen konnten, jeder hat etwas beigetragen", schildert Ilona Bauer die Spontanaktion.
So wurde auf dem Parkplatz ein Tisch aufgebaut, die Trucker wurden mit Essen, Glühwein und anderen Getränken versorgt."Einige Fahrer haben nichts getrunken, weil sie wussten, dass sie am nächsten Tag fahren müssen", sagt Ilona Bauer. Sie ist überzeugt, dass die Fahrer noch viel mehr Zuwendung erfahren hätten, wenn ihre Situation früher bekannt geworden wäre: "Es ist so schade, dass wir erst so spät aufmerksam geworden sind". Man hätte für die Männer zum Beispiel Fahrten zum Einkaufen oder zum Duschen in einem Sportheim organisieren können oder dergleichen mehr. Doch besser spät als gar nicht. Inzwischen melden sich immer mehr, die den Fahrern helfen wollen, die auf dem Parkplatz festsitzen. Eine echte Advent-Geschichte.
Hubert Becker beruhigt aber: "Wir waren dauernd mit den Fahrern in Kontakt." Am Dienstag wurden die Trucker dann auch mit Firmenfahrzeugen zum Essen in die Firmenkantine gefahren. In den kommenden Tagen werden sie nun die Teile der Waldrich Maschine aufladen und die Heimreise antreten. Die Maschine, die einen derartigen Transportaufwand erfordert ist eine so genannte Multitec von Waldrich. Sie kann laut Becker Werkstücke bis zu einer Größe von zwölf mal zwölf Metern bearbeiten. Keine Fuhre, die alle Tage auf die Reise geschickt wird.
Naja, auf dem Bild sieht man nur Sattelauflieger. Die Zugmaschine abzukoppeln um damit in die nächste Stadt zu fahren ist mit einer Zugmaschine nun wirklich kein Problem. Trotzdem dürfte das Einkaufen scheitern, da die Fahrer offensichtlich aus Weißrußland kommen. Der letzten kommunistischen Diktatur in Europa. Ergo haben diese Menschen auch keine Geld zum Einkaufen, da es (wie es im Kommunismus üblich war) sicher an den notwendigen Devisen mangeln dürfte.
Unverständlich ist für mich aber, daß eine Firma Waldrich zwar davon wußte, ja die Zeiten sogar kalkulierte, aber die Fahrer vor Ort erst dann unterstützt, nachdem die Bevölkerung aktiv geworden ist. Liebe Geschäftsleitung der Firma Waldrich, da ist jetzt eine Sonderspende mit einem Dankeschön an die Feuerwehr von Grub fällig!
Der Autor des Artikels möge da bitte am Ball bleiben.
Die Aktivitäten, die die Menschen entfalten, um den "gestrandeten" Fahrern aus Weißrußland in ihrer unmittelbaren Not zu helfen, ist lobenswert und gut. Es beweist, daß es auch im oftmals gierig und herzlos erscheinenden 21. Jahrhundert durchaus noch Menschen gibt, denen die Not anderer Menschen nicht nur zu einer Sache flotter und unverbindlicher Sprüche, sondern Anlaß zu ganz konkreter und uneigennütziger Hilfe ist. Allerdings darf bei aller schätzenswerten mitmenschlichen Hochherzigkeit nicht vergessen werden, daß solche Dinge wie sie hier beschrieben werden leider keine Ausnahmen, sondern bittere Realität um uns herum sind, die man aber leider nicht gerne wahrhaben will, weil sie den Wohlstand hierzulande mehr als fragwürdig erscheinen läßt, da er auf den Knochen anderer Menschen aufgebaut ist. Es sind ja eben nicht nur die LKW - Fahrer aus Weißrußland, die hierher geschickt werden, ohne sie zu bezahlen, es sind die rumänischen und bulgarischen Arbeiter, die zu Billiglöhnen und in menschenunwürdigen Massenunterkünften in den Schlachthöfen Tag und Nacht schuften, damit hier billig Fleisch gekauft werden kann, es ist die polnische Pflegekraft, die Tag und Nacht bei schlechter Entlohnung im Dienst ist, es ist der syrische Flüchtling, der als erstes lernt, das die westliche "Freiheit" ihren hohen Preis hat nämlich den, zu miserablen Bedingungen irgendwo schuften zu dürfen und dabei noch ständig hören zu müssen, wie froh man doch sein möge, eine "Chance" zu bekommen.Es werden jedem wohl noch viele entsprechende Beispiele einfallen, die beweisen, daß es natürlich hochanständig ist, in Not geratenen Menschen zu helfen, man aber hierbei keineswegs stehen bleiben darf, weil es sich nämlich um kein individuelles, sondern um ein systembedingtes - strukturelles Problem handelt, dem nur kollektiv beigekommen ist: nämlich durch höhere Löhne, besseren Sozialschutz, stärke Kontrollen und strengste Ahndung bei Vergehen.
Ich würde gerne mehr schreiben....aber Sie haben eigentlich schon alles gesagt. Volle Zustimmung!