Leerstände beseitigen: So will ein Neustadter alte Gemäuer retten

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So wie in Ralf Schramms Modell soll es im Stall künftig aussehen. Im Hintergrund ist er noch in seiner heutigen Form. Foto: Dominic Buckreus
So wie in Ralf Schramms Modell soll es im Stall künftig aussehen. Im Hintergrund ist er noch in seiner heutigen Form.   Foto: Dominic Buckreus
Ralf Schramm im Dachstuhl des Stalls Foto: Dominic Buckreus
Ralf Schramm im Dachstuhl des Stalls Foto: Dominic Buckreus
 

Viele Leerstände und keiner weiß etwas damit anzufangen. Ein Student aus Meilschnitz hat eine Idee, wie er den Dorfkern wieder attraktiv machen kann.

Alte Gebäude, die keiner mehr nutzt. Manche davon noch im 19. Jahrhundert errichtet. Im Laufe der Jahre oft laienhaft erweitert. Die meisten gehörten mal zu einem Bauernhof, der irgendwann aufgegeben wurde. Heute will sie kaum einer mehr sanieren. Vierzehn solcher Objekte gibt es in Meilschnitz, die leer stehen oder nicht voll ausgelastet sind, sagt Ralf Schramm. Der Architektur-Student hat aber eine Idee entwickelt, wie er die alten Häuser wieder bewohnbar und attraktiv für Zugezogene machen kann. Am Beispiel eines alten Stalles vom Hof seiner Familie zeigt er, wie dies funktionieren könnte.

Das Problem ist die Bevölkerungsentwicklung: Viele ziehen aus der Dorfmitte weg oder führen die Landwirtschaft mit den bestehenden Gebäuden nicht weiter. Diese stehen dann leer. Statt diesen Platz zu nutzen, erschließen die Gemeinden lieber Neubaugebiete, so auch in Meilschnitz. Eigentlich sollte sich ein kleines Dorf über jeden neuen Bewohner freuen. Ralf Schramm tut das natürlich, nur der Ort, an dem die Neuen sich niederlassen, sollte im Dorfkern liegen, sagt er: "Wenn die Entwicklung so weitergeht, steht das Dorfzentrum bald leer und die Neubaugebiete sind voll. Meilschnitz braucht Wohnformen im Dorf, um die alte Bausubstanz wiederbeleben zu können."

Seine Bachelorarbeit an der Technischen Universität München nahm der 21-Jährige zum Anlass, dieses Problem wissenschaftlich aufzuarbeiten. Dafür musste er zunächst eine Grundlage schaffen: Was fehlt den Meilschnitzern am meisten in ihrem Dorf? Um diese Frage zu beantworten, erstellte Schramm einen Fragebogen, den er an 200 Bewohner schickte - 130 bekam er zurück. Am meisten wünschen sich die Bürger eine bessere Verkehrssituation und einen Dorfladen oder eine Bäckerei.
Freilich kann der Student mit seiner Arbeit hier nur wenig bewirken. Doch auch ein sozialer Treffpunkt im Dorf und eine bessere Integration der Neubürger steht auf der Wunschliste der Meilschnitzer. Das bisherige Neubaugebiet liegt nämlich außerhalb des Dorfzentrums. "Es zeigt sich auch aus städtebaulicher Sicht, dass es für die Menschen am Dorfrand schwieriger ist, mit den anderen Bewohnern in Kontakt zu kommen", sagt Schramm.


Das Beispiel nebenan

Also möchte er bestehende Gebäude im Dorfkern erneuern: "Mein Ansatz war: Wie kann man diese alte Bausubstanz verwerten und damit die Leute wieder ins Dorf holen?" Und da fängt er bei seinem heimischen Hof, dem Pickelshof, an. Der große Stall, der an das Wohnhaus anschließt, wurde 1844 erbaut, immer wieder erweitert, oft recht planlos: "Das waren immer nur Notlösungen. Da hat ein Blick auf das Gesamtkonzept gefehlt", erklärt der Student. Er hatte sich die Baupläne aus dem Archiv besorgt, aber auch von außen erkennt man, wo mal mehr oder weniger fachmännisch nachgebessert wurde. Früher wohnten im Stall Kühe, jetzt ist er praktisch leer. Künftig sollen darin Menschen leben.

Die Lösung des Studenten: zwei Familienwohnungen sollen darin entstehen, jeweils mit zwei Etagen. Unten mit Terrasse und Schlafzimmern und oben im Dachstuhl mit großzügigem Wohnbereich.
Letzterer gefällt Schramm besonders, deshalb will er das Baukonzept dort erhalten: Der Dachstuhl wird geteilt. Die Balken sollen weiterhin sichtbar bleiben, genauso wie die Wand aus Backstein. Die Räume will er offen lassen und nicht durch Wände trennen, sodass der Dachstuhl "in seiner Gesamtschönheit" erhalten bleibt, erklärt Schramm. "Diese Raumqualität findet man nicht in einem Neubau", erklärt er. Dennoch gibt es dabei ein generelles Problem: Die meisten Menschen wollen ein Haus ganz nach ihren Vorstellungen. "Es muss am Anfang vermittelt werden, dass das kein konventionelles Wohnmodell ist", sagt Schramm.


Umsetzung dauert noch Jahre

Das vorhandene Material müsse sicherlich behandelt werden, erklärt er weiter. Gibt dabei auch zu, dass seine Forschung natürlich eher konzeptionell ist. Dennoch sei sein Konzept schon gut angekommen bei den Meilschnitzern und auch bei der Stadt Neustadt, die ihn bei seiner Arbeit unterstützt habe, erzählt Schramm. Deshalb möchte er sein Konzept den Menschen präsentieren (siehe Infoskasten) und eröffnet heute seine Ausstellung im Rathaus mit mehreren Modellen und Bauplänen. Die Umsetzung für den Pickelshof muss aber noch etwas warten: "In fünf bis zehn Jahren kann ich mir schon vorstellen, die Pläne nochmal zu überarbeiten und umzusetzen."


Die Ausstellung

Eröffnung Am Dienstag, 17. Oktober, 14.30 Uhr.
Ort Im Foyer des Rathauses von Neustadt bei Coburg.
Öffnungszeiten Gemäß denen des Rathauses: Montag, Donnerstag von 8 bis 16 Uhr; Mittwoch und Freitag von 8 bis 13 Uhr und Dienstag von 8 bis 18 Uhr.
Dauer Die Ausstellung ist vom 17. bis 31. Oktober zu sehen. Der Eintritt ist kostenlos.