Eine lärmgeplagte Coburger Familie geht an die Öffentlichkeit. Denn der Krach wird von rücksichtslosen Mitmenschen verursacht.
Eigentlich könnte das Leben von Andreas Göhring-Hühn nicht schöner sein: Letztes Jahr hat er die Hektik der Großstadt hinter sich gelassen und ist mit seiner Familie von München nach Coburg gezogen. Er darf seine Arbeit aus dem Homeoffice erledigen, seine Frau hat ganz in der Nähe einen Job gefunden und sein vierjähriger Sohn fühlt sich in der Kita pudelwohl.
Und doch hat die Familie seit dem Umzug so manche schlaflose Nacht in Coburg verbracht. Der Grund dafür ist das, was sich nach Anbruch der Dunkelheit vor der Wohnung der Familie in der Webergasse abspielt: Seit den Lockerungen kommt es immer wieder vor, dass Betrunkene durch die Straße ziehen und sich dabei viel zu laut unterhalten oder grölen. "Manchmal bleiben sie dabei sogar noch stehen, um an die Hauswand zu strullern", erzählt Andreas Göhring-Hühn. Aber nicht nur die Trunkenbolde machen nachts ordentlich Krach: "Wenn gerade keine Party auf den Straßen ist, dann halten uns Autotuner wach, die mit ihren übertrieben lauten Fahrzeugen protzen müssen."
Lautstärke ist von den Störern gewollt
Andreas Göhring-Hühn ist mit dem Problem nicht alleine. Immer wieder sieht sich die Coburger Polizei mit Beschwerden aus der Bevölkerung konfrontiert. Anzeige erstatten konnte Andreas Göhring-Hühn noch nicht. "Es geht einfach viel zu schnell. Bis die Polizei auf meine Beschwerde reagieren könnte, ist der Moment schon längst wieder vorbei. Und selbst wenn ich es rechtzeitig zum Fenster schaffen würde, um mir wenigstens das Kennzeichen zu notieren, könnte ich aus diesem Winkel das Nummernschild der Fahrzeuge nicht erkennen", erklärt er. Auch wenn der Augenblick recht schnell wieder verstreiche: Der Krach sei laut genug, um ihn und seine Frau aus dem Schlaf zu reißen. "Wir sind nicht völlig naiv in die Innenstadt gezogen, und auch in München gab es ein gewisses Grundrauschen im Hintergrund. Aber so schlimm wie hier war es dort nicht", erzählt er.
Es wird immer schlimmer
In den letzten Wochen habe sich die Lage zugespitzt: "Neulich wurden vor unserer Wohnung Böller gezündet, und auch das Problem mit den Tunern hat ein neues Niveau erreicht." Eigentlich seien in der Webergasse höchstens 20 Kilometer pro Stunde erlaubt - die "Autoposer" würde das aber so gar nicht interessieren. "Sie brettern hier durch, oder sie bleiben vorne an der Ampel stehen und lassen den Motor extra laut aufheulen. Wenn sie dann losfahren, dann knallt der Auspuff so laut, fast so, als würde ein Feuerwerk gezündet", erklärt Andreas Göhring-Hühn. Es komme ihm so vor, als wären es immer wieder dieselben Personen und Fahrzeuge, die Lärm machen - und das aus purer Absicht: "Schließlich ist hier in der Innenstadt Publikumsverkehr, da bekommen sie Aufmerksamkeit."
Während des Lockdowns war mehr Polizei da
Polizeipräsenz habe er während des Lockdowns gespürt, als die Einhaltung der Ausgangssperre kontrolliert wurde. "Dabei würde sich eine Kontrolle hier am Wochenende richtig lohnen", erklärt er.
"Seitens der Polizei Coburg werden an den relevanten Örtlichkeiten gerade in den Abend- und frühen Nachtstunden verstärkt Kontrollen mit dem Schwerpunkt Geschwindigkeitsüberwachung, Alkohol- und Drogenbeeinflussung sowie Fahrzeugsicherheit und Ausrüstungsvorschriften durchgeführt. Das sagt Stefan Probst, der Pressesprecher der Coburger Polizeiinspektion dazu. Immer wieder werden dabei auch Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen - wie erst vor kurzem ein getuntes Quad und ein extrem tiefergelegten Mini im Stadtgebiet.
Die mobilen Kontrollpunkte selbst müssen von den Beamten ständig gewechselt werden: "Über Social Media sind unsere Kontrollpunkte innerhalb weniger Minuten bekannt, dann meidet unsere Zielgruppe die Örtlichkeiten oder fährt mit vorschriftsmäßiger Geschwindigkeit vorbei." Das gilt übrigens auch für den Bereich rund ums Thüringer Kreuz und der Neustadter Straße. Das ist kein Wunder: Schließlich befindet sich ja dort die Dienststelle der Coburger Polizei.