Landkreis Coburg kann sich Nullrunde erlauben

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Die Gebühr für die Abfallentsorgung im Landkreis Coburg wird sich bis 2019 nicht verändern. Foto: Berthold Köhler
Die Gebühr für die Abfallentsorgung im Landkreis Coburg wird sich bis 2019 nicht verändern. Foto: Berthold Köhler

Weil der Landkreis Coburg noch eine Million Euro als Rücklage hat, steht in den nächsten drei Jahren keine Erhöhung der Müllgebühren an.

Den Bürgern im Landkreis Coburg bleibt in den kommenden drei Jahren eine Erhöhung ihrer Gebühren bei der Abfallentsorgung erspart. Das ist die Folge eines Beschlusses, mit dem der Kreisausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität die bis einschließlich 2019 gültige Gebührenkalkulation angenommen hat. "Das ist eine gute Nachricht für die Bürger", sagte Landrat Michael Busch (SPD).
Ganz unproblematisch war die Berechnung der Gebühren für Horst Knoch vom Landratsamt aber nicht. Nur einer satten Rücklage im Abfall-Haushalt haben es die Bürger des Landkreises zu verdanken, dass sie nicht schon ab dem kommenden Jahr mehr für ihre Müllentsorgung bezahlen müssen. Rund eine Million Euro ist aus dem Kalkulationszeitraum 2013 bis 2016 übrig geblieben. Das Geld wird in den Jahren 2017 bis 2019 in die Gebührenberechnung mit einfließen und so eine Unterdeckung verhindern.
Denn derzeit schaut es nicht so aus, als ob das, was die Bürger pro Jahr bezahlen, auf Dauer die Ausgaben des Landkreises deckt.
Bernd Wicklein (ULB) gefiel diese Entwicklung nicht. Er befürchtete, dass der Landkreis spätestens 2020 um eine deutliche Gebührenerhöhung nicht herum kommen werde. Horst Knoch riet aber, nicht so weit voraus zu schauen: "Die Abfallentsorgung ist ein schnelllebiges Geschäft." Es könne durchaus in den kommenden Jahren Entwicklungen geben, die dem Endverbraucher entgegen kommen. So hat das Landratsamt schon jetzt vorsichtige Signale vom Zweckverband für Abfallwirtschaft in Nordwest-Oberfranken(ZAW; er betreibt unter anderem das Coburger Müllheizkraftwerk) erhalten: Es sei durchaus möglich, dass schon 2018 die Gebühren für die Müllverbrennung wieder nach unten gehen. Derzeit erhält der ZAW rund 1,7 Millionen Euro vom Landkreis für die Verbrennung des Mülls.
Für Hendrik Dressel (FW) war es ganz selbstverständlich, dass der Landkreis die angesparte Rücklage in den kommenden drei Jahren den Landkreisbürger in Form von gleichbleibenden Gebühren zurückgeben müsse. Man habe für den Zeitraum 2013 bis 2016 im Landratsamt eben "pessimistisch kalkuliert" und nun das Geld auf der hohen Kante. Ob dann in vier Jahren, also dem nächsten Kalkulationszeitraum, eine Erhöhung der Gebühren kommt, wollte auch Michael Busch nicht ausschließen. Das Gegenteil aber auch nicht: "Wir werden bestrebt sein, sparsam zu arbeiten. Was bis dahin passiert, wissen wir auch nicht."


Kommt die Tourist-Card?

Die gestrige Ausschuss-Sitzung im Landratsamt könnte der erste Schritt auf dem Weg zur Einführung einer mit vielen Vorteilen verbundenen Gästekarte in der Tourismusregion "Coburg-Rennsteig" gewesen sein. Basis dafür war ein Antrag der Freien Wähler: Sie hatten vorgeschlagen, dass Urlauber im Coburger doch kostenlos das ÖPNV-Angebot im Landkreis nutzen könnten. Doch der Weg zur Umsetzung ist lang und steinig - das wurde bei den Ausführungen von Regionalmanager Stefan Hinterleitner deutlich. Das beginnt schon mit der Situation im ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr), der ja zum 1. September neu aufgestellt wurde und mit dem heutigen Schulbeginn seine erste harte Bewährungsprobe erleben wird. Ebenso wie Hinterleitner schlug deshalb auch die für Stadt und Landkreis zuständige ÖPNV-Beauftragte, Marita Nehring, vor, erst einmal die Startphase der neuen Angebote abzuwarten und dann über Angebote im Tourismus zu reden.
Da waren sich alle einig - wobei der Landrat ohnehin klar zum Ausdruck brachte, dass ein solches Angebot nur im Landkreis Coburg wenig sinnvoll sei. So eine Sache mache nur im gesamten Tourismusverbund "Coburg-Rennsteig" Sinn. Wolfgang Dultz (SPD) riet, mit einem solchen Angebot aber nicht zu lange zu warten. Denn das Angebot, mit einer Gästekarte auch die Busse und Bahnen in einer Region zu nutzen, sei andernorts längst Realität. Man könne sich deshalb im Landkreis davon auch keinen "Marketingvorteil" erhoffen, stellte Dultz klar: "Wir holen da im Vergleich zu anderen Regionen lediglich einen Rückstand auf."


Das neue ÖPNV-Konzept im Landkreis Coburg

Stufe II Mit der Inbetriebnahme der Schulbuslinien beginnt heute "Stufe II", sagte Frank Schäfer vom Landratsamt, des neuen ÖPNV-Angebotes im Landkreis. Seit dem 1. September gilt der neue Fahrplan, wobei die ersten Schwierigkeiten - unter anderem wurde Muggenbach als Haltepunkt schlichtweg vergessen - schon aus dem Weg geräumt wurden. Von zwölf neuen Linienbussen nehmen heute fünf ihren Dienst auf.
Schulbusse Das neue ÖPNV-Konzept bringt auch veränderten Abfahrtszeiten mit sich. Für einige Schüler wird sich (insbesondere nach dem Nachmittagsunterricht) die Situation verbessern, bei einigen aber auch verschlechtern. Landrat Michael Busch bat die Eltern schon vorab um Verständnis: "Es geht nicht, dass wir alle Schulkinder schon eine Viertelstunde nach Unterrichtsschluss daheim haben."
Seßlach Ein wenig verwundert zeigte sich Ausschussmitglied Berthold Borczyk (FW/Seßlach), dass seit dem 1. September Busse in die Seßlacher Altstadt fahren. Die Stadt habe einst bewusst beschlossen, dass große Fahrzeug draußen vor den Stadtmauern bleiben sollen. Frank Schäfer sicherte zu, in diesem Punkt noch einmal das Stimmungsbild in der Stadt Seßlach sowie bei den Buspassagieren abzufragen.