Wie der Berliner Künstler Christian Awe den Coburger Kunstverein mit seinen großformatigen Werken in ein leuchtendes Farbenmeer verwandelt.
Christian Awe ist ein Künstler, der gerne erzählt und erklärt. "Ich freue mich einfach, meine Energie weiterzugeben", sagt er. Unübersehbar ist diese Energie jetzt im Kunstverein Coburg. Denn mit seinen überwiegend großformatigen Bildern verwandelt Awe den Ausstellungspavillon am Rande des Kleinen Rosengartens in ein Meer aus leuchtenden Farben.
Christian Awe setzt unübersehbare Akzente
Mehr noch: Schon vor dem Pavillon hat Awe zwei großformatige Gemälde platziert - Acrly auf Leinwand. "Leinwand ist eigentlich nichts, was man normalerweise im Freien präsentiert", sagt er. Aber er war begeistert von der Umgebung des Kunstvereins und wollte einfach unübersehbare Akzente schon vor dem Eingang setzen.
Im urbanen Außenraum unterwegs
Schließlich passt das auch zur künstlerischen Überzeugung des Berliners, der in seiner Heimatstadt lebt und künstlerisch tätig ist. Mit Streetart hat Awe als Jugendlicher begonnen. "Im Alter von elf bis 18 Jahren habe ich Graffiti gemacht, habe viel draußen gearbeitet." Doch Streetart-Künstler will Awe schon längst nicht mehr genannt werden. Selber definiert er sich lieber als Künstler, "der viel im urbanen Außenraum unterwegs ist" und mit seinen Werken komplette Hausfassaden in Bilder verwandelt. Ein 13 mal 13 Meter großes Werk wollte Awe eigentlich in Coburg an den Arkaden aufhängen lassen - erhielt dazu freilich in Corona-Zeiten dann doch nicht die Erlaubnis des Ordnungsamtes.
Nun flutet das Werk mit seinen leuchtenden Acrylfarben auf riesiger PVC-Plane den Vortragssaal des Kunstverein - wie eine gemalte Woge, die sich in den Raum ergießt.
Faszinierende Wasserbilder
Überhaupt Wogen und Wellen. In Coburg zeigt Awe ganze Serien seiner Wasserbilder. Immer wieder mal Awe in seinen eigentlich abstrakt konzipierten Gemälden das Element Wasser. Weil ihm das inzwischen fast perfekt gelinge, denken manche Betrachter irrtümlich, diese Bilder seinen eigentlich fotografiert, meint Awe. Als Streetball-Spieler war Awe in jungen Jahren unterwegs, firmiert gar in seine Vita als deutscher Streetball-Meister. Kein Wunder, dass er im Studium die Kombination Sport und Kunst gewählt hat. "Kunst ist einfach mein Ausdrucksmedium", plaudert er und versichert: "Ich halte die Funktion eines Künstlers in der Gesellschaft für extrem wichtig." Warum? Weil Künstler Menschen seinen, die einfach auch mal neue Wege gehen können.
P-Seminar des Albertinums beteiligt
Vor allem aber plädiert Christian Awe für einen niederschwelligen Zugang zum Medium Kunst: "Kunst und Kultur sollen für jedermann da sein." Deswegen war Awe auch offen für die Zusammenarbeit mit dem P-Seminar Kunst des Coburger Gymnasiums Albertinum.
Besuch in Berlin vor dem Lockdown
Kurz vor dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr waren die Schülerinnen und Schüler zu Gast in seinem Berliner Atelier, konnten dort ihre Kreativität erproben und entwickelten schließlich Ideen und Konzepte, die mit eingeflossen seien in seine Coburger Ausstellung, für die der Kunstverein sein Ausstellungsgebäude leer geräumt hat.
Zudem hatten die Teilnehmenden des P-Seminars sogar unerschrocken Sponsorengelder eingeworben für diese Ausstellung. "Das hat mich sehr beeindruckt", sagt Awe.
Neuer Haupteingang
Wenn Christian Awe mit seinen Gemälden unterwegs ist, ist immer auch sein Team Awe mit dabei - in diesem Fall ein achtköpfiges Team, das noch am Morgen der Eröffnung letzte Hand anlegt, hier noch ein Bild ein wenig gerade rückt, dort noch einen kleinen Fleck auf der weißen Wand mit etwas Farbe überstreicht. Derweil freut sich Joachim Goslar als Vorsitzender des Kunstvereins, dass der unmittelbar zum Kleinen Rosengarten gelegene Seiteneingang des Anbaus zumindest temporär zum neuen Haupteingang wird.
Christian Awe zu Gast im Kunstverein Coburg
Ausstellungs-Tipp Christian Awe "I, sea" - Eröffnung: Donnerstag (10. Juni) eröffnet (14 bis 21 Uhr).
Dauer Nachdem die letzte Ausstellung des Kunstvereins, die der Coburger Sommerakademie vorbehalten war, Corona-bedingt nur online zugänglich war, wird die neue Präsentation wieder für das Publikum zugänglich sein. Gezeigt wird sie bis zum 25. Juni - jeweils Mittwoch bis Freitag von 15 bis 18 Uhr sowie Samstag von 14 bis 17 Uhr und Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Zum Abschluss am Freitag, 25. Juni, wird der Pavillon des Kunstvereins von 16 bis 21 Uhr geöffnet sein.
Werdegang Der Berliner Streetart-Künstler, 1978 in Berlin-Lichtenberg geboren, war Schüler von Georg Baselitz an der Universität der Künste Berlin.