Wenige Monate vor dem 200. Geburtstag von Queen Victoria und Prinzgemahl Albert ist eine umfangreiche Ausstellung eröffnet worden - im Internet.
Was die Kunstsammlungen auf der Veste
Coburg zu bieten haben, lässt sich auch per Internet erfahren. Die neue Website der Kunstsammlungen wurde am 8. August freigeschaltet. Fast ein Dreivierteljahr hat Kommunikations-Beauftragte Cornelia Stegner daran gearbeitet. Ein Ziel war die Optimierung für Smartphones, denn kaum ein Tourist kommt noch ohne.
Die zweisprachige Website verspricht übersichtliches Design, mehr Themen und besseren Service: Mit einem Klick geht es zu Informationen wie Öffnungszeiten, Eintrittspreisen und Anfahrt.
Das Internet erweitert gewissermaßen auch den Ausstellungsraum. Schon 2015 hatte der damalige Direktor der Kunstsammlungen, Klaus Weschenfelder, angekündigt, dass viel Material über Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha aus dem Bestand der Kunstsammlungen dem "Bavarikon" zur Verfügung gestellt werde, dem Kunst- und Archivportal des Freistaats. Anlass ist der Doppelgeburtstag 2019: Sowohl Albert als auch Queen Victoria sind 1819 geboren. Schon jetzt ist unter
www.bavarikon.de eine virtuelle
Ausstellungüber den Coburger Prinzen zu finden, der als Gemahl von Queen Victoria großen Einfluss auf die englische Politik ausübte.
Ausführlich wird nachgezeichnet, wie es Albert gelang, seinen Einfluss zu mehren und gleichzeitig das Image des Königshauses aufzupolieren. Victoria war zwar mütterlicherseits ebenfalls Coburger Abstammung (sie war Alberts Cousine), aber ihr Vater stammte aus dem Haus Hannover, das seit 1714 in England regiert hatte und am Schluss nicht mehr sehr angesehen war. Auch die junge Königin Victoria hatte durch unkluges Verhalten gegenüber der Regierung ihr Image nicht eben verbessert. Dass sie einen Prinzen aus der deutschen Provinz heiraten wollte, half da erstmal auch nicht viel.
Die Darstellung der königlichen Familie mit Victoria und Albert als ganz normalen Eltern war ein Mittel, mit dem Albert das Ansehen des Königshauses beim Volk verbesserte. Die Bilder wurden öffentlich ausgestellt, Drucke verkauft. Auch Albert selbst gewann in den 21 Ehejahren bis zu seinem Tod 1861 an Respekt. "Dieser deutsche Prinz hat England mit einer Weisheit und Energie regiert, wie sie keiner unserer Könige je gezeigt hat", sagte zum Beispiel Premierminister Benjamin Disraeli (1804 - 1881) nach Alberts Tod über ihn.
Was sich ein Jahr nach der Landesausstellung in den Kunstsammlungen noch alles geändert hat, lesen Sie
hier.
Es ist durchaus verständlich, wenn eine Stadt in ihr geeignet erscheinender Weise auf Jubiläen von Personen hinweist, die in irgend einem Bezug zu ihr stehen. Insoweit überrascht es ja gerade im Zeitalter allgemeinen Aufmerksamkeitswahns keineswegs, wenn jetzt auf den 200. Geburtstag des Prinzen Albert aufmerksam gemacht wird. Verwundert bin ich allerdings darüber, daß um diesen Potentaten soviel Geschrei gemacht wird, während die Stadt Coburg es Privatinitiativen überlassen hat an den 150. Geburtstag der Pazifistin Anna B. Eckstein in diesem Jahre zu erinnern - auch sie ein Kind Coburgs, allerdings nicht so mit dem Begriff des Imperialismus verhaftet wie eben gerade jener Albert. Liegt diese beachtliche Aufmerksamkeit für dieses "gekrönte Haupt" vielleicht auch darin begründet, daß die Deutschen - und die Coburger erst recht - nach wie vor Sehnsucht kaiserlichen und königlichen Hoheiten, Durchluchten und Exzellenzen haben ? Sollte das so sein, so kann die Kunstsammlung im nächsten Jahr noch einmal richtig tätig werden, denn dann jährt sich zum 150. Male der Geburtstag von Wilhelm II - übrigens ein Enkel jenes coburger Albert - und es würde sich doch geradezu anbieten, die heutige Gesellschaft mit dem" Kunstverständnis" dieses "kolossalen" Kopfes bekannt zu machen, der ja die Deutschen herrlichen Zeiten entgegenführen wollte, die dann in der "großen Zeit" auch kamen - nur völlig anders als gedacht und der, als alles in Scherben lag, sein Gottesgnadentum so verstand, daß er nach Holland "verduftete", allerdings nicht ohne sich von der verhaßten Republik vorher noch eine millionenschwere jährliche Apanage bewilligen zu lassen, die diese auch noch zahlte.