Sechs Männer der Kreiswasserwacht Coburg waren von Sonntag bis Mittwoch im Katastrophengebiet in Südbayern. Sie haben Deiche gesichert, Menschen evakuiert und Rettungskräfte im Boot chauffiert.
Sonntag, 18 Uhr: Voralarm bei der Kreiswasserwacht Coburg. Die Flutkatastrophe hat uns erreicht. Als eine von sechs Gruppen des Hochwasserrettungszuges Franken stehen die Coburger in den Startlöchern und packen ihre Sachen. Konkret muss die Wasserrettungsausrüstung samt Boot verstaut werden. Um 23.30 Uhr geht es dann los. In Kolbermoor drohen die aufgeweichten Deiche einzubrechen und die Bevölkerung muss geschützt werden. Einsatzleiter Udo Bär aus Coburg bringt jede Menge Erfahrung mit - 2002 war er in Dresden mit im Einsatz.
Deiche hielten "Gott sei Dank hielten die Deiche. Es wäre eine große Katastrophe geworden", sagt er gestern am Telefon, gerade von seinem dreitägigen Einsatz zurück. "Hundemüde", aber noch ganz aufgekratzt, blättert er in seinem Tagebuch und schildert uns kurz seine Eindrücke.
Geschlafen hat seine Truppe nicht viel.
Da war gar nicht dran zu denken. "Man ist viel zu angespannt", sagt er. Nach dem Einsatz in Kolbermoor ging es dann am Montag gleich nach Deggendorf. Dort musste der Damm erhöht werden. In einem überfluteten Stadtteil galt es die Feuerwehr und andere Rettungskräfte mit dem Boot zu den heiklen Stellen zu fahren. Der Wasserstand lag bei einem Meter. "Aber man weiß nie, was drunter ist", erläutert Bär. Wenn sich ein Gullydeckel gehoben hat, droht man einzubrechen, deshalb müsse mit Booten gefahren werden.
Die Aufgaben lagen vor allem im Bereich der Sicherung von Gas- und Öltanks. Aber auch eine Tür zu einem Haus musste geöffnet werden, da sich die Frau darin nicht mehr meldete.
Im Vergleich zu seinem Einsatz in Dresden vor elf Jahren seien in Oberbayern wesentlich weniger Häuser von außen beschädigt worden, sagt Bär. Die Macht des Wassers habe weniger zerstört.
Seiner Meinung nach sei der Hochwasserschutz besser geworden. "Allerdings, wenn es wie im Mai nur regnet, weichen eben die Deiche auf und brechen. Da kann man nichts tun."
Bei den Fahrten von Einsatzort zu Einsatzort wurde den Coburgern das ganze Ausmaß der Katastrophe bewusst. Denn ein Blick auf die überfluteten Felder stimmte die Männer nachdenklich: "Ob es heuer eine Ernte gibt? Es sieht böse aus."