Warum das Kongresshaus Interessenten verliert.
Es war ein Geschäftsordnungsantrag von Stadtratsmitglied Friedrich Herdan (CSU) gewesen: Er hatte wissen wollen, wie viele Veranstaltungen im Coburger Kongresshaus nicht stattfinden, weil es zu klein ist. Dem Betriebssenat legte Kongresshaus-Chefin Karin Schlecht gestern die Auflistung von Absagen vor.
In allen Fällen hatten Veranstalter angefragt und sich teilweise detaillierte Angebote erstellen lassen. Doch dann genügten Festsaal oder die Ausstellungsflächen nicht den Ansprüchen. So entging der Stadt Coburg 2014 eine Katzenausstellung, die Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Notärzte oder die Motorradmesse CO-Bike. Die hatte schon einmal in Coburg stattgefunden, aber im Jahr darauf reichte die Fläche offenbar nicht mehr aus. Ein anderer Veranstalter, der mit 500 bis 600 Gästen kommen wollte, sagte ab, weil er zu viele verschiedene Hotels hätte einbeziehen müssen.
Die vorgesehene Ü-30-Party fiel aus, weil das Kongresshaus nicht genug unterschiedliche Tanzflächen bieten kann. Die IG Metall Bayern ging mit ihrer Vertrauensleutekonferenz nach Bad Gögging, "weil dort Tagungsräume und Hotel im selben Gebäude sind", berichtete Karin Schlecht.
Wie viele Tagungsveranstalter Coburg gar nicht erst in Erwägung ziehen, weil klar ist, dass die Hotelkapazitäten fehlen, lasse sich gar nicht ermitteln, ergänzte Michael Amthor, Leiter des Tourismus-/Stadtmarketing-/Citymanagementbetriebs (TMC). "Eine Stadt mit 800 bis 1000 Betten fällt von vornherein durchs Raster und wird gar nicht erst angefragt."
Ein weiteres Hotel "täte uns schon gut", sagte der Tourismus-Chef. Die amtlichen Statistiken weisen zwar nur eine Auslastung von rund 30 Prozent in der Zeit von Januar bis Mai 2016 aus.
Aber dieses Bild sei verzerrt, weil damit nicht berücksichtigt sei, dass Doppelzimmer im Geschäftstourismus meist nur mit einer Person belegt werden, sagte Amthor. Unabhängig davon es sei gelungen, die Zahl der Gästeankünfte seit 2014 kontinuierlich zu steigern.
Punkten mit Kultur und Events
Neben einem Hotel hat Amthor einen Wohnmobilstellplatz auf seiner Wunschliste. Denn Tourismusvereinigungen wie die Deutsche Burgenstraße, der auch Coburg angehört, würden erfolgreich mit Fahrrad- und Wohnmobiltourismus werben, berichtete er.
Touristisch punkten will die Stadt mit Kultur und Events. Zur Kultur gehört auch das Thema "Luther und die Reformation". Dem wird sich auch die Landesausstellung 2017 widmen ("Ritter, Bauern, Lutheraner"), die 2017 in Coburg auf der Veste stattfindet und die jetzt schon Kapazitäten beim TMC bindet.
Amthor berichtete von Arbeitsgruppen zu den Themenfeldern wie "Verkehrsleitsystem", "Rahmenprogramm", "Führungsdienst" oder "Sponsoring".
Pfingstkongress des Coburger Convents und Sambafestival sind die Events, die die meisten Touristen nach Coburg ziehen. Aber auch die Designtage und die Museumsnacht entwickeln sich laut Amthor zu Publikumsmagneten, auch, weil diese Veranstaltungen jährlich etwas Neues bieten. Für das Neue zeichnet Michael Böhm mit verantwortlich, der Koordinator des Stadtmarketings. Böhm kündigte allein drei Projekte im Rahmen der Landesausstellung an, die das Stadtmarketing berät und oder betreut, darunter ein Open-Air-Theater an der Morizkirche. "Wenn das funktioniert, wird es ganz toll." Außerdem ist Böhm zuständig für die Vermarktung Coburgs als Filmkulisse; auch das könnte eine ganz eigene touristische Zielgruppe in die Region locken.
Daneben bietet der TMC die klassische Touristenbetreuung, von der Tourist-Info bis zur (kostümierten) Stadtführung.
Die Führungen werden gut nachgefragt, die tragbaren Audioguides, die man in der Touristinfo ausleihen kann, hingegen weniger. Angela Platsch (Grüne) wunderte sich über die sinkenden Zahlen beim Verkauf des CO-Books mit mehreren Eintrittskarten: "Das ist doch eigentlich ein Schnäppchen?!" Die Hotels würden immer eine größere Menge auf einmal abnehmen, erläuterte Amthor. Geordert werde meist erst im Herbst. Deshalb seien die Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2016 noch so niedrig.
... muss ein Kongresshaus/-zentrum denn mitten in der Stadt stehen?
Wäre doch ein schöner Platz für ein Ausweichtheater mit anschließender Weiternutzung.
Oben, zwischen Coburg, Lautertal und Bertelsdorf ist genug Platz und eine gute Verkehrsanbindung ist auch vor Ort. Man müsste halt nur wollen....