Der Chef der Thüringer Staatskanzlei zeigt Sonneberg und Neustadt auf, wie sie für ihre Zusammenarbeit Unterstützung beider Freistaaten bekommen.
Die beiden Nachbar- und Partnerstädte Neustadt und Sonneberg arbeiten schon auf vielen Gebieten zusammen. Seit langem bemühen sich die beiden Stadtführungen um eine offizielle Anerkennung - und Förderung - dieser Zusammenarbeit durch die jeweiligen Bundesländer. Auf diesem Weg scheint nun ein großer Schritt vorwärts gelungen zu sein, wie beim Besuch des Chefs der Thüringer Staatskanzlei, Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke), am Mittwoch in Sonneberg deutlich gemacht wurde.
Sonnebergs Bürgermeister Heiko Voigt (parteilos) hatte sich zusammen mit Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) an Hoff gewandt. Dieser zeigte sich angetan von der Idee, "an einer Beispielregion zu zeigen, wie in der Zusammenarbeit auf dem kleinen Dienstweg etwas erreicht werden kann." Die beiden Städte hatten es zuvor auf dem "großen Dienstweg" versucht. Sie strebten danach, als gemeinsames grenzüberschreitendes Oberzentrum eingestuft zu werden. Das allerdings, erklärte Hoff, geht nur über die Fortschreibung der jeweiligen Landesentwicklungsprogramme. Viele Stellen hätten einbezogen werden müssen. Wenigstens acht Jahre wären vergangen, ehe etwas erreicht worden wäre.
Alte Vereinbarung greift
Hoff, der auch Thüringens Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten ist, wies Rebhan und Voigt auf eine Vereinbarung zur länderübergreifenden Zusammenarbeit hin, die beide Freistaaten schon kurz nach der Wiedervereinigung getroffen haben. Er nahm Kontakt mit der Amtschefin der Bayerischen Staatskanzlei, Karolina Gernbauer, auf.
Das Ergebnis ist ein Weg, auf dem beide Freistaaten das Zusammenrücken der zwei Städte an ihren Landesgrenzen unterstützen können. In Bayern, so Hoff, gelingt das in Abstimmung mit dem Heimatmuseum über das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept (ILEK). Da Thüringen kein ILEK hat, musste hier der kleine Dienstweg in einer anderen Richtung beschritten werden. "Wir haben die Möglichkeit, mit Mitteln aus der Regionalförderung zu unterstützen", stellte Hoff fest. Das sind Landesmittel. Dadurch erübrigt sich ein ständiger Abgleich mit der EU, wie er bei anderen Förderschienen notwendig wird. Ein Ergebnis, das Hoff zufrieden kommentierte: "Wenn jetzt etwas schief läuft, kann keiner mehr sagen, dass die beiden Länder sich doof angestellt hätten."
Stadtoberhäupter einig
Sonnebergs Bürgermeister Heiko Voigt hat sich bereits mit seinem Kollegen Frank Rebhan abgestimmt. Beider Ziel sei es, einen "länderübergreifenden Kooperationsraum" zu schaffen. "Das könnte gut funktionieren", ist Voigt überzeugt. Was da funktionieren soll, wollte der Minister dann aber schon etwas genauer wissen.
Tatsächlich hatten sich Vertreter beider Städte schon zu einem Workshop in Kloster Langheim getroffen, wo ein Schulungszentrum zur ländlichen Entwicklung seinen Sitz hat. Dabei, so Voigt, habe man sich entschlossen, zuerst Dinge anzupacken, die sich leicht umsetzen lassen, um möglichst schnell eine Basis zu schaffen, auf der man aufbauen kann. Als Beispiel nannte Voigt eine Zusammenarbeit der beiden Bauhöfe. Aber auch bei Sportstätten und auf wirtschaftlichem Gebiet könne rasch eine engere gegenseitige Ergänzung erreicht werden. Und: "Wir richten jetzt schon die größte Fachkräftemesse zwischen Nürnberg und Erfurt gemeinsam aus, erinnerte Voigt an die Berufsfindungsmesse FAMOS. Im Tourismus ist die Zusammenarbeit der gesamten Region bereits eng.
Tag der Franken
Gerade aber beim Internationalen Puppenfestival werden schon in diesem Jahr Neustadt und Sonneberg enger zusammenarbeiten als bisher schon. Nicht zu vergessen der Tag der Franken, der erstmals im kommenden Jahr auch einen Ort außerhalb Bayerns einbezieht, wenn die Zentralveranstaltung von Neustadt und Sonneberg zusammen ausgerichtet wird. Handlungsbedarf besteht insbesondere bei der Beruflichen Bildung, erläuterte Sonnebergs stellvertretender Landrat Hans-Peter Schmitz. Auszubildende aus Sonneberg müssten teilweise weite Wege zu Berufsschulen in Erfurt oder Meiningen in Kauf nehmen, obwohl sie in Coburg beschult werden könnten. Ähnliches gelte für Coburger Azubis. Hier erhoffe er sich einen Abbau bürokratischer Hürden.
Bei den weiterführenden Schulen der Region ist es längst Gang und Gäbe, dass Schüler die Landesgrenze überschreiten, um etwa als Bayern in Thüringen oder umgekehrt Abitur zu machen.