Ein Sonderkonzert der Coburger "Musikfreunde" in Zusammenarbeit mit der Landesbibliothek bringt eine begeistert aufgenommene Wiederaufführung.
Wilhelm Berger wurde 1861 als Sohn eines aus Bremen stammenden Musikalienhändlers geboren und zeigte schon früh seine musikalische Begabung. Nach Klavier- und Kontrapunkt-Studium in Berlin machte er sich rasch einen Namen als Komponist und Konzertpianist.
Von 1888 an unterrichtete er fünfzehn Jahre lang am dortigen Klindworth-Scharwenka Konservatorium, worauf ihm 1903 die bedeutende Stellung des Hofkapellmeisters in Meiningen angetragen wurde, damals eines der besten Orchester Europas, das zuvor schon Hans von Bülow und Richard Strauss und später auch Max Reger leitete. Berger behielt dieses Amt bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1911.
Beachtliche Talentprobe
Die im Mittelpunkt des Konzerts stehende Sonate d-Moll op.28 für Violoncello und Klavier von Wilhelm Berger stellt die beachtliche Talentprobe eines erst Sechzehnjährigen dar.
Klassische Formbeherrschung paart sich hier mit hochromantischer Harmonik und Ausdruckswelt.
Dramatisch beginnt der 1. Satz, dessen energischem 1. Thema das lyrische zweite folgt. Dramatisch-lyrisch ist auch die Durchführung. Nach mächtiger Schlusssteigerung verklingt der Satz aber ruhig-besinnlich.
Der folgende langsame Satz enthält mehrere Variationen unterschiedlichen Charakters über ein gefühlvolles eigenes Thema. Leidenschaftlich, mit orchestralem Klavierpart, bildet der letzte Satz den krönenden Abschluss des wirkungsvollen Werks, das mit stürmischem, begeistertem Beifall aufgenommen wurde - natürlich ebenso wegen der meisterhaften Wiedergabe durch den mit beseeltem Ton und dynamisch differenziert musizierenden Cellisten Julian Arp und seinen kongenialen, fingerfertigen und anpassungsvollen Mitgestalter am Flügel, Caspar Frantz.
Eine echte Bereicherung
Die Berger-Sonate ist auf alle Fälle eine echte Bereicherung der nicht gerade allzu üppigen romantischen Cello-Literatur. Dem Pianisten gebührt der Dank, sie wiederentdeckt zu haben - und das in
Coburg!
Eine erste Kostprobe ihres Könnens hatten die beiden Künstler zuvor mit den drei ursprünglich für Klarinette und Klavier konzipierten Fantasiestücken op.73 von Robert Schumann gegeben, die sie tonschön mit leidenschaftlichem Duktus wie aus einem Guss darboten.
Ausdrucksvoll interpretiert
Nach der Pause gab es noch einen weiteren Höhepunkt mit der anspruchsvollen, überlegen und eindrucksvoll interpretierten Sonate F-Dur op. 99 von Johannes Brahms.
Es gab begeisterten Beifall des Publikums für die beiden musikalischen "Schatzgräber", für den sie sich mit einem stimmungsvollen "Lied ohne Worte" von Mendelssohn bedankten.
Die weiteren Termine der Coburger "Musikfreunde" in dieser Saison
Montag, 7. März "Podium junger Künstler" in Zusammenarbeit mit der Stadt Coburg - Quatuor van Kuijk - Werke von Mozart, Schumann und Debussy (Kongresshaus)
Montag, 11. April "Piano spezial" - Monica Gutmann spielt Werke von Beethoven, Mendelssohn und Schulhoff (HUK-Foyer Ber telsdorfer Höhe)
Montag, 30. Mai Sinfoniekonzert - Benjamin Moser (Klavier), Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg, Leitung: Roland Kluttig - Werke von Brahms (Kongresshaus)
Sonntag, 26.
Juni "Schubertiade" - Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg (17 Uhr, Haus Contakt)
Sonntag, 24. Juli 1. Serenade im Schlossgarten zu Ahorn - Collegium musicum Coburg, Leitung: Thomas Ehrle - Werke von Deutschmann, Stamitz, Mozart, Holz, Mendelssohn (19 Uhr)
Beginn Die Konzerte der "Musikfreunde" beginnen (wenn nicht anders vermerkt) jeweils um 20 Uhr.