Wieso das Erzbistum Bamberg 2017 seinen Neujahrsempfang in Coburg veranstaltet und warum Protestanten und Katholiken das als wichtiges Signal verstehen.
Die Katholiken kommen! Bambergs Erzbischof Ludwig Schick bittet am Samstag, 28. Januar, rund 800 geladene Gäste zum Neujahrsempfang im Coburger Kongresshaus. Das ist 500 Jahre nach dem Thesenanschlag Martin Luthers an der Schlosskirche zu Wittenberg auch ein Signal der Ökumene.
So habe er das empfunden, sagt der evangelisch-lutherische Dekan Stefan Kirchberger. "Das hat mich richtig gefreut", vor allem die Wahl des Referenten: Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper gilt als ausgewiesener Fürsprecher der Ökumene. 1999 war er federführend für die katholische Seite an der gemeinsamen Erklärung der Kirchen zur Rechtfertigungslehre beteiligt. "Gedanken und Wünsche eines Katholiken im Reformationsgedenkjahr 2017" ist sein Vortrag überschrieben.
Kasper (83) wurde 1999 vom damaligen Papst Johannes Paul II. zum Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen berufen. 2001 erhob der Papst Kasper zum Präsidenten dieses Päpstlichen Rates und gleichzeitig zum Kardinal. Der heutige Papst Franziskus würdigte Kasper als "großartigen Theologen". 2010 legte Kasper seine Kirchenämter im Vatikan nieder.
"Dass uns mehr verbindet als voneinander trennt!"
Auch Kirchbergers katholischer Amtsbruder Roland Huth freut sich auf den Referenten Kardinal Kasper. Der scheue keinen Konflikt, wenn es um die Sache gehe. "Ihm liegt das Herz oft auf der Zunge, aber nie in unrechter Art und Weise. Er ist unserem jetzigen Papst ein bisschen ähnlich", sagt Huth. Mit diesem Referenten mache sich Erzbischof Schick "zum Pontifex, zum Brückenbauer im besten Sinne", lobt Kirchberger. Der Neujahrsempfang in
Coburg sei nicht der einzige "Brückenpfeiler": Schick werde beim Kirchentag des Kirchenkreises am 31. Oktober, dem Reformationstag, in Coburg predigen. "Er geht auf uns zu. Durch die geschickte Wahl der Orte und der Anlässe signalisiert er, dass uns mehr verbindet als uns voneinander trennt."
Das Gemeinsame müssen die christlichen Kirchen auch vor Ort betonen, meint Dekan Huth: "Wir müssen wir in den grundsätzlichen Dingen mit einer Sprache sprechen", auch, weil das Trennende von vielen Menschen kaum wahrgenommen werde. Letztlich habe jede Konfession die Entwicklung der anderen mit beeinflusst, sagen beide Dekane. "Was wäre die katholische Kirche ohne unsere innerliche Frömmigkeit und die Betonung des Wortes, und was wäre die evangelische ohne die Symbolik und Traditionen der katholischen Kirche?", gibt Stefan Kirchberger zu bedenken.
Dass es eines Tages wieder eine geeinte christliche Kirche geben könnte, halten beide angesichts der Entwicklung der vergangenen 500 Jahre für kaum vorstellbar. Luther habe die Kirche reformieren wollen, doch inzwischen sind aus der evangelischen Kirche weitere hervorgegangen, die zum Teil auch Gemeinden in Coburg haben, wie die Baptisten. Roland Huth spricht vom "gemeinsamen Dach" der Kirche, unter dem sich verschiedene Gemeinschaften zusammenfinden. "Wir werden uns an eine versöhnte Verschiedenheit gewöhnen müssen", beschreibt es Huth. Kirchberger sieht es so: "Ökumene hießt nicht: ,Jeder kann nach seiner Fasson selig werden‘, sondern: Wir bleiben einander zugewandt."
Zur Ökumene gehören in Coburg nicht nur die zwei großen Konfessionen, sondern auch die Baptisten, die Alt-Katholiken und - "eher passiv", wie Huth sagt - die russisch-orthodoxe Gemeinde. Diese fünf bilden in Coburg die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen, die es auch auf Bundesebene gibt. Da sind aber die russisch-orthodoxen nicht (mehr) dabei, dafür aber andere Konfessionen, die in Coburg nicht vertreten sind. Zu den freikirchlichen Gemeinschaften in Coburg pflege die Coburger ACK gute Kontakte, sagt Huth.