Ein Franke steht im French-Open-Finale: Der Traum vom ganz großen Coup

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Kevin Krawietz (links) und Andreas Mies harmonierten im Halbfinale der French Open optimal. Mit 7:5 und 6:3 besiegten sie ihre argentinischen Gegner.dpa
Kevin Krawietz (links) und Andreas Mies harmonierten im Halbfinale der French Open optimal. Mit 7:5 und 6:3 besiegten sie ihre argentinischen Gegner.dpa
 
 
Hochkonzentriert stand Kevin Krawietz im Halbfinale am Netz. Mit zahlreichen gelungenen Volleys hatte er am Donnerstagabend maßgeblichen Anteil am Finaleinzug.Rudolf Krawietz
Hochkonzentriert stand Kevin Krawietz im Halbfinale am Netz. Mit zahlreichen gelungenen Volleys hatte er am Donnerstagabend maßgeblichen Anteil am Finaleinzug.Rudolf Krawietz
 
 
 

Nach nur 1:18 Minuten war der bisher größte Erfolg in der Karriere des 27-jährigen Witzmannsberger perfekt. Becker lädt zum Davis-Cup ein.

Kevin Krawietz steht erstmals in seiner Tennis-Karriere in einem Grand-Slam-Finale. Nur 1:18 Stunde benötigte der 27-jährige Witzmansberger mit seinem Partner Andreas Mies um das Halbfinale der French Open in Roland Garros zu gewinnen. Mit 7:5 und 6:3 triumphierten die beiden Deutschen am Donnerstagabend über das argentinische Duo Guido Pella und Diego Schwartzman. Um 18.12 Uhr war auf dem "Court Suzanne-Lenglen" der bisher größte Erfolg von Krawietz perfekt.

Damit sind sie die ersten Deutschen seit Marc Goellner und David Prinosil 1993, die im Doppel das Endspiel eines Grand-Slam-Turniers erreicht haben. Im Finale treffen sie am Samstag auf die beiden französischen Lokalmatadoren J. Chardy und F. Martin, die ihr Halbfinal-Match ebenfalls souverän mit 2:0 gewannen.

Bereits 290 000 Euro sicher

Mit dem Einzug ins Finale in Paris schon 290 000 Euro Team-Preisgeld sicher. Die Turniersieger im Doppel kassieren 580 000 Euro und stolze 2000 Weltranglisten-Punkte.

Taktik ging auf

Die Taktik der beiden deutschen war vom ersten Ballwechsel erkennbar: Sogenannte Einzelteams, also zwei Spieler, die sich nicht aufs Doppelspielen spezialisiert haben, müssen viel ins Doppelspiel verwickelt, viel ans Netz geholt und zu Volleys gezwungen werden. Denn dann fühlen sie sich nicht so wohl. Krawietz im Vorfeld: "Wir müssen die beiden Argentinier aus ihrer Komfortzone herauslocken und verhindern, dass sie ihre starken Cross-Schläge spielen können". Doch das gelang ihm und seinem Nebenmann im kuriosen ersten Satz nur bedingt.

Der 1. Satz

Nach zwei souverän und ohne Punktverlust gewonnen Aufschlagspielen auf beiden Seiten, kam es überraschend zu zwei frühen Breaks. 2:2 - alles im Soll. Doch das Break-Festival ging munter weiter. Im sechsten Spiel hatten die beiden ungesetzten Deutschen die Nase vorn. Nach einem 15:40-Rückstand gelangen Krawietz und Mies nämlich tolle Returns und ein weiterer Fehler der Argentinier reichten zur vermeintlichen Vorentscheidung.

Doch zusätzliche Sicherheit brachte die 4:2-Führung nicht, denn prompt ging das oft als so wichtig bezeichnete siebte Spiel bei eigenem Aufschlag und trotzt einer 30:0-Führung verloren. Richtig ärgerlich aus Sicht von Krawietz war dann das achte Spiel, denn trotz vier Breakchancen, glichen die Argentinier erneut aus.

Das Wechselbad der Gefühle auf und neben dem Platz nahm seinen Lauf. Egal ob Vater Rudolf Krawietz, seine Frau oder der achtköpfige Anhang von Partner Andreas Mies fieberten unter extremer Anspannung mit und konnten die vielen vergebenen Chancen zu diesem frühen Zeitpunkt des Spiels kaum fassen. Doch dann stabilisierte sich das Aufschlagspiel ihrer beiden "Paris-Helden". Bei einer 6:5-Führung vergaben sie zwar die ersten beiden Satzbälle, doch nach exakt 47 Minuten war es endlich soweit: Mit 7:5 gewannen Krawietz und Mies diesen untypischen Satz für ein Doppel mit insgesamt fünf Breaks.

Der 2. Satz

Im zweiten Durchgang gaben sich die beiden bei eigenem Aufschlag keine Blöße mehr. Fünfmal brachten sie ihren Service souverän durch und im sechsten Spiel gelang ihnen zur zwischenzeitlichen 4:2-Führung das einzige, aber dieses Mal entscheidende Break. Wie im ersten Durchgang verwandelten Krawietz den dritten Satz- und damit Matchball.Was folgte war grenzenloser Jubel bei den Deutschen.

Der Traum lebt weiter

Jetzt träumen beide natürlich völlig zu Recht vom ganz großen Coup. Dazu Mies recht nüchtern: "Es wäre doch cool, mal einen Titel zu gewinnen. Aber wenn du anfängst, zu sehr abzuschweifen, verlierst du den Fokus aufs Wesentliche. Das haben wir bisher gut hingekriegt. Klar träumen wir davon, den Titel zu holen." Nur ein Sieg ist dafür jetzt noch notwendig.

Bald auch im Davis-Cup am Start

Tennis-Legende Boris Becker überraschte die beiden Sieger mit einer tollen Nachricht: "Das kann sich mehr als sehen lassen. Glückwunsch an Kevin Krawietz und Andreas Mies. Dieser Erfolg ist nicht nur bei den French Open, sondern auch für kommende Einsätze beim Davis Cup ein Thema. Hiermit lade ich euch schon mal ein, spielt aber noch ein halbes Jahr gut weiter denn wir spielen erst im November in Madrid", sagte die ehemalige Nummer Eins der Welt.