Keramik lockt im Glasmuseum Rosenau

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Heiner Bauer: Theater (2000, Steinzeug, gebaut)Fotos: Jochen Berger
Heiner Bauer: Theater (2000, Steinzeug, gebaut)Fotos: Jochen Berger
Lee Babel
Lee Babel
 
Lee Babel, Ring, 2014
Lee Babel, Ring, 2014
 
Heiner Bauer: Vase, 2003, Steinzeug
Heiner Bauer: Vase, 2003, Steinzeug
 
Walburga Külz: Burgtum
Walburga Külz: Burgtum
 
Lee Babel: Halber Kegel
Lee Babel: Halber Kegel
 
Walburga Külz: Vase, um 1942
Walburga Külz: Vase, um 1942
 
Heiner Bauer: Becher, 2003
Heiner Bauer: Becher, 2003
 
Otto Lindig: Mokkakanne und Tasse, 1958/59 (Entwurf), Ausformung Liebfriede Bernstiel, 1987Foto: Jochen Berger
Otto Lindig: Mokkakanne und Tasse, 1958/59 (Entwurf), Ausformung Liebfriede Bernstiel, 1987Foto: Jochen Berger
 
 
 
 
 
Lee Babel: Lunette, 2010Foto: Jochen Berger
Lee Babel: Lunette, 2010Foto: Jochen Berger
 
 
Walburga Külz: Kopf, um 1987Foto: Jochen Berger
Walburga Külz: Kopf, um 1987Foto: Jochen Berger
 
Lee Babel: Plastik, um 1980
Lee Babel: Plastik, um 1980
 
Otto Lindig: Kanne, 1923
Otto Lindig: Kanne, 1923
 
Walburga Külz: Offenes Visier, um 1973
Walburga Külz: Offenes Visier, um 1973
 
 
 
 
 
 
 

Im Glasmuseum Rosenau ist zu erleben, wie Lehrer- und Schüler-Beziehungen auf künstlerischer Ebene funktionieren. Unter dem Motto "100 Jahre Keramik" werden Arbeiten von Otto Lindig, Walburga Külz, Lee Babel und Heiner Bauer gezeigt.

Kunst und Handwerk werden hier zum Leben. Und Leben wiederum zu Kunst und Handwerk. Oder vielleicht doch umgekehrt? Was aber passiert, wenn Leben und kreatives Schaffen gleich über mehrere Generationen hinweg untrennbar eng miteinander verflochten werden? "Lehrer-Schüler-Beziehungen über vier Generation" beleuchtet eine neue Ausstellung im Glasmuseum Rosenau. "100 Jahre Keramik" lautet der sehr schlicht formulierte Titel dieser Werkauswahl mit mehr als 50 Arbeiten von Otto Lindig, Walburga Külz, Lee Babel und Heiner Bauer.

Die Dramaturgie hinter diesem Künstler-Quartett ist ebenso einfach wie schlüssig. Der 1895 geborene Bauhaus-Künstler Otto Lindig war Lehrer von Walburger Külz, die ihrerseits Lee Babel unterrichtete.
Deren Neffe Heiner Bauer schließlich, 1973 geboren und bereits 2012 gestorben, war Lee Babels einziger Schüler.

Otto Lindigs großer Einfluss

Lassen sich künstlerische Eigenschaften durch die Kraft des Unterrichtens von Lehrer auf Schüler vererben? Und wie findet ein Künstler im Spannungsfeld aus eigener Begabung und Beeinflussung durch prägende Lehrer zu seiner unverwechselbaren Handschrift?

Die von Sven Hauschke kuratierte Schau lädt ein zum Sinnieren und betrachtenden Erkennen. Und sie zeigt sehr anschaulich, wie sich in der jeweils nachfolgende Generation ästhetische Einflüsse verwandeln und entwickeln können, sie zeigt aber auch, wie wichtig ganz bewusste Abgrenzung sein kann. Vor allem mit seiner Gebrauchskeramik wurde Otto Lindig bekannt - unverkennbar in ihrem schnörkellosen Bauhaus-Stil. "Otto Linding ist ein Lehrer, der das Handwerk propagiert", sagt Hauschke: "Lindig hatte eine große Werkstatt und großen Einfluss auf seine Schüler."

Unverwechselbarer Stil

Lindigs Schülerin Walburga Külz dagegen beschränkt sich in ihrem Schaffen nicht auf den Bereich Gefäßkeramik, sondern erschließt sich auch das weite Feld der figürlichen Objektkunst. In diesen figürlichen Arbeiten verarbeitet sie vielfältige künstlerische Einflüsse ihrer Zeit auf markante eigene Weise, beispielsweise in ihrem um 1987 entstandenen Kopf.

Ende der 1950er Jahre wurde Lee Babel Schülerin von Walburga Külz. Lee Babels Schaffen ist der sichtbare Beleg, dass eine lebenslange Verbindung zwischen Lehrerin und einstiger Schülerin keineswegs zur ästhetischen Nachahmung führen muss, sondern zur wechselseitigen Inspiration werden kann.

Schon früh hat hat die 1940 geborene Lee Babel vielmehr ihren eigenen Stil gefunden und sich vornehmlich auf Arbeiten aus schamottiertem Ton konzentriert, in denen sich architektonisch-plastische Elemente in zumeist mehrteilig montierten Werken verbinden. Das zeigte bereits vor gut zehn Jahren eine Einzelausstellung auf der Veste Coburg. Einige neuere Arbeiten in dieser Ausstellung belegen, dass sich die Künstlerin in ihrer gestalterischen Sprache bis heute treu geblieben ist.

Lee Babels Keramikobjekte sind ebenso konkret wie abstrakt. Sie entfalten in der immer neuen Kombination einiger weniger formaler Elemente immer neue Gestaltungsmöglichkeiten. Zu Coburg hat Lee Babel gleich mehrfache Bezüge. Schließlich stammt ihre Familie aus dem Coburger Land. Zudem ist sie in der Keramiksammlung des Glasmuseums mit Arbeiten vertreten.

Heiner Bauer schließlich ging bei seiner Tante Lee Babel in die Lehre und entwickelte unter ihrer Anleitung eine ganz eigene Handschrift im Spannungsfeld zwischen Gebrauchskeramik und spielerisch freier Gestaltung. Bauers Spezialität: Seine Keramiken waren außergewöhnlich dünnwandig geformt und oftmals mit filigran gestalteten Tierfiguren versehen - Käfer, Frösche, Schmetterlinge.

Witz und zarte Poesie

In Arbeiten wie der Figurengruppe "Theater" aus dem Jahr 2000 zeigt Bauer, dass sich im Medium der Keramik auch erzählerische Szenen gestalten lassen - regelrechte Bildergeschichten voller Witz und zarter Poesie.


Keramik im Glasmuseum Rosenau


Kunst-Tipp 100 Jahre Keramik. Lehrer-Schüler-Beziehungen über vier Generationen: Otto Lindig, Walburga Külz, Lee Babel und Heiner Bauer (bis 7. Juni 2015, Glasmuseum Park Rosenau)
Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 13 bis 16 Uhr, geöffnet am Montag, den 29. Dezember 2014 von 13 bis 16 Uhr, 24., 25., 31. Dezember und Faschingsdienstag geschlossen; ab 28. März täglich von 9.30 bis 13 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Begleitbuch mit zahlreichen farbigen Abbildungen (vier Euro)