Die CSU hätte den Bushalt gerne näher zum Einkaufszentrum in der Callenberger Straße gerückt. SÜC, Polizei und Ordnungsamt lehnen diese Lösung ab.
Die Bushaltestelle in der Raststraße ist rund 150 Meter vom Sagasser-Einkaufszentrum in der Callenberger Straße entfernt - zu viel für Senioren und Menschen mit Behinderung, fand die CSU und stellte im Januar 2016 den Antrag, in unmittelbarer Nähe der Einkaufsmärkte eine Bushaltestelle einzurichten. Fast zwei Jahre später landete der Antrag nun auf dem Tisch im Verwaltungssenat - und wurde abgelehnt.
Die Stadtbuslinie 1A hält derzeit an der Ecke Rast-/Brückenstraße - in Sichtweite der Einkaufsmärkte, wie ÖPNV-Beauftragte Marita Nehring anmerkte, die als Fachfrau in der Sitzung dabei war. Sie erinnerte auch daran, dass der Antrag ursprünglich gestellt worden sei, weil der Discounter Aldi seine Filiale in der Mohrenstraße zugunsten des neuen Standorts aufgegeben und es für die Mohrenstraße zunächst keinen Nachmieter gegeben habe. Dies sei inzwischen hinfällig, denn kurz darauf sei Norma in die Mohrenstraße gezogen - mit Haltestellen sämtlicher Stadtbuslinien in der Nähe.
Die SÜC Bus und Aquaria hatte auf den Antrag hin Anfang 2016 geprüft, ob die Verlegung der Haltestelle technisch und finanziell machbar sei und der Stadt das Ergebnis im Mai 2016 mitgeteilt. Gleich mehreres spricht aus Sicht der SÜC gegen die Verlegung: Zum einen hätte das Ganze die SÜC jährlich rund 70 000 Euro mehr gekostet, zum anderen hätten die Busse eine deutlich längere Fahrtroute nehmen müssen. Polizei und Ordnungsamt lehnten den Wunsch der CSU ebenfalls ab. Die Einrichtung von Haltestellen in der Callenberger Straße sei schwierig, der barrierefreie Ausbau so gut wie unmöglich.
"Wir waren damals mit der Polizei und den SÜC vor Ort", berichtete Marita Nehring. Bei einer Verlegung hätte der Bus durch die Bahnhofstraße fahren müssen, wofür Parkplätze weggefallen wären. Vorher hätte der Bus aber erst einmal die Engstelle in der Callenberger Straße - verursacht durch den Baum gegenüber der Pizzeria - passieren müssen, von den vielen Ein- und Ausfahrten der Grundstücke ganz zu schweigen.
Die einzige Möglichkeit, eine Haltestelle einzurichten, sah Barbara Kammerscheid (SBC) vor dem Bio-Markt. Man könne ja die Stellplätze zur Straße hin dafür hernehmen, schlug die Stadträtin vor. Selbst dann seien es aber immer noch 80, 90 Meter bis zum Aldi, so Kammerscheid.
Die Stelle sei wegen des großen Parkplatzes völlig ungeignet, fanden dagegen Andreas Gehring (SPD) und Hans Weberpals (CSB). Gehring: "Da fahren so viele Autos aus den Einfahrten, das ist gefährlich!"
So leicht wollte Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (CSU) den Antrag seiner Fraktion nicht aufgeben. Er hätte gerne noch Alternativen prüfen lassen. Weil sich die Ablehnung in der Diskussion aber schon abzeichnete, ließ Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) abstimmen. Mit sieben zu zwei Stimmen wurde der Antrag abgelehnt. Neben Prinz Hubertus hatte auch Bau-Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU) für die Verlegung der Haltestelle gestimmt.
Der Kommentator Tam-o-Shanter hat vollkommen recht: das Problem bei dieser und anderen "Justierungen" im öffentlichen Nahverkehr ist das schier unbegreifliche Festhalten an Verkehrskonzepten der Vergangenheit, weil niemand ernstlich daran gehen will - auch die mittlerweile bürgerlich gewordenen "Grünen" nicht - die heilige Kuh des lebensbedrohlich gewordenen Individualverkehrs endlich zu schlachten. Was hilft dieses ständige Geschnatter von der Erreichung von Klimazielen auch und gerade im lokalen Bereich, wenn im Rahmen der Verkehrsplanung so getan wird, als könne man die Verkehrsbewegungen immer noch so unverantwortlich - nämlich ausschließlich auf den PKW zentriert - gestalten wie in den 1950iger und 1960iger Jahre ?
Der eigentliche Skandal liegt aus meiner Sicht aber in dem Planungsvorgang "Sagasser" selbst: es ist völlig unverständlich, warum nicht bereits bei der Planung des Areals über den Anschluß an das Busnetz nachgedacht wurde und stattdessen eine Menge von Autoparkplätzen geschaffen wurden, die nun geradezu als "fait accompli" gegenüber den Belangen des öffentlichen Nahverkehrs in das Spiel gebracht werden. Man hat nicht nur hier ständig den Eindruck, den Planern sei es völlig unbekannt, daß diese Gesellschaft immer älter wird und völlig neue und andere Lösungen benötigt so wie man ja offenbar auch meint, neue Lehrer oder neue Wohnungen ließen sich auf Knopfdruck herbeischaffen. Eine Verwaltung, die so unsorgfältig und nachlässig plant, darf sich nun wirklich nicht wundern, wenn ihr Handeln immer weniger Verständnis in der Öffentlichkeit findet. Die Verwaltung ist ausschließlich zum Wohle der Bürger da und hat sich in deren Sinne zu betätigen: so lautet das Credo der Kommunalwissenschaft - angesichts dieses Schildbürgerstreichs bin ich geneigt, an diesem schönen Grundsatz doch erhebliche Zweifel anzumelden.
Noch was: Der SÜC-ÖPNV ist faktisch in den 1960er Jahren steckengeblieben wie heute täglich die Busse werktagmorgens um zehn unterhalb vom Stadtcafé im Lieferverkehr; das zeigt der Vergleich des seinerzeitigen und des heutigen Netzes, was nie eines war, sondern immer nur ein zentrumsorientierter Stern.
Das ließe sich viel kundenorientierter und wahrscheinlich auch wirtschaftlicher lösen; zumal dann, wenn man sich endlich von dem Starrsinn verabschiedete, ausschließlich Standard-Linienbusse einzusetzen, die zig Mal am Tag ob ihrer schieren Größe in der Innenstadt an ihre Grenzen stoßen.
Eine überschaubare Flotte von Midi-Bussen wäre außerhalb der morgendlichen und mittäglichen HVZ sehr viel sinnvoller und könnte leicht auch eine "Sagasser-Haltestelle" bedienen.
Allein, dazu bedürfte es eine erheblichen Anstrengung von welcher schon Henry Ford wußte: "Das Denken ist die schwerste Arbeit von allen, Wahrscheinlich tun es deshalb so wenige."
Und deshalb warten wir in Coburg schon so lange darauf, daß es z. B. auch im ÖPNV-Bereich endlich jemand tut, anstatt im "Das haben wir schon immer so gemacht" weiter zu vermodern.
Und deswegen wird auch in 100 Jahren noch "die 1" von Neuses nach Creidlitz fahren, und wer von Neuses nach Dörfles will, wird auch in 100 Jahren noch mit "der 1" mitten in die Stadt fahren und dort in "die 3" umsteigen zu müssen, um gefühlt dreimal so lange für das eigentlich kurze Stückchen zu benötigen wie mit einer sinnvoll gestaltenen Netz- und Fahrplanstruktur
",,, die Callenberger Straße, so urteilen Polizei und Ordnungsamt, sei für den Stadtbusverkehr ungeeignet." Das ist angesichts der demographischen Tendenz unverantwortlicher Quark. Dann muß man die Sraße eben auf Kosten der Heiligen Kuh Auto für den Linienverkehr geeignet machen. Platz ist, wie sogar das Pressebildchen zeigt, doch genug vorhanden. Und gerade in dieser Lage mit den der erwähnten multiplen Parkplatzausfahrten wäre eine noch weitergehende und vor allem strikt und permanent überwachte Entschleunigung des SUV-Verkehrs nicht nur wünschenswert, sondern geboten. Polizei und Ordnungsamt sollten endlich im 21. Jahrhundert ankommen: Die "autogerechte Stadt" ist von vorgestern!