Kauf des Grüber Bahnhofsgebäudes gescheitert

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Nach dem gescheiterten Kauf bleibt das alte Stationsgebäude für den Grüber Heimatverein verschlossen. Fotos: Thomas Heuchling
Nach dem gescheiterten Kauf bleibt das alte Stationsgebäude für den Grüber Heimatverein verschlossen. Fotos: Thomas Heuchling
Dieter Pillmann, Vorsitzender des Heimatvereins in Grub am Forst
Dieter Pillmann, Vorsitzender des Heimatvereins in Grub am Forst
 

Das alte Stationsgebäude am Bahnhof in Grub am Forst steht schon seit vielen Jahren leer. Der Heimatpflegeverein hat sich lange um eine Nutzung bemüht. Doch kurz vor dem Kauf gab es eine unerwartete Wendung.

Die Schranken gehen runter. Der Güterzug rattert durch den Bahnhof und gibt den Blick auf das alte, leerstehende Stationsgebäude des Bahnhofes in Grub am Forst frei. An der runterhängenden Regenrinne hat sich ein langer Eiszapfen gebildet. Wäre es nach dem Willen von Dieter Pillmann gegangen, dann hätten er und der Förderverein für Heimatpflege das Fachwerkhaus von 1907 wieder mit Leben gefüllt. "Eine Nutzung als Lagerraum für unsere kleinbäuerlichen Gegenstände und für größere Veranstaltungen war geplant", sagt Pillmann. Des Weiteren hatte der Verein ein Denkmalschutz-Interesse an einem der letzten Fachwerkhäuser in Grub.

Bis vor kurzem hatte Dieter Pillmann noch einen Schlüssel und auch fast schon einen Kaufvertrag. "Bereits seit 2003 bestand immer wieder Kontakt mit der Eigentümerin. Konkret wurde es Ende 2011", sagt Pillmann. Doch jetzt steht er wieder vor verschlossener Tür.
Im Januar erhielt er einen Brief, der alle Bemühungen und die Arbeit der vergangenen sechs Monate auf einen Schlag zunichte machte.

Die Grundstückseigentümerin, die 83-jährige Anneliese Müller aus Darmstadt, wollte ursprünglich 30   000 Euro für das Gebäude mit dem rund 450 Quadratmeter großen Grundstück haben. "Das war viel zu teuer. Hier fahren am Tag rund 80 Züge durch, von denen die Hälfte anhält. Das Gebäude kann als Wohnhaus nicht genutzt werden. Außerdem ist der Zustand sehr schlecht", sagt Pillmann.

Nach einer ersten groben Schätzung des Vereins im Sommer 2012 würden auch die Renovierungskosten 30   000 Euro betragen. Daraufhin machte der Verein Anneliese Müller ein Kaufangebot von 7500 Euro. Sie stimmte einer vorläufigen Schlüsselübergabe mit Vorvertrag zu. Dieser lief über sechs Monate. Mit dem Schlüssel konnten sich die Heimatpfleger ein genaues Bild machen. Bisher sah eine Anwohnerin aus Grub, für die Eigentümerin, nach dem Rechten. "Ich hatte nie Unterstützung aus dem Ort, auch als der Zaun zerstört wurde, Jugendliche sich unter der Überdachung zum Trinken trafen oder bei der vollständigen Erschließung des Grundstücks", beklagt Müller.

In der Zeit, als der Heimatverein den Schlüssel hatte, war das Verhältnis von Pillmann und Müller gut. "Herr Pillmann war meine einzige Unterstützung in Grub. Es tut mir auch sehr leid, dass es mit dem Kauf nicht geklappt hat", sagt Müller.

Absage kurz vor dem Verkauf

Die Entscheidung, nicht zu diesem Preis zu verkaufen, traf Müller gemeinsam mit ihren drei Kindern. "Das war schon etwas eigenartig, als wenige Tage vor dem Verkauf mein Sohn aus der Schweiz anrief und mir sagte, dass dieser Preis unrecht ist und ich mir das nicht antun muss", erinnert sich Müller. Ihr Sohn hatte das Grundstück für rund 50   000 D-Mark gekauft und wollte dort eine Arztpraxis einrichten. Von ihm hat Müller das Grundstück dann bekommen. "Ich bin eine arme Frau und habe kaum Geld, deshalb habe ich mich letztlich entschieden, nicht für 7500 Euro zu verkaufen", sagt Müller. Im nachhinein tut es ihr auch leid, dass sie erst so spät abgesagt hat.

Die Finanzierung war fast fertig

Pillmann und der Heimatpflegeverein haben so sechs Monate Arbeit investiert - ohne ein Ergebnis. Im Spätsommer und Herbst 2012 waren sie noch voller Hoffnung. "Glücklicherweise haben wir einen Architekten im Verein, der kostengünstig eine Aufstellung der Renovierungskosten machen konnte", sagt Pillmann. Trotz Eigenleistungen ergab sich damals eine Summe von rund 118   000 Euro. Förderanträge, Konzepterstellungen und Planung - alles war auf dem Weg. "Viele Gelder waren schon bewilligt und wir haben bereits Spenden bekommen."
Das Landesamt für Denkmalpflege begrüßte das Nutzungskonzept ebenfalls. Der Notartermin mit Müller war so gut wie arrangiert.

Doch wenige Tage vor der Mitgliederversammlung am 17. Januar kam der Brief, in dem Müller ihre kurzfristige Absage mitteilte: "Ich bin zu dem Schluss gekommen nicht zu verkaufen", schrieb Müller. Sie verlangte einen Sponsor, der den "wirklichen Preis" des Bahnhofs zahlt. "Das war schon unangenehm, allen sagen zu müssen, dass es jetzt doch nicht klappt. Wir standen da, als ob wir leere Versprechungen gemacht hätten", sagt Pillmann.
Im überdachten Eingangsbereich liegen einige Dosen und Flaschen. "Wir hatten uns auch eine Entschärfung von sozialen Brennpunkten erhofft, wenn das Gebäude wieder genutzt wird", sagt Pillmann. Damit meint er Vandalismus und nächtliche Trinkgelage am Bahnhof.
Einer der Söhne von Anneliese Müller wohnt in Kulmbach und soll sich um das Gebäude kümmern. Von Außen sieht es nicht danach aus. Dieter Pillmann hat den Schlüssel wieder nach Darmstadt zu Anneliese Müller geschickt. Beide betonen, dass sie gegenseitigen Respekt für einander haben und es Schade finden, dass es nicht geklappt hat.