Katholische Kirche hält an Millionenprojekt in Coburg fest

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Eine Skizze von der geplanten Generalsanierung von St. Augustin - neben dem Gotteshaus sind die Ministrantensakristei und eine Lourdes-Grotte vorgesehen.
Eine Skizze von der geplanten Generalsanierung von St. Augustin - neben dem Gotteshaus sind die Ministrantensakristei und eine Lourdes-Grotte vorgesehen.
Dekan Roland Huth und Kirchenpfleger Helmut Kollo auf der Kirchentreppe, die erneuert werden muss.
Dekan Roland Huth und Kirchenpfleger Helmut Kollo auf der Kirchentreppe, die erneuert werden muss.
 
Der fleischfarbene Marmoraltar wird ersetzt. Fotos: Vivian Hopf
Der fleischfarbene Marmoraltar wird ersetzt. Fotos: Vivian Hopf
 
Die Seitenaltäre werden abgerissen.
Die Seitenaltäre werden abgerissen.
 

Parallel zum Skandal um Bischof Tebartz-van Elst steht auch in der Vestestadt eine größere Baumaßnahme der katholischen Kirchengemeinde an. Dekan Roland Huth und Kirchenpfleger Helmut Kollo erklären aber, warum sie Coburg nicht für mit Limburg vergleichbar halten.

"Dieser Skandal hat uns gerade noch gefehlt. Erst die Missbrauchsvorwürfe und jetzt schon wieder so was. Für die Presse sind wir, die katholische Kirche, ein gefundenes Fressen." Dekan Roland Huth hört die Diskussion hinter verschlossenen Kirchentüren. Der Eklat um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst erzürnt aber auch Gläubige vor Ort - im Gespräch mit ihrem Pfarrer, im Gottesdienst, auf offener Straße. "Eine heftige Reaktion habe ich hier erlebt. Da hat jemand seinen Frust richtig rausgelassen", sagt Roland Huth. Von Kirchenaustritten in Coburg weiß er noch nichts - aber ausschließen kann er es natürlich auch nicht.


Vom Geld abhängig gemacht

"Es ist höchste Zeit, dass wir uns besinnen und den erstarrten Blick aufbrechen", fordert der Dekan, der in Papst Franziskus einen Mann sieht, "der die Wende vollzogen hat und uns und unser Handeln
hinterfragt". Das deutsche Kirchensteuersystem habe Vorteile, aber eben auch Nachteile. "Wir sehen vieles als selbstverständlich an und haben uns vom natürlichen Geldfluss abhängig gemacht", kritisiert Huth. Und das, obwohl gerade jetzt die Generalsanierung von St. Augustin ansteht und die Kosten dafür auf fünf Millionen veranschlagt sind.

"Die Summe spielt keine Rolle", meint Huth. Die Millionen, die ausgegeben werden, müssen nachvollziehbar sein. Natürlich könne man jetzt nachfragen, was bei der Sanierung tatsächlich notwendig ist und auf was vielleicht verzichtet werden könnte. Doch die Antwort findet der Dekan sehr schnell: 80 Prozent aller Maßnahmen sind notwendige Instandsetzungsarbeiten. Einzig der moderne Anbau in Kubusform, die sogenannte Werktagskapelle, bietet Stoff für Diskussion. Doch auch da steht für Roland Huth fest: "Wir brauchen kleine Räume für kleine Gruppen und für die Kinder. Der Raum ist pastoral notwendig!" Selbst, wenn die Entscheidung dafür kritisch betrachtet wird. "Wir bewegen uns am untersten Rand - auch was die künstlerische Ausstattung betrifft."


Völlig verunsichert

Völlig verunsichert gibt sich der Dekan im Hinblick auf die Entwicklung in Limburg: "Wie konnte es soweit kommen? Warum haben die Systeme so versagt? Wie konnte der Bischof so weltfremd handeln?" Huth wünscht sich Aufarbeitung und Aufklärung. "Das ist ein Limburger Problem. Es ist ungerecht, alle, die bisher verantwortungsvoll mit Geld umgegangen sind, über einen Kamm zu scheren."

In Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sieht er weder einen Täter noch ein Opfer. Dem Bischof fehle es an menschlicher Qualität, die er für seine Arbeit gebraucht hätte. Deshalb müsse er zurücktreten.


INTERVIEW

Einer, der sich mit Baukosten und dem aktuellen Projektstand der Generalsanierung genau auskennt, ist Kirchenpfleger Helmut Kollo. Anders als in Limburg gehört Transparenz in Coburg zum obersten Gebot. Helmut Kollo weist darauf hin, dass am Dienstag, 29. Oktober, um 19 Uhr das Architekturbüro Brückner & Brückner im Gemeindezentrum St. Augustin über die Planung öffentlich informieren wird.

Die Gesamtkosten für die Generalsanierung von St. Augustin sind mit etwa fünf Millionen Euro veranschlagt. Gehen Sie davon aus, dass sich die Kosten in diesem Rahmen halten?
Helmut Kollo: Ich schließe definitiv aus, dass es zu einer Vervielfältigung der Baukosten, wie in Limburg, kommen wird. Aber: Bei der Sanierung eines 150 Jahre alten Bauwerks muss man immer mit Überraschungen rechnen. Also auch damit, dass zusätzliche Kosten entstehen können. Ich hoffe sehr, dass wir keine solchen Überraschungen erleben.

Gibt es in Coburg ein Kontrollorgan, dass einschreiten kann, falls der Bau wesentlich teurer wird?
Natürlich, ja, die Kirchenverwaltung St. Augustin. Als zuständiges Gremium auf Gemeindeebene steht sie in der Pflicht, auf die Kosten zu achten. Deshalb gehören Mitglieder der Kirchenverwaltung zu den unmittelbaren Gesprächspartnern des beauftragten Architekten.

Wer entscheidet letztendlich, wie etwas umgesetzt wird: der Dekan, der Pfarrgemeinderat, die Kirchenverwaltung?
Das letzte Wort hat das Erzbischöfliche Ordinariat Bamberg. Wobei die Genehmigung des von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung befürworteten Projekts unter anderem einen genehmigten Finanzierungsplan voraussetzt. Auch die Stadt Coburg muss zustimmen.

Überspitzt gefragt: Woher kommt das Geld für die Generalsanierung: Coburg - Bamberg - Rom?
Aus Rom jedenfalls nicht. Wir dürfen davon ausgehen, dass uns Bamberg mit 65 Prozent der Gesamtkosten unterstützen wird. Weil der verbleibende Rest von der Pfarrgemeinde St. Augustin allein nicht finanziert werden kann, versuchen wir, diese Finanzierungslücke mit Hilfe von Spenden, Zuschüssen und Fördermitteln von dritter Seite zu schließen. Im Augenblick sind wir im Gespräch mit der Stadt Coburg und mit der Regierung von Oberfranken, um nur zwei Beispiele zu nennen. Außerdem bereiten wir die Gründung eines Fördervereins (Bauhütte St. Augustin) vor und erhoffen uns auch durch ihn eine finanzielle Förderung unseres Projekts.

Der geplante würfelförmige Anbau an die Pfarrkirche mit Ministrantensakristei und Lourdes-Grotte und die Werktagskapelle klingen chic - haben Sie nach den jüngsten Diskussionen um die Verschwendungssucht von Bischof Tebartz-van Elst Angst vor der Kritik unnötig Geld auszugeben?
Von Angst würde ich hier nicht sprechen. Zunächst, weil die Möglichkeit der Mitwirkung der Gemeinde bei der Entwicklung unseres Projekts von Anfang an gegeben war und wir darauf auch künftig Wert legen.
Hinzu kommt, dass alles, was bisher erarbeitet wurde, in enger Abstimmung mit den zuständigen Stellen im Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg (Bauamt, Liturgiekommission) und mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege erfolgt ist. Nur zur Klarstellung: Wir geben nicht unnötig Geld aus. Über 80 Prozent der Gesamtkosten werden für dringend notwendige Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen verwendet.

Die Fragen stellte Christiane Lehmann.