Zum dritten Mal hat die Stadt erheben lassen, was junge Coburger sich wünschen. Ein Ergebnis: Mehr Rock-, Pop- oder Hiphopkonzerte. Nur wo?
1994 befragte die Stadt die jungen Leute das erste Mal, wie sie die Stadt sehen und was sie sich wünschen. Einige Teile des Fragenkatalogs sind immer noch die gleichen, andere kamen wegen der gesellschaftlichen und technischen Veränderungen dazu: Die Einstellung zu Internet und sozialen Netzwerken war 1994 noch kein Thema und 2007 noch kein so allgegenwärtiges. Die Befragung 2018 hingegen fand nur online statt. Dafür waren alle 3307 Jugendlichen in der Stadt zwischen 12 und 21 Jahren angeschrieben worden.
Musik hören ist eine der liebsten Freizeitbeschäftigungen bei jungen Leuten, und sie finden, dass es in Coburg zu wenige Festivals und Konzerte gibt.
Das hat auch damit zu tun, dass geeignete Räumlichkeiten fehlen, wie die Arbeitsgruppe feststellte, die die Jugendbefragung auswertete. Mit dem Westteil der alten Angerturnhalle direkt neben dem Jugendzentrum Domino wird zwar nun ein multifunktionaler Raum geschaffen (er soll auch für Sport zur Verfügung stehen), aber mehr als 199 Besucher dürfen dort nicht rein.
Für Barbara Kammerscheid, Kurt Knoch und Maximilian Forkel (Fraktion JC) Anlass zu einer schriftlichen Anfrage zur Stadtratssitzung am Donnerstag: Könnte man für Konzerte aller Art die "Alte Pakethalle" am Güterbahnhof zur Verfügung stellen, die ja ertüchtigt werden soll? Nur bedingt, so lautet die Antwort: Lärmschutz ist bei dem, was zur Ertüchtigung eingebaut wird, nicht vorgesehen. Deshalb hat die Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die für die Halle zuständig ist, gewisse Bedenken, wenn es um die Veranstaltung von Rock-, Pop- oder Hiphopkonzerten in der Pakethalle geht. Zumindest müsste der Veranstalter sicherstellen, dass die Lärmschutz-Grenzwerte eingehalten werden - bei den nächststehenden Wohngebäuden. Immerhin könnten im großen Saal der alten Stückguthalle bis zu 600 Personen eingelassen werden.
Fritz Frömming, kaufmännischer Direktor des Landestheaters, der wegen eines anderen Punkts in der Sitzung war, hatte einen anderen Rat: "Nehmt doch das Globe!" Das Rundtheater, das am Güterbahnhof errichtet werden soll, ist auf alle Fälle multifunktional ausgerichtet. Das Landestheater werde zwar in den ersten Jahren der Hauptnutzer sein, sagte Frömming. "Wir sind aber keine Hausbesetzer!"
Das Globe wird man wohl kaum für "Jugendkultur"-Konzerte nutzen wollen/können. Dafür ist das Gebäude nicht ausgelegt (zu kleine Fläche vor dem Bühnenhaus, zu Hohe Betriebskosten und damit Raummiete, zu verteilte - nicht zentrale - Sanitäranlagen).
Seit Jahren wird in und um Coburg Kulturraum geschaffen, der am Bedarf vorbei gebaut wird. Es gibt unzählige neue Räumlichkeiten für Veranstaltungen mit rund 200 Zuschauern (inkl. öffentlich geförderten, die den privaten Veranstaltungssäälen die Aufträge stehlen), aber nichts sinnvolles für mehr Gäste. Das Kongresshaus ist aufgrund der Bühnensituation und Akustik (quasi untauglich für verstärkte Musik) auch keine Möglichkeit. Das Theater zu teuer und unpraktisch. Das Globe aus o.g. Gründen nicht tauglich.