Wie schätzen die neu gewählten Bürgermeister im Landkreis Coburg ihre ersten drei Jahre im Amt ein? Heute: Jürgen Wittmann aus Grub am Forst.
                           
          
           
   
          Knapper geht es kaum mehr. Zehn Stimmen Vorsprung vor seinem Mitbewerber, Andre Dehler von den Freien Wählern, hatte Jürgen Wittmann am Abend des 30. März 2014, als die Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters ausgezählt war. Wittmann wurde damit Nachfolger von Kurt Bernreuther (SPD). Bereits in der ersten Runde der Kommunalwahl waren 14 Tage zuvor zwei weitere Bewerber, Werner Kaiser von der CSU und Günther Peinelt von der SPD, ausgeschieden. 
 1.Hier kann ich ein klares Ja geben. Mir macht es unheimlich viel Spaß, weil es ein sehr facettenreiches und vielschichtiges Amt ist. Es kommen immer neue Aufgaben auf mich zu, von denen ich anfangs gar nicht dachte, dass ich mit so etwas in Berührung komme. Aber es macht Spaß, jeden Tag etwas Neues zu erleben und auch zu sehen, wie die Ideen langsam in die Realität umgesetzt werden. 
 2.Wir konnten mit dem Gemeinderat in den vergangenen drei Jahren schon viele Projekte umsetzen oder zumindest auf den Weg bringen. Dafür bin ich den Mitgliedern des Gemeinderates sehr dankbar. Die Nahversorgung wurde verbessert. Der Grüber Markt-Freitag findet an jedem zweiten und vierten Freitag im Monat am Rathaus statt. Etwa zehn Händler bieten ihre regionalen Produkte regelmäßig an und finden besten Zuspruch bei der Kundschaft. Zusammen mit dem Bewirtungsangebot von örtlichen Vereinen ist der Markt sehr erfolgreich. Er hat sich zu einem sozialen Treffpunkt entwickelt. Ein fünfstelliger Betrag für gemeinnützige Zwecke wurde "eingespielt" und viele Vereinskassen aufgebessert. Im Zuge der Optimierung der Straßenbeleuchtung lag der Fokus eindeutig auf der Schulstraße, da hier Kabel in schlechtem Zustand waren. Die Bauarbeiten haben bereits 2016 begonnen. Die SÜC und die Telekom schließen sich an und treffen Vorbereitungen für Glasfaseranschlüsse. Als ehemaliger Mitarbeiter eines Energieversorgungsunternehmens kann ich hier meine beruflichen Erfahrungen zum Wohle der Gemeinde gut einfließen lassen. Ein weiteres Projekt, das mir am Herzen liegt, ist die Ansiedlung von Wirtschaftsunternehmen. Die festgefahrenen Verhandlungen aus der Vergangenheit konnte ich durch konstruktive Gespräche wieder in Gang bringen. Es ist gelungen, im neuen Gewerbegebiet Zeickhorn einen ersten Industriebetrieb anzusiedeln, dessen Produkte in über 30 Ländern erfolgreich eingesetzt werden. Ziel ist es, weitere Gewerbeansiedlungen zu realisieren. Höchst erfreulich für die Gemeinde ist der Ausbau der Breitbandversorgung durch die Telekom. Hier werden die unterversorgten Ortsteile mit aktuell weniger als 16 Megabit pro Sekunde profitieren. Das sind vor allem die Siedlung West, der obere Bereich der Hölln sowie die Gemeindeteile Roth am Forst, Forsthub und Zeickhorn. Weitere Fördermittel stehen zur Verfügung und können für den weiteren Ausbau genutzt werden.
 3. Vieles konnten wir auf den Weg bringen, jedoch bin ich schon enttäuscht, dass wir "die Kuh in Sachen Bürgerentscheid nicht vom Eis gebracht haben". Wie Sie bereits aus den Medien erfahren konnten, beschäftigt sich der Gemeinderat momentan mit einem Bürgerentscheid, der die Bürger befragt, ob sie weiterhin alle zwei Wochen jeweils am Freitag ab 14 Uhr einen Wochenmarkt hinter dem Rathaus möchten. Ich muss sagen, ich ging davon aus, dass wir während der letzten Gemeinderatssitzung am 15. Mai beschließen würden, diesen Bürgerentscheid nicht zu benötigen. Schließlich kommen auf die Gemeinde Kosten von ca. 4500 Euro zu. Leider ist es bisher nicht gelungen, die unterschiedlichen Ansichten unter einen Hut zu bringen. Ich bin aber Optimist genug, zu wissen, dass nicht immer alle gleicher Meinung sein können. Wichtig ist, dass wir einen Konsens finden, mit dem wir und vor allem die Bürger von 
Grub am Forst gut leben können. 
 4. Für mich ganz persönlich von Bedeutung ist die Fortführung des Wochenmarktes hinter dem Rathaus. Das ist absolute Chefsache. Ich denke hier besonders an unsere älteren Mitbürger. Die Nahversorgung muss gewährleistet sein. 775 gültige Unterschriften von rund 2380 Einwohnern in nur drei Tagen für einen Wochenmarkt hinter dem Rathaus sprechen eine deutliche Sprache. Deshalb wünsche ich mir auch für die nächsten drei Jahre wieder eine konstruktive und offene Mitarbeit aller Mitglieder des Gemeinderates zum Wohle unserer Bürger.
 5. Auf Initiative des Vorsitzenden des Bayerischen Gemeindetags im Kreis Coburg, Bernd Reisenweber, fuhren im Frühjahr 2016 mehrere Bürgermeister aus dem Landkreis Coburg mit dem Bus zur Bundesnetzagentur nach Berlin, um sich gegen weitere Stromtrassen im Coburger Land auszusprechen. Als der Bus nach dem Tanken an einer Raststelle wieder losfahren wollte, ging leider nichts mehr. Der Bus wollte einfach nicht anspringen. Kurzerhand stiegen die Bürgermeister aus und schoben den Bus an. Mit vereinten Kräften ist es uns gelungen, den Bus wieder flott zu bekommen. Schade, dass der Redakteur des Coburger Tageblatts, Berthold Köhler, keine Zeit hatte, ein Foto von diesem Ereignis zu schießen. Er musste nämlich mitschieben...