Im ersten Anlauf hatte es nicht geklappt. Jetzt wurde endlich doch ein Zug auf den Namen Neustadt bei Coburg getauft.
Nicht wenige Orte sind stolz darauf, dass ein Zug auf Deutschlands Schienensträngen unterwegs ist, der ihren Namen trägt. Viele davon sind kleiner als Neustadt. Trotzdem bemühte sich die Stadt bisher vergebens darum, ihren Namen auf einem Triebfahrzeug verewigt zu sehen. Seit Freitag ist das vorbei. Auf Gleis 1 des Neustadter Bahnhofs wurde ein Regionalexpress der Deutschen Bahn auf den Nahmen "
Neustadt bei Coburg" getauft.
Dem einen oder anderen war der Namenszug schon an den vergangenen Tagen aufgefallen. In den sozialen Medien verbreiteten sich die ersten Fotos. Doch auch Kinder tragen ihren Namen schon, bevor sie darauf getauft werden. So ist es eben auch mit Zügen.
Im Stillen arrangiert
"Ganz im Stillen, hinter den Kulissen hat der Landtagsabgeordnete Jürgen W. Heike das eingefädelt", beschrieb Neustadts Dritter Bürgermeister Martin Stingl (SPD), wie der CSU-Politiker die Zugtaufe auf den Weg gebracht hat.
Heike selbst erinnerte daran, wie groß Neustadts Interesse an einer attraktiven Schienenanbindung seit je her gewesen ist. Entsprechend hohe Bedeutung habe diese Taufe jetzt für die Bürger der Stadt. "Wir haben tatsächlich darunter gelitten, wie wir gesehen haben, dass die anderen alle Züge mit ihrem Namen haben und wir nicht", sagte Heike.
Etliche Neustadter interessierte es zumindest, dass da eine Zugtaufe auf ihrem Bahnhof stattfand. Viele waren gekommen, um ein Foto von der Taufe zu schießen. Die Zuganbindung Neustadts war während der DDR Zeit die eines Sackbahnhofs, wie Martin Stingl betonte. Das änderte sich erst mit dem Fall der innerdeutschen Grenze.
Verbindung reaktiviert
Tatsächlich kam der Lückenschluss im Bahnverkehr zwischen Neustadt und Sonneberg vergleichsweise schnell zustande. Am 28. September 1991 rollte der erste Zug über die frisch wieder hergestellte Schienenverbindung in die Nachbar- und Partnerstadt Sonneberg.
Beim Lückenschluss auf der Lok
Der Mann, der damals im Führerstand der Lokomotive wirkte, war Ernst Fleischmann. Er war am Freitag zur Zugtaufe nicht mit leeren Händen gekommen. Das Schild, das damals am Zug angebracht war und auf die Fahrt zum Lückenschluss hinwies, hatte Ernst Fleischmann aufgehoben. Jetzt überreichte er es der Stadt.
Martin Gundel von DB-Regio nahm die rege Beteiligung an der Zugtaufe als Beweis für die hohe Akzeptanz der Regionalexpress Züge in der Region. Weitere Verbesserungen im Schienennetz werden künftig diese Angebote noch attraktiver machen, versicherte er. Dann werde die Fahrzeit von Neustadt nach Nürnberg beispielsweise noch um eine halbe Stunde kürzer sein. Schon in naher Zukunft würden auf der Strecke nach Neustadt auch wieder doppelstöckige Wagen eingesetzt.
Ein Spritzer Sekt musste reichen
Eine Sektflasche, wie bei einer Schiffstaufe wollte dann aber niemand gegen den nagelneuen Zug werfen. Doch so ganz ohne einen symbolischen Taufakt wollte Jürgen W. Heike den roten Zug dann auch wieder nicht gehen lassen. Er besprengte wenigstens die Lok mit einem halben Glas Sekt.