In Coburg werden Paten für Flüchtlinge gesucht

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Diese Flüchtlinge kennen das Awo-Mehrgenerationenhaus in Coburg schon ganz gut, denn sie kommen regelmäßig zum Deutsch-Unterricht dorthin.Foto: Helke Renner
Diese Flüchtlinge kennen das Awo-Mehrgenerationenhaus in Coburg schon ganz gut, denn sie kommen regelmäßig zum Deutsch-Unterricht dorthin.Foto: Helke Renner

Die Leiterin des Awo-Mehrgenerationenhauses erläutert im Sozialsenat, wofür Ehrenamtliche für ein Jahr gebraucht werden.

"Es ist genau das, was wir jetzt brauchen", sagt Thomas Nowak, Dritter Bürgermeister. Das ist sein erster Kommentar, nachdem Liane Blietzsch, Leiterin des Awo-Mehrgenerationenhauses, das Projekt "Paten für Flüchtlinge" dem Sozialsenat vorgestellt hatte. Es wird im Juni starten und als Gemeinschaftsaktion des Mehrgenerationenhauses mit dem Büro für Senioren und Ehrenamt der Stadt Coburg laufen. "Wir kommen damit aus dem immer wieder so bezeichneten Krisen- in den Gestaltungsmodus", ergänzt Thomas Nowak. Nachdem die Aufnahme Hunderter von Menschen mit Fluchterfahrung gemeistert worden sei - vor allem durch den Einsatz von Ehrenamtlichen -, gehe es nun darum, den vor Krieg und Terror Geflüchteten im Alltag beizustehen. Wie kann das gelingen?


Eine Zeitlang begleiten

Liane Blietzsch erläutert die Idee der Patenschaften.
"Wir stellen uns vor, dass Ehrenamtliche die Menschen mit Fluchterfahrung im Sinne eines Mentorings begleiten." Die Teilnahme an diesem Projekt soll für beide Seiten freiwillig sein. Die Tandems legen sich einen eigenen Turnus für ihre Treffen fest. "Wir als die Organisatoren werden teambildende Maßnahmen, Weiterbildungsmodule und Austauschtreffen anbieten."

Bei der Betreuung durch die Paten gehe es zunächst erst einmal um die Alltagsbegleitung, etwa bei notwendigen Behördengängen. Aber auch so grundlegende Dinge wie die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, die Verkehrsregeln - besonders für die Jugendlichen, die mit dem Rad unterwegs sind, - sowie das Vereins- und Bildungswesen. Zu Letzterem gehört zum Beispiel die Vorstellung der Kindertagesstätten, Spielplätze und Jugendclubs, aber auch der Kultureinrichtungen und Kulturangebote. Die Paten könnten dabei helfen, einen Praktikumsplatz zu finden - mit Blick auf eine spätere berufliche Ausrichtung.


Ein paar Fähigkeiten braucht es schon, um Pate zu werden

Viele Voraussetzungen benötigen die Paten nicht. Sie sind über das Ehrenamt versichert und werden professionell begleitet und unterstützt. Sie sollten aber über soziale Kompetenzen verfügen, kulturell offen und empathiefähig sein und ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen können. Die Vermittlung der Paten wird über die Mitarbeiter der Beratungsstellen laufen.

Das Projekt startet am 16. Juni mit einer sogenannten Input-Veranstaltung für die Ehrenamtlichen. Am 29. Juni folgt dann die offizielle Auftaktveranstaltung. Für Juli und August ist eine Gemeinschaftsaktion im Niedrigseilgarten in Neukirchen und ein gemeinsames Kochen mit Thomas Nowak und dem Leiter des Sozialamtes, Peter Schubert, geplant. Im September findet ein Austauschtreffen statt. In diesem Modus wird es dann bis zum Abschluss im Juni 2017 weitergehen.


Sie nehmen nichts weg

Dass die momentan in Coburg lebenden Flüchtlinge nicht auf Kosten der einheimischen Arbeitslosen und Empfänger von Hartz-IV-Leistungen unterstützt werden, macht der Leiter des Jobcenters Coburg Stadt, Frank Bittel, den Mitgliedern des Sozialsenats deutlich. "Coburg beteiligt sich an zwei Bundesprogrammen. Dabei geht es zum einen um die Integration in den ersten Arbeitsmarkt, wofür Lohnkostenzuschüsse gezahlt werden und zum anderen darum, Qualifikationsdefizite auszugleichen."

Für diese Programme werden nach den Worten von Frank Bittel fast zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Außerdem habe Coburg den Zuschlag für das Programm "Soziale Teilhabe" zur Unterstützung von sogenannten arbeitsmarktfernen Personen bekommen. Durch einen Zuschuss von 1,28 Millionen Euro kann ein Arbeitsplatz über 36 Monate gefördert werden.

Derzeit betreut das Jobcenter 130 Flüchtlinge, die Mehrzahl aus Syrien. Insgesamt sei die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten von 2014 im Jahr 2013 auf 1991 im Jahr 2015 zurückgegangen, stellt der Leiter des Jobcenters fest. Und das trotz der hinzugekommenen Menschen mit Fluchterfahrung.