Laut Urteil soll ein in Dubai inhaftierter Coburger lebenslänglich hinter Gittern bleiben. Nun schreibt er an Bundesaußenminister Heiko Maas. Wir dokumentieren seinen Brief im Wortlaut.
Jetzt wendet sich Dieter Kellouche (42) an die höchste Stelle.
Der Coburger, der seit 2017 in Dubai in lebenslanger Haft sitzt, hat einen Brief an Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) geschrieben. Es ist ein Strohhalm, an dem er sich festhält. Seit Dezember 2020 berichtet unsere Zeitung regelmäßig über seinen Fall. Wegen eines Missverständnisses, das ein Scheich als Beleidigung empfunden hat, wurde Kellouche vor vier Jahren verurteilt.
Nachdem die Lage im Gefängnis in Dubai immer schwieriger wurde (Corona, Tuberkulose), hatte Dieter Kellouche sich am vergangenen Wochenende den Fuß gebrochen. Ein Mitgefangener hatte ihn offenbar vom Etagenbett gezogen, im Streit um eine Portion Nudeln, wie seine Frau unserer Redaktion mitteilte. Mittlerweile wird er nach Angaben des Auswärtigen Amtes behandelt, nach Informationen unserer Zeitung in einer Klinik in Kuwait.
Den Brief an Heiko Maas hatte Kellouche schon vor dem Zwischenfall geschrieben und unserer Redaktion als Audiodatei übermittelt. Wir dokumentieren den Brief, so weit er verständlich ist, im Wortlaut und haben ihn an das Auswärtige Amt weitergeleitet.
Brief :
Sehr geehrter Herr Bundesaußenminister Heiko Maas,
hiermit schreibe ich Ihnen, mit dem Appell, in meinem Fall bei der emiratischen Regierung zu intervenieren.
Im August 2017 wurde ich gebeten, zur Polizeistation zu kommen, was ich auch tat.
Danach wurde mir gezeigt, was echte emiratische Gastfreundschaft ist. Mir wurde anfangs der Zugang zu Essen, konsularischer Hilfe, einem Rechtsanwalt (unverständlich) verweigert.
Ich wurde festgehalten, ohne zu wissen, was mir vorgeworfen wird, als nach einiger Zeit endlich ein Konsularmitarbeiter vorbei kam, und ich ihm sagte, dass ich geschlagen wurde, meinte er nur, dass es im Allgemeinen bekannt ist, dass in den Vereinigten Arabischen Emiraten Polizisten Verdächtige schlagen und offizielle Beschwerde die Sache nur verschlimmert.
Der Kläger war mein langjähriger Freund, der familiäre Beziehungen zur Regierung und dem Polizeiapparat hat. Er ist eine VIP in den Emiraten und dadurch, dass wir eine Meinungsverschiedenheit hatten und er sich beleidigt fühlte, konnte er vor Gericht verlangen, mir die höchstmögliche Strafe zu geben.
Mein Urteil beruft sich auf ein Geständnis, was ich nie gegeben habe. Bis jetzt werde ich unfair behandelt. Kommunikation mit meiner Familie, medizinische Behandlung und aktuell ein Test auf Tuberkulose (bin mit über 30 Tuberkulosekranken im selben Trakt) werden mir verweigert.
Ich habe die letzten vier Jahre nur überstanden, weil jedes Mal ein Hoffnungsschimmer aufkam. Ich habe dem Kläger Geld gegeben, wurde aber reingelegt. Habe Anwälte bezahlt, die den Fall neu aufrollen wollten oder beim Divan eine Begnadigung erreichen könnten, doch alles ohne Erfolg.
Nun, da mein Fall in der Öffentlichkeit behandelt wird, und offizielle Beschwerde bei der emiratischen Regierung eingegangen ist, sehe ich immer noch kein Ende.
Die emiratische Regierung scheint immun zu sein gegenüber aller Kritik. Was auch verständlich ist, da sie keinem internationalen Abkommen verpflichtet ist, Menschenrechte nicht anerkennt, und Familienbande stärker ist als Rechte, (die) einem Ausländer zu geben (sind).
Ich weiß aber, dass Ihre Stimme, Herr Maas, bei der emiratischen Regierung Gewicht hat. Und bitte sie, höflichst, in meinem Fall zu helfen.
Ich verbleibe mit dieser Hoffnung und danke ihnen im Voraus für alle ihre Bemühungen.
Hochachtungsvoll,
Dieter Kellouche.