Bahnchef Rüdiger Grube und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erhalten in diesen Tagen Post aus Coburg. Absender ist Thomas Nowak, der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion und Kirchenvorstand der Gemeinde St. Johannis auf der Hut.
Diese Funktion könnte bei dem Brief durchaus eine Rolle spielen, da Nowak aufs Lutherjahr 2017 hinweist. In diesem Jahr soll die ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt in Betrieb gehen. Coburg liegt an der Strecke, soll aber einen ICE-Halt nach allem, was bisher bekannt ist, nur an Tagesrandlagen erhalten.
Nowak fordert - wie viele andere Coburger Politiker - einen sogenannten Systemhalt für Coburg. Bisher wurde mit der Bedeutung des Wirtschaftsraums Coburg argumentiert und damit, dass der bisherige ICE-Halt Lichtenfels wegen der Neubaustrecke wegfallen wird. All das nennt Nowak auch, aber er bringt außerdem Luther ins Spiel.
Coburg sei eine der bedeutsamen Lutherstätten und daher im Lutherjahr Anziehungspunkt für zahlreiche Touristen.
Hinzu komme, dass das Haus de Bayerischen Geschichte 2017 eine Landesausstellung in Coburg ausrichten wird; der Arbeitstitel lautet "Bauern, Ritter, Lutheraner". "Bayerische Landesausstellungen ziehen regelmäßig weit über 100 000 Besucher aus dem gesamten Freistaat und in diesem besonderen Fall sicherlich auch aus den weiteren Lutherorten Thüringens, Sachsens und Sachen-Anhalts an", schreibt Nowak." Somit könnte die Bahn von dieser Ausstellung direkt profitieren. Andererseits können durch einen Systemhalt die Besucherzahlen der Ausstellung gesteigert werden. Es käme also zu einer klassischen Win-Win-Situation." Der Systemhalt könne im Jahr 2017 "somit auf seine Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit hin ,im Echtbetrieb‘ getestet werden", schreibt Nowak.
Im letzten Absatz seines Briefs fordert er außerdem den "rechtzeitigen und behinderten- wie ICE-gerechten Ausbau unseres Hauptbahnhofes". Der war schon mal für 2014 zugesagt.
In den beiden Kommentare sind gewisse Wahrheiten enthalten. Aber warum soll nicht das Mögliche versucht werden. Die Einzugsregion umfasst große Teile Westoberfrankens(Coburg, Kronach, Lichtenfels, Kulmbach etc.), Ostunterfranken (z. B. Landkreis Haßberge), Südthüringen. Der ICE - Halt in Lichtenfels entfällt ersatzlos. In all diesen Bereichen sind weltweit agierende Unternehmen, die auf einen solchen Standortfaktor angewiesen sind. Aus diesem Grunde muss alles für einen Systemhalt getan werden. Richtig ist aber, dass gleichzeitig auch für eine schnelle Regionalverbindung gesorgt werden muss. Hier sind auch unsere Landtagsabgeordneten gefordert, da der Regionalvekehr die Aufgabe des Freistaates Bayern bzw. in Richtung Erfurt Bayern u. Thüringen ist. Lasst uns das Eine tun ohne das Andere zu lassen und gemeinsam an einem Strang in die gleiche Richtung ziehen.
dass der Fernverkehr kostendeckend von der Bahn betrieben werden muss, während der Nahverkehr von den einzelnen Bundesländern bestellt wird. Keine Ahnung, ob man sich dort irgendwo abspricht....
Coburg hat eigentlich eine relativ gute Regionalanbindung nach Süden und Osten. Allerdings eingeschränkt durch die teilweise eingleisige Strecke Richtung Lichtenfels. Nach Norden und Westen enden die Verbindungen in Sonneberg und Bad Rodach. Ein Weiterkommen von Sonneberg ist zwar theoretisch möglich aber sehr zeitaufwändig.
Auf der Neubaustrecke sind bis Erfurt leider keine weiteren Bahnhöfe vorgesehen. Somit dürfte eine Strecke Erfurt-Coburg mit ca. 100 km sicherlich nicht vom Land Thüringen als Nahverkehr bestellt werden.
Die einzig sinnvolle Lösung wäre die Werrabahn. Am besten kombiniert mit Ausbau der vorhandenen Strecken und ggf. Elektrifizierung. Aber selbst mit viel gutem Willen wird diese frühestens in 20 Jahren fahren. Sinnvoll wäre sie dann immer noch.
Der Fernverkehr wird von der Bahn geregelt der Nahverkehr nicht, dass ist soweit richtig.
Nur die Fahrpreiserhöhungen des Nahverkehrs regelt die Bahn auch. Da lässt sich ja auch mehr Geld als im Fernverkehr verdienen.
Grundsätzlich ist eine bessere Bahnanbindung dringend wünschenswert und erforderlich.
Aber warum immer ICE? Ernsthaft betrachtet ist Coburg mit 40.000 Einwohner wirklich zu klein für einen Systemhalt. Zudem dürfte derzeit das Reisendenaufkommen für einen 2-Stundensystemhalt tatsächlich kaum ausreichend sein. Man darf nicht vergessen, dass sich der Fernverkehr der Bahn wirtschaftlich selbst tragen muss.
Warum denkt man nie über Alternativen nach? Besser wäre es doch, sich in München und Erfurt für einen "schnellen Nahverkehr" über die NBS stark zu machen. Wenn sich Bayern und Thüringen zusammentun, könnten sie etwas derartiges bestellen. Analog zum München-Nürnberg Express. Allerdings müsste DB-Netze hierzu wohl ein bisschen die Trassengebühren nach unten korrigieren. Zwei "Super-RE's" wird und kann sich Bayern wohl nicht leisten.
Wenn Stadt und Landkreis zusammengehalten hätten, wäre der Systemhalt "Möbel Schulze" dringewesen. Und Einwohnerzahlen einzelner Orte sagen in diesem Zusammenhang gar nichts. Wie's gemacht wird, haben Limburg/Lahn (34000 EW) und sogar Montabaur (12500 EW ...) gezeigt. Aber diese Beispiele muß man sich ja in der Residenzstadt und deren Umgebung nicht anschauen. Da genügt es ja, die mittelalterlichen Tore herabzulassen, und auf den jeweils bösen anderen zu schimpfen, der entweder die eigene Großartigkeit nach wie vor nicht erkennt oder alles an sich reißen will.
Wie Nestroy schon im Hobellied geschrieben hat:
"Da streiten sich die Leut' herum
oft um den Wert des Glücks;
der Eine heißt den Andern dumm,
am End' weiß keiner nix.
Da ist der allerärmste Mann
dem Andern viel zu reich,
das Schicksal setzt den Hobel an
und hobelt alle gleich."
Na ja: DER Zug ist durch; und zwischen den Schwellen der Ein-/Ausschleifmonster wird früher das Gras sprießen, als jemand "Der Kastner und der Preß waren sooo blöd" sagen kann.
Aber Hauptsache der kleine Michel aus Ahorn kriegt seinen Spiel- – pardon: Flugplatz.
Man möchte mit Max Liebermann sagen: "Ick kann jarnich so ville fressen wie ick kotzen möchte."