Um 221 Mitarbeiter ist das Versicherungsunternehmen 2014 am Standort Coburg gewachsen. In den vorhandenen Büros wurde es zu eng. Deshalb wurde innerhalb von nicht mal sechs Monaten ein neues Gebäude errichtet.
"So lange ich da bin, werden wir in Coburg nicht mehr bauen." Das hatte Wolfgang Weiler gedacht, als er 2009 Sprecher der Vorstände der HUK-Coburg Versicherungsgruppe wurde. Falsch gedacht: Weil allein im vergangenen Jahr 221 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt wurden, war es "eng, sehr eng" geworden, wie Weiler sagte. In Coburg beschäftigt die HUK inzwischen über 5500 Mitarbeiter. Weitere Büros wurden gebraucht, nur wie und wo? Anmieten ging nicht - "230 Arbeitsplätze auf einer Fläche gibt es in Coburg nicht", und mehrere kleinere Einheiten anmieten "wollten wir überhaupt nicht."
Also blieben nur ein Neubau und Verhandlungen mit der Stadt über den Kauf des Grundstücks und die Baugenehmigung auf der Bertelsdorfer Höhe an der Willi-Hussong-Straße. "Das ging sehr schnell, sehr unbürokratisch - ganz im Gegenteil zu dem, was sonst immer behauptet wird", sagte Weiler.
Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) hörte das mit Freude. "Das ist gerade in dieser Woche Balsam für die wunde Seele." Er war zusammen mit Zweiter Bürgermeisterin und Baureferentin Birgit Weber (CSU) gestern zu Gast bei der "Einweihung mit Vorbesichtigung" (Weiler). Ein "wunderbares Zeichen" sei der Neubau, denn "wenn es der HUK-Coburg gut geht, dann geht's auch der Stadt Coburg gut". Das Versicherungsunternehmen, das sich 1947 in Coburg niederließ, "gehört zu Coburg wie die Veste und Schloss Callenberg", sagte Tessmer mit Blick aus den Fensterfronten an beiden Enden des zukünftigen Pausenraums, in dem die kurze Feier stattfand. Vor allem, so Tessmer, biete die HUK ihren Beschäftigten einen Arbeitsplatz und Perspektiven.
Errichtet in elf Tagen Das Besondere an dem fünfgeschossigen Bau: Er besteht aus 78 vorgefertigten Modulen, die innerhalb von elf Tagen auf- und aneinandergesetzt wurden. Bei "Modulbauweise" habe er auch erst Vorbehalte gehabt, räumte Vorstandssprecher Weiler ein. Aber die HUK ist mit dem Bürobau aus Fertigelementen nicht allein, sagte Ekhard Schöne, Geschäftsführer der Systembaufirma aus Morsbach. Laut Weiler ist die Bauweise mit Fertigteilen auch "wirtschaftlich ausgesprochen attraktiv" und zumindest nicht teurer, als wenn die HUK die erforderlichen Flächen angemietet hätte.
Für die Modulbauweise sprach vor allem der Zeitfaktor, den auch Ekhard Schöne hervorhob. Von den ersten Planungen Mitte Juni habe es nur zwei Monate gedauert, bis mit der Produktion der Module begonnen werden konnte. "Geschwindigkeit braucht klare Absprachen", betonte Schöne.Vor allem müsse der Kunde wissen, was er wolle. Seitens der HUK-Coburg betreute Herbert Krauße das Projekt, der bis auf die Gebäude am Bahnhofsplatz alle Bauprojekte der HUK-Coburg organisiert hat, also auch den Neubau auf der Bertelsdorfer Höhe Mitte der 90er Jahre und des Logistikzentrums auf dem ehemaligen BGS-Sportplatz.
Mit dem neuen Gebäude befinden sich genauso viele Arbeitsplätze am HUK-Standort Bertelsdorfer Höhe wie am Bahnhofplatz, sagte Weiler. Außerdem wurden 160 zusätzliche Parkplätze auf der Bertelsdorfer Höhe geschaffen.
Rund ums Gebäude Bau 78 Module, in der Regel 14 Meter lang und vier Meter breit. Fünf Etagen, zwei Treppenhäuser, zwei Lifte.
Zeit Beginn der Planungen Mitte Juni, 19. September Produktionsbeginn für die Module im Herstellerwerk, parallel dazu Bau des Fundaments, 14. Oktober Beginn der Modulmontage mit 500-Tonnen-Kran, ab 14. November Innenausbau, Fertigstellung von Dach und Fassade. Bezug: Anfang Februar
Material 400 Tonnen Stahl, 40 000 Quadratmeter Feuerschutz und Gipskarton, 2500 Kubikmeter Dämmmaterial, 33 000 Meter Datenkabel, 12 500 Meter Stromkabel, 2500 Meter Rohrleitungen für Kühlmittel (Klimaanlage).
Arbeitsplätze 230 Mitarbeiter werden hier im ersten Schritt einziehen. Neben Büros wurden Schulungs- und Besprechungsräume geschaffen. Jede Etage verfügt über einen Pausenraum mit Aussicht in Richtung Veste und Schloss Callenberg.
Abteilung Einziehen wird die Kraftfahrtbetriebsabteilung, die sich mit allen Fragen rund ums Thema Kfz-Versicherung befasst. Dazu gehört auch die Weiterentwicklung der Versicherungsangebote.
Branche Auf die Automobilversicherer kommen mit den neuen technischen Entwicklungen im Automobilbereich auch neue Anforderungen zu, sagt Wolfgang Weiler, Sprecher der Vorstände der HUK-Coburg: "Es gibt viele Änderungen und Neuerungen, das ist ein sehr dynamisches Umfeld. Wir als großer Autoversicherer müssen uns schon lange im Vorfeld mit Themen befassen wie allgemeine technische Entwicklungen, Daten im und ums Auto, teilautonomes Fahren, assistenzoptimiertes Fahren und Telematik. Das mündet ja immer in neue Produktvarianten, Produktverpackungen und Produktinhalte."