Nachdem die öffentliche Diskussion über ein siebenstöckiges Hotel am Anger immer schärfer geführt wird, hat OB Norbert Tessmer nunmehr angekündigt, noch einmal alles überprüfen zu lassen. Gleichzeitig weist er Kritik am Stadtrat ganz entschieden zurück.
In der Diskussion um einen Hotel-Neubau am Anger hat sich am Donnerstag Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit gewandt. Darin heißt es:
"Die aktuellen, öffentlichen und auch kontroversen Diskussionen sowie die vielen Gespräche rund um die Thematik "Hotelbau am Anger" haben mich dazu bewogen, nochmals die Ausmaße und das Design des geplanten Gebäudes grundsätzlich überarbeiten zu lassen. Dazu werden weitere Beratungen mit den beteiligten Personen und Unternehmen stattfinden. Wir werden alle Sachverhalte mit großer Sorgfalt prüfen, um das bestmögliche Ergebnis mit Kompromissbereitschaft für die Stadt Coburg zu erreichen. "
Nachdem der Stadtrat mit 39:1 ein klares Zeichen für einen (möglicherweise sogar siebenstöckigen) Hotel-Neubauam Anger gegeben hatte, war vor allem auch aus der Coburger Wirtschaft massive Kritik gekommen. Allen voran der Unternehmer Michael Stoschek (Brose) sprach sich gegen das Projekt vor und schlug stattdessen einen Hotel-Neubau im benachbarten Rosengarten vor. Auch in zahlreichen Leserbriefen hatte es Kritik an der Haltung des Stadtrats gegeben. Dies alles hat OB Tessmer veranlasst, auch noch einen "Öffentlichen Brief" zu verfassen. Er hat folgenden Wortlaut:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
die letzten Wochen nach der Stadtratssitzung im April wurden intensiv von allen Seiten dazu genutzt, sich weitere Gedanken um den Beschluss "Angerhotel" zu machen. Die Coburger Kommunalpolitik versucht ihr Möglichstes, eine vernünftige Lösung aufzuzeigen, sodass weitestgehend alle Bürger zufriedengestellt werden.
Doch manch erschienener Leserbrief und Kommentar in den Medien gegenüber dem Stadtrat zu Coburg und seinen durch die Bürger gewählten Mitgliedern schießen eindeutig über das Ziel hinaus. Ich möchte mich mit diesem Brief vor meine Kollegen stellen, da in dieser hektischen und nicht ganz unkomplizierten Situation einige zu lesende Äußerungen nahezu beleidigend waren.
Ich kann verstehen, dass unsere Bürger Unmut oder auch Unzufriedenheit aussprechen möchten. Dies sollte aber auf sachlicher und konstruktiver Basis aufgebaut sein. Nur auf diese Weise kann der Stadtrat, der unsere Bürger ehrenamtlich als Entscheidungsgremium vertritt, Meinungen der Öffentlichkeit aufgreifen und auch diskutieren. Unangemessene Wortwahl führt zu keinen Lösungen. Und genau diese Lösungen wollen wir gemeinsam im Coburger Stadtrat erreichen.
Unruhige weltpolitische Zeiten, damit hat die Sache gar nichts zu tun. Wäre der Aufschrei der Bevölkerung sanfter ausgefallen, hätte er leider gar nichts bewirkt. Das geplante Hotel ist um zwei Stockwerke zu hoch. Weniger hoch wirkt es auch weniger klotzig. Also zwei Etagen weniger, die entsprechenden Hotelzimmer weniger und alle können damit leben, auch die angestammte Coburger Hotelerie.
Es ist das gute Recht und auch seine Pflicht, dass sich ein Stadtoberhaupt vor seine Verwaltung und seine Ratsgremien stellt, sofern unqualifizierte und beleidigende Kommentare von Dritten abgegeben werden. Aber ein Stück weit hat sich Herr Tessmer den Aufschrei der Coburger Wirtschaftsgrößen sowie der Bevölkerung selbst zuzuschreiben. Eigenartig erscheint auch sein Appel an die Coburger Bürger nach "einem Stück weit Diplomatie". Er selbst hat aber gerade diese Gruppen mit seiner Beschlussvorlage über die quasi im Hinterzimmer vorbereiteten Pläne für den Hotelneubau vor den Kopf gestoßen und dabei jegliches diplomatische Geschick außer Acht gelassen. Es kann nicht angehen, dass die Öffentlichkeit von fertigen Plänen erst nach erfolgter Zustimmung des Stadtrates erfährt. So eine Vorgehensweise erinnert stark an die Zeiten des Absolutismus, von denen ich glaubte, dass sie mittlerweile überwunden sind.
Eigentlich müsste der Stadtrat über den Entwurf garnicht abstimmen. Es gibt einen gültigen Bebauungsplan. Der Bauherr möchte im Rahmen dieses Planes investieren. Der Aufschrei kommt über 10 Jahre zu spät.
Dass jetzt der Stadtrat gegen diesen Beschluss den Bauantrag verweigern sollte aufgrund eines Aufschreis der lokalen Wirtschaft wäre die Provinzposse ohnegleichen. Überhaupt, dass sich die lokale Industrie einmischt, wenn ein Hotelbetrieb sich hier ansiedeln möchte und das Risiko auf sich nimmt... Als Investor würde ich denen den Vogel zeigen sollen sie es doch selber machen wenn sie meinen sie könnten alles besser.
Das Problem ist nur, dass es dann nicht besser wird.
Ach, Herr Tessmer, Sie schlüpfen nun auch noch in die Rolle, des armen Unverstandenen! Peinlich, wie der geheime Beschluss des Stadtrates!