Hellum in Coburg: Hier wird Beleuchtung noch selbst gefertigt

4 Min
Tina Michniowski testet eine Lichterkette, wie sie auch am Weihnachtsbaum der Queen hängt. Fotos: Ulrike Nauer
Tina Michniowski testet eine Lichterkette, wie sie auch am Weihnachtsbaum der Queen hängt.  Fotos: Ulrike Nauer
In dieser Form wird das Innenleben für die Kerzen der Lichterketten hergestellt. Foto: Ulrike Nauer
In dieser Form wird das Innenleben für die Kerzen der Lichterketten hergestellt.  Foto: Ulrike Nauer
 
Sogar die Stecker der Lichterketten fertigt Hellum noch selbst. Foto: Ulrike Nauer
Sogar die Stecker der Lichterketten fertigt Hellum noch selbst. Foto: Ulrike Nauer
 
Die Produktion der Firma Hellum in Cortendorf. Foto: Ulrike Nauer
Die Produktion der Firma Hellum in Cortendorf. Foto: Ulrike Nauer
 
Traditionelle Lichterketten fertigt Hellum selbst. Foto: Ulrike Nauer
Traditionelle Lichterketten fertigt Hellum selbst.  Foto: Ulrike Nauer
 
Die weißen Kleinteile bilden das Innenleben der Kerzen. Foto: Ulrike Nauer
Die weißen Kleinteile bilden das Innenleben der Kerzen. Foto: Ulrike Nauer
 
Aus diesem Granulat werden Teile für die Lichterketten hergestellt. Foto: Ulrike Nauer
Aus diesem Granulat werden Teile für die Lichterketten hergestellt.  Foto: Ulrike Nauer
 
In den Hallen warten noch stapelweise Kartons darauf, ausgeliefert zu werden. Foto: Ulrike Nauer
In den Hallen warten noch stapelweise Kartons darauf, ausgeliefert zu werden. Foto: Ulrike Nauer
 
Leuchtdeko kauft die Firma Hellum zu. Foto: Hellum
Leuchtdeko kauft die Firma Hellum zu. Foto: Hellum
 
Leuchtdeko kauft die Firma Hellum zu. Foto: Hellum
Leuchtdeko kauft die Firma Hellum zu. Foto: Hellum
 
Joachim Rüther (links) und Markus Autsch begutachten die Clips, mit denen die Kerzen später am Baum befestigt werden. Foto: Ulrike Nauer
Joachim Rüther (links) und Markus Autsch begutachten die Clips, mit denen die Kerzen später am Baum befestigt werden. Foto: Ulrike Nauer
 
Auf dieser Maschine werden die Hülsen für die Kerzen produziert. Kunden bevorzugen die Farbe Grün. Foto: Ulrike Nauer
Auf dieser Maschine werden die Hülsen für die Kerzen produziert. Kunden bevorzugen die Farbe Grün.  Foto: Ulrike Nauer
 
Leucht-Deko gibt es auch im Werksverkauf. Foto: Ulrike Nauer
Leucht-Deko gibt es auch im Werksverkauf. Foto: Ulrike Nauer
 
Die Verbindungsdrähte zwischen den Kerzen sind bei Hellum 70 Zentimeter lang. Foto: Ulrike Nauer
Die Verbindungsdrähte zwischen den Kerzen sind bei Hellum 70 Zentimeter lang. Foto: Ulrike Nauer
 

Die Coburger Firma Hellum hat die Lichterketten für den Weihnachtsbaum der englischen Königin konzipiert und hergestellt.

Brennen wirklich alle 700 Lämpchen? Und ist die Tanne auch gut ausgeleuchtet? Als am Coburger Weihnachtsbaum vor Schloss Windsor am Abend des 19. November erstmals die Lichterketten eingeschaltet wurden, dürften auch zwei Beleuchtungsprofis aus Coburg mitgefiebert haben: Joachim Rüther und Markus Autsch. Die beiden sind Geschäftsführer beziehungsweise Vertriebsleiter bei der Firma Hellum, die ihren Sitz in Cortendorf hat. Ihr Unternehmen hat für den Baum der englischen Königin die Lichterketten gefertigt: 14 Stück mit jeweils 50 Kerzen in Warmweiß.

Bei so vielen Lämpchen wäre es allerdings wohl kaum aufgefallen, wenn das eine oder andere dunkel geblieben wäre, sagt Joachim Rüther und lacht. Aber er hat die Zeremonie natürlich im Live-Stream verfolgt. Sein fachmännisches Urteil: "Der Baum ist sehr gut ausgeleuchtet!"

Als Mick Böhm (Koordinator Stadtmarketing) beim Zusammentragen der Komponenten für den royalen Weihnachtsbaum bei der Firma Hellum anfragte, habe er natürlich gleich gesagt: "Klar machen wir mit!", erzählt Joachim Rüther.

"Anhand der Daten, die wir zum Baum bekamen, haben wir angefangen, Lichterketten zu konzipieren", erläutert der Geschäftsführer. Dabei gab es einiges zu beachten, denn die Ketten sind speziell für diesen einen Weihnachtsbaum entwickelt. Einerseits musste die Zahl der Lämpchen ausreichen, andererseits durften die Lichterketten nicht zu kompliziert zu bauen sein. "Wir hatten schon vorher Aufträge für größere Bäume, aber in dieser Größe noch nicht", sagt Rüther.


England war eine Premiere

England war aber noch aus einem anderen Grund eine Premiere, wie Markus Autsch erzählt, denn England und Deutschland haben unterschiedliche Stromanschlüsse. "Die Lichterketten, die wir herstellen, bilden einen Kreis. Für England mussten es aber Ein-Strang-Lichterketten sein." Sie werden über einen Transformator betrieben, deshalb musste der Aufbau der Lichterketten entsprechend geändert werden. "Montiert man an einem Strang zu viele Brennstellen, leuchten die am Ende der Kette nicht so hell wie die übrigen", erklärt Markus Autsch.

Als Leuchtmittel wurden LEDs eingesetzt, denn bei der Verwendung von Glühfäden bestehe eher die Gefahr, dass eines der Lämpchen kaputt geht. "Es wird kaum jemand auf einen Zwölf-Meter-Baum klettern wollen, um es auszutauschen", sagt Markus Autsch lachend. Austauschen müsste man ein defektes Birnchen auf jeden Fall, weil sonst die übrigen in der Kette mit erhöhter Spannung betrieben werden und das vermutlich nicht lange überleben würden.

Dass vor Ort in Cortendorf gefertigt wird, hat sich in diesem Fall als großer Vorteil erwiesen. "Dadurch sind wir flexibel und können uns anpassen, ganz nach Wunsch", sagt Rüther.


Wetterfest und robust

Selbst entwickelt und damit Einzelstücke sind übrigens auch die Transformatoren. "Nicht, dass die normalen schlechter wären", betont Rüther, "aber für so einen besonderen Anlass braucht man etwas Besonderes". Schließlich müssen die Lichterketten im Freien vor Schloss Windsor einiges aushalten - anders als im Hausgebrauch, wo die Lämpchen vielleicht fünf bis sechs Stunden im warmen Wohnzimmer leuchten.

Während in England die Coburger Kerzen zuverlässig ihren Dienst tun, ist Tina Michniowski in der Fertigung in Cortendorf gerade damit beschäftigt, ein weiteres Modell der königlichen Lichterkette zusammenzubauen. Per Knopfdruck testet sie, ob auch alle Lämpchen leuchten. Diese Kette soll im Januar bei der "Christmas World", der Messe in Frankfurt präsentiert werden. Natürlich an einem Baum. "Der wird allerdings einige Nummern kleiner ausfallen als die Tanne für die Queen", erklärt Joachim Rüther schmunzelnd.


Saison ist schon vorbei

Der Werbeeffekt der Aktion für Hellum ist nicht zu unterschätzen - auch, wenn sie für dieses Jahr eigentlich schon zu spät kam. "Die Saison ist für uns so gut wie durch", sagt Rüther. "Unsere Vorverkaufssaison läuft von Januar bis Mai, der Versand beginnt ab September, und wir bieten unseren Kunden mit unserem Lager die Möglichkeit, bis kurz vor Weihnachten Verkaufsware zu beziehen."

"Bei uns ist das nicht anders als bei den Herstellern von Schoko-Weihnachtsmännern oder Stollen", ergänzt Markus Autsch. Für die Kunden steht Weihnachten noch vor der Tür, da sind die Hellum-Mitarbeiter schon längst in den Vorbereitungen auf die nächste Saison.

Vor Ort gefertigt werden klassische Lichterketten für den Außen- und Innenbereich. Hellum bietet aber auch einen großen Teil an Importware an, wie Autsch erläutert. LEDs ließen sich wirtschaftlich in Deutschland nicht herstellen, "da greifen wir auf unsere Partner im Ausland zurück. Aber die sind teilweise lange Jahre dabei und haben sehr gute Qualität", versichert der Vertriebsleiter. "Dass wir in Deutschland fertigen, also ,Made in Germany‘ anbieten, ist auch eine Verpflichtung."

Im über 100-seitigen Katalog gibt es alles, was das Deko-Herz begehrt: Vom Licht-Vorhang bis zur beleuchteten Tierfigur. Lichtdeko im Wohnbereich werde immer beliebter, bestätigt Autsch. Und wie sieht es damit bei ihm zu Hause aus? Er lacht herzhaft: "Ich habe eine siebenjährige Tochter, außerdem sagt meine Frau, was an Deko gemacht werden muss."

Das Traditionsunternehmen feiert 2019 seinen 100. Geburtstag

2. Januar 1919 Hans Jahn gründet in Coburg die Firma Hellum. Sie baut Matrizen und Schweißmaschinen - auf letzteren werden Stromzuführungsdrähte für die Glühlampenindustrie hergestellt. Später kommt die Herstellung von Elektroden hinzu.

1932 Der erste Umzug: Auf vollautomatischen Hochleistungspressen werden Glühlampensockel produziert. Sockel und Elektroden werden in die ganze Welt exportiert.

1936/37 Hellum kauft ein 6800 Quadratmeter großes Grundstück in der Kasernenstraße. Hier werden mehrere Fertigungshallen für die Produktion eigener Glühlampen errichtet, selbst die notwendigen Maschinen stellt die Firma selbst her. Die Produktionskapazität wird stetig ausgeweitet, weitere Fertigungshallen werden gebaut.

1944 Die Produktion wird infolge des Krieges reduziert und schließlich eingestellt, weil Material, Personal und Gas fehlen.

1946
Die Produktion wird wieder aufgenommen, obwohl nach wie vor Mangel herrscht. Durch den Verlust der Kunden in Mittel- und Ostdeutschland muss ein neuer Kundenstamm aufgebaut werden.

1950-1960 Die Fertigung ist rationalisiert und automatisiert. Auf modernen Maschinen läuft die Produktion von Lichtquellen aller Art, auch zu Dekorationszwecken. Hellum beschäftigt 200 Mitarbeiter.

1966/67 In Lahm/Itzgrund wird ein Zweigwerk eröffnet. Hier werden Kunststoff-Press- und -spritzgussteile für Weihnachtslichterketten hergestellt.

1984 In Cortendorf wird ein modernes Werk gebaut. Die Produktion aus Lahm wird 1985 dorthin verlegt. Neue vollautomatische Maschinen erhöhen die Fertigungskapazitäten, neue Produkte werden entwickelt.

2016 Hellum beschäftigt 30 Mitarbeiter plus Saisonkräfte und unterhält ein Büro mit mehreren Mitarbeitern und einen großen Showroom mit 750 Quadratmetern in Guangzhou/China.