Kinder stärker im Blick
Vertiefen möchten die Sozialpädagoginnen auch den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern. "Die Kinder von gewaltbetroffenen Familien wollen wir stärker in den Blick nehmen", sagt Karin Burkhardt-Zesewitz. Durch eine engere Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus soll das Angebot geschaffen werden, Kindern, die dort mit ihren Müttern untergebracht sind, in den neuen Räumlichkeiten "Fridolin" vorzustellen. "Fridolin" ist ein Präventionsprojekt, das vorwiegend von Kindergärten und Schulen gebucht werden kann. Mit Hilfe einer Handpuppe werden die Themen "Grenzen setzen, Geheimnisse und sexuelle Gewalt" kindgerecht nähergebracht.
Auch in der Fachakademie für Sozialpädagogik ist Karin Burkhardt-Zesewitz seit ein paar Jahren vertreten. "Wir suchen das Gespräch mit den angehenden Erzieherinnen, um auch dort die Sensibilität und den richtigen Umgang mit dem Thema sexueller Missbrauch zu schulen." In ihrem Anerkennungsjahr hätten schon einige Erzieher "Fridolin" eingesetzt, beziehungsweise ihre Facharbeit darüber geschrieben.
Immer mehr Frauen werden zu Opfern von Stalking
Stalking hat viele Auswüchse. Manchmal beginnt es ganz harmlos mit einer Rose unterm Scheibenwischer, die wie durch ein Wunder täglich wieder drunterklemmt - und nervt. Manchmal ist es der Ex-Partner, der jede Nacht anruft, vor der Tür Terror macht oder plötzlich da auftaucht, wo man selbst gerade ist. Im schlimmsten Fall endet Stalking tödlich, wie der Mordprozess im Sommer diesen Jahres in Coburg gezeigt hat. Deutschlandweit wurden 2018 122 Frauen von ihren Männern umgebracht. Ein Großteil von ihnen habe schon im Vorfeld Hilfe wegen Stalkings bei der Polizei gesucht, weiß die Geschäftsführerin der Frauennotrufstelle.
Karin Burkhardt-Zesewitz ist eine so genannte Stalking-Fachkraft - nennt sich offiziell zertifizierte Bedrohungs-Managerin. "Es werden immer mehr Fälle, die wir in der Notrufstelle betreuen", sagt sie. Allein 15 mehr als im vergangenen Jahr. Tendenz steigend.
Vor allem die digitale Gewalt nimmt immer größere Formen an. "Wenn der Partner Nacktbilder aus der Zeit der Beziehung hochlädt und ins Netz stellt, bist du erst mal machtlos", weiß die Expertin.
Und genau diese Macht- und Hilflosigkeit sei es, die es so schwer macht, eine gute Lösung für das Problem zu finden. Denn immer seien es die Opfer, die dafür sorgen müssen, dass sich etwas ändere. nel
Wer sich an den Frauennotruf wenden kann
Ansprechpartner für Frauen und Kinder, die zu sexuellen Handlungen gezwungen, vergewaltigt oder misshandelt wurden.
- Frauen, die in ihrer Beziehung/Ehe gedemütigt und misshandelt werden.
- Frauen, die von Ex-Partnern oder Fremden belästigt werden.
- Unterstützende und beistehende Personen, denen sich Frauen und Kinder anvertraut haben.
- Wer beruflich mit Frauen und Kindern arbeitet, die Gewalt erlebt haben oder erleben.
- Frauen, die sich nicht sicher sind, wie sie Erlebtes/Erinnerungen einordnen sollen.
Angebote
- telefonische Beratung und Information
- persönliches Beratungsgespräch
- angeleitete Gruppenangebote
- Angehörigenberatung
- Begleitung zur Polizei, Ärzten und Anwälten etc.
- Prozessvorbereitung und Begleitung
Spendenkonto
Verein Keine Gewalt gegen Frauen
Frauennotruf Coburg
IBAN DE39 7835 0000 0092015700