Grippe macht keine Corona-Pause

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Eine Grippeimpfung ist vor allem bei Menschen mit chronischen Erkrankungen und Senioren sinnvoll. Foto: Martin Schutt/dpa
Eine Grippeimpfung ist vor allem bei Menschen mit chronischen Erkrankungen und Senioren sinnvoll. Foto: Martin Schutt/dpa

Das Coronavirus überschattet weiterhin alles, doch die kalte Jahreszeit naht, und damit auch die Grippesaison. Auch die kann einem erheblichen Teil der Gesellschaft gefährlich werden. Doch möglicherweise sorgt Covid-19 hier sogar für einen Vorteil.

Plötzliches Fieber, trockener Husten und heftige Kopfschmerzen - zu heftig für eine normale Erkältung. Bisher lag es bei solchen Symptomen gerade in der kalten Jahreszeit nahe, dass die Influenza, also die echte Grippe, der Auslöser ist. Im Jahr 2020 geht allerdings nach wie vor das Coronavirus um, das sich durch sehr ähnliche Symptome äußern kann.

"Da nur anhand der Symptome zu unterscheiden, ist auch einem Fachmann nicht immer möglich", sagt Dr. Ullrich Zuber, Vorsitzender des Coburger Hausärztevereins mit Praxis in Kaltenbrunn. "Es gibt zwar diese Symptome, die durch die Medien schon bekannt sind und bei einem Laien den Verdacht auf Covid-19 lenken können. Aber der vernünftigste Weg ist, Rücksprache mit dem Hausarzt zu haben und das weitere Vorgehen zu besprechen." Gewissheit bringe letztendlich nur ein Testabstrichs.

Längere Wartezeiten möglich

In jedem Fall gelte derzeit: Eine telefonische Anmeldung in der Praxis ist zwingend erforderlich. Mit speziellen Infektionssprechstunden für Menschen mit Symptomen wird das Risiko für andere Patienten minimiert. "Diese Schutzmaßnahmen machen eine Praxis zu einem sicheren Ort. Keiner muss Angst haben, sich dort anzustecken." Die Zeit der vollen Wartezimmer sei vorbei. "Früher ist man manchmal zum Arzt und dann erkältet wieder heim. Das wird nicht mehr so sein."

Das könne auf der anderen Seite aber auch bedeuten, dass länger auf einen Termin gewartet werden muss. "Aber das dient dem Schutz aller", sagt Zuber.

Durch die echte Grippe besonders gefährdet sind grundsätzlich dieselben Menschen wie auch beim Coronavirus, beispielsweise Patienten mit chronischen Erkrankungen und Senioren. Meist sei es die Lunge, die durch die Influenza geschädigt werden kann. Dr. Ullrich Zuber hält es allerdings nicht für unwahrscheinlich, dass die Grippe- und Erkältungswelle in diesem Winter weniger stark ausfällt als gewöhnlich: "Wir haben durch die Corona-Pandemie ein neues Hygienebewusstsein entwickelt. Wir haben die Abstands- und Hygieneregeln fast schon verinnerlicht und tragen in vielen Situationen unseren Mund-Nasen-Schutz. Das wird definitiv helfen, um vor normalen Erkältungen und Influenza gefeit zu sein."

Für die genannten Risikopatienten sei eine Grippeimpfung zum Schutz vor der Influenza sehr empfehlenswert. "Der Hausarzt kennt die Patienten am besten und weiß, wo eine Impfung besonders notwendig ist", sagt Zuber. Diese Menschen würden auch bevorzugt geimpft, wobei laut der aktuellen Prognose aber kein Engpass beim Impfstoff zu erwarten sei, sagt Zuber. Auch für die Impfung ist ein Termin Pflicht.

Ein aktiver Grippeimpfschutz habe auch bei der Erkennung einer Corona-Erkrankung einen Vorteil: "Bei jemandem, der gegen die Grippe geimpft ist, kann man bei einem entsprechendem Krankheitsbild schon sagen, dass es sich wahrscheinlich um Covid handelt", sagt Zuber.

Impfstoff braucht Regeln

Die Corona-Situation in den Hausarztpraxen sei derweil stabil. Die Nachfrage nach freiwilligen Tests für Menschen ohne Symptome halte sich in Grenzen. "Da wird in den Testzentren die große Inanspruchnahme passieren. Aber aktuell ist es nicht so, dass alles zusammenbricht."

Anders könnte das aussehen, wenn ein Impfstoff gegen das Coronavirus vorliegt. "Dann wird es Regeln geben müssen, wer wann geimpft wird", sagt Mediziner Zuber.