Wie die Kunstsammlungen die Lockdown-Phase für wichtige Arbeiten genutzt haben und welche Rolle digitale Angebote künftig im Glasmuseum und auf der Veste spielen können.
Kein Museum hat sich im November den erneuten Lockdown gewünscht und die nun beschlossene Verlängerung erst recht nicht. Das gilt natürlich auch für die Kunstsammlungen der Veste Coburg. Immerhin aber habe man die erzwungene Schließung für das Publikum dazu nutzen können, manche Arbeiten zu erledigen, die mit Besuchern mehr Zeit erfordern oder gar nicht möglich sind, erklärt Sven Hauschke als Direktor der Kunstsammlungen.
Historische Schlitten fotografiert
So wurden in der Wagenhalle auf der Veste kleine Reparaturen durchgeführt, für die Gerüste aufgebaut werden mussten. Auch die historischen Schlitten, "die man nicht einfach in die Fotowerkstatt tragen kann", konnten neu fotografiert werden.
Auch im Glasmuseum in der Rosenau hat Hauschke die Zwangspause für das Publikum dazu genutzt, die Dauerausstellung zu überarbeiten und neue Akzente zu setzen. Dazu wurde der Nebenraum der Dauerausstellung deutlich umgestaltet und Vitrinen dort aufgestellt dort, wo bislang die Video-Ecke eingerichtet war. "Wir haben jetzt deutlich mehr Vitrinenraum", freut sich Hauschke: "Das spielt uns in die Hände, weil wir nun Objekte ausstellen können, die wir bislang nicht zeigen konnten." Schließlich verzeichnete die Glassammlung in den letzten Jahren zahlreiche Neuzugänge.
Online-Workshop
Im Glasmuseum finden bei der Umgestaltung der Dauerausstellung zwei hochwertige Glasvitrinen neue Verwendung, die zuvor fast drei Jahrzehnte venezianisches Glas auf der Veste beherbergten. Nach der Neugestaltung der Glassammlung auf der Veste wurden diese beiden Klimavitrinen dort nicht mehr benötigt.
Wegen ihrer überaus soliden Bauart, so Hauschke, können sie nun im Glasmuseum weiter genutzt werden - samt ihrer Klimatisierungsmöglichkeiten, die Glas vor schädlichen äußeren Einflüssen schützen. Nach der Umgestaltung werden rund 100 zusätzliche Objekte gezeigt, erklärt Hauschke. Eine Große Vitrine wird dann allein dem Lampenglas gewidmet sein.
Die Sonderausstellung "Gravur - Back on Tour" im Glasmuseum werde verlängert bis Ende Februar, kündigte Hauschke an. Zum Abschluss soll der ursprünglich für Anfang November geplante Workshop stattfinden.
Die beiden Sonderausstellungen auf der Veste dagegen seien bereits jetzt in der Verlängerung und können nicht erneut verlängert werden. Hauschke hofft deshalb auf die vage Möglichkeit, vielleicht doch zur Weihnachtszeit mit den dafür versprochenen Lockerungen wieder öffnen zu können.
Wertvolle Erfahrungen in der Corona-Zeit haben die Kunstsammlungen bei digitalen Angeboten gesammelt. Der Workshop unter dem Motto "Gesund mit Kunst" habe sich sehr gut digital umsetzten lassen, freut sich Hauschke.
Durch die digitale Form habe es sogar eine Teilnehmerin aus Hamburg gegeben. Durch Online-Angebote lasse sich der Radius deutlich vergrößern, schlussfolgert Hauschke. Inwiefern sich künftig Online-Angebote ausweiten lassen, müsse derzeit geprüft werden.
Genaue Prüfung verlangt aus Hauschkes Sicht auch die Frage, ob die Kunstsammlungen eine eigene App anbieten sollen. Solche Dinge, so Hauschke, "brauchen sehr viel Vorlauf". Manchmal sei es zudem nicht falsch, wenn man ein bisschen beobachtet, wie sich der Markt in dieser Hinsicht weiterentwickelt, damit man nicht in technischer Hinsicht die falsche Option wähle.
Eine App könne beim Gang durch die Sammlungen durchaus ein Ersatz für einen Audio-Guide, meint Hauschke, verweist allerdings auch auf technische Probleme, die noch zu meistern seien.